Sieben Leben scheint die Aktie von Singulus Technologies zu haben. Auch wenn der Hersteller von Spezialmaschinen für den Einsatz in der Dünnschichttechnik und der Oberflächenbehandlung jahrelang keine testierten Abschlüsse vorgelegt hat und seinen Anleihengläubigern immer wieder neue Zugeständnisse abverlangt: Es gibt Singulus noch immer. Und nach allem was man aus dem Firmenumfeld hört, sehen die operativen Perspektiven sogar durchaus vielversprechend aus. Entsprechend hat sich der Aktienkurs in den vergangenen Monaten – freilich von niedrigem Niveau aus – sogar ganz anständig entwickelt und nähert sich allmählich der Marke von 3 Euro. Zum Vergleich: Am Jahresanfang 2023 kostete die Singulus-Aktie nur knapp 1,80 Euro. Dabei bringt es die Gesellschaft auf dem aktuellen Niveau von 2,69 Euro auf einen Börsenwert von gerade einmal 24 Mio. Euro.
Gemessen an dem für das laufende Jahr vom Vorstand avisierten Umsatzziel zwischen 140 und 150 Mio. Euro sowie einem EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich ist das normalweise extrem wenig. Warum ist der Kapitalmarkt derart reserviert? Zunächst einmal fehlt es noch immer an belastbarem aktuellen Zahlenmaterial. Der Geschäftsbericht für 2022 soll – so ist zumindest der aktuelle Plan – Ende August erscheinen. Das Eigenkapital zur Jahreshälfte 2022 war mit minus 41 Mio. Euro tiefrot und stand somit auf der “falschen Seite” der Bilanz. Einen Zwischenabschluss mit wichtigen Eckdaten für das erste Quartal 2023 gibt es zwar bereits, allerdings fiel der Jahresstart mit deutlich rückläufigen Erlösen von 16,3 Mio. Euro sowie einem EBIT von minus 0,9 Mio. Euro noch verhalten aus. Der Vorstand spricht von „verspäteten Lieferungen von Materialien und vorgefertigten Teilen“ bei wesentlichen Projekten.
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Immerhin sieht auch Singulus eine deutliche Entspannung bei den Lieferketten und rechnet mit entsprechend positiven Effekten für Umsatz und Ergebnis. So sportlich das Jahresziel aus jetziger Sicht auch aussieht, es besteht zumindest die Chance, dass die Gesellschaft ihre Prognosen einlöst. Wesentlicher Treiber bleiben dabei die Aufträge des chinesischen Großaktionärs China National Building Materials (CNBM) im Solarbereich. Wann und wie die Order abgerufen werden, lässt sich indes nur schwer abschätzen und ist somit wohl das größte Risiko für Singulus. Das gilt umso mehr, weil CNBM auch die nötige Liquidität zur Umsetzung der Aufträge vorschießt. Zuletzt flossen 20 Mio. Euro in zwei Tranchen Richtung Singulus. Als Gegenleistung müssen die Hessen aber Know-how-Rechte im Bereich der Solartechnologie abtreten. Ein Deal, der sicher nicht nach jedem Geschmack ist. Aber Singulus ist eben auch nicht in der Situation, wo man sich die Konditionen aussuchen kann.
Dabei setzt das Unternehmen weiterhin große Hoffnungen in den Bereich Life Science – hier geht für die Kunden etwa um kratzfeste Oberflächen oder auch Produktionsanlagen für Kontaktlinsen. Zudem will Singulus Kunden aus der Brennstoffzellentechnologie adressieren und so vom Wachstumsmarkt Wasserstoff profitieren. Keine Frage: Wenn alles hinhaut, ist die Aktie einer der heißtesten Turnaroundwerte auf dem heimischen Kurszettel überhaupt. Noch ist jedoch keineswegs sicher, dass der Umschwung nachhaltig gelingt. Immerhin: Es wird wird wieder getuschelt über die Singulus-Aktie – und das ist ja auch schon mal was.
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Foto: Singulus Technologies AG (Vakuumbeschichtungsanlage GENERIS PET)
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