Natürlich würde boersengefluester.de auch lieber eine Einschätzung zur ersten Transaktion des neuen Private Equity-Fonds unter dem Dach der SGT German Private Equity – ehemals German Startups Group – schreiben. Doch der Fundraising-Prozess für die im ersten Schritt avisierte 1 Mrd. Dollar zieht sich weiter hin, soll aber im laufenden Quartal abgeschlossen sein. Insofern gibt es zumindest keine Veränderung in der Kommunikation der Frankfurter. Ein paar Neuigkeiten – neben den Eckdaten für das abgelaufene Jahr – hat SGT German Private Equity dennoch parat: So zeigt ein Blick auf die Homepage, dass es sich bei den kürzlich verkauften Beteiligungen aus dem noch vorhandenen VC-Portfolio (siehe dazu unseren Bericht HIER) für einen jeweils niedrigen siebenstelligen Euro-Betrag um das Mode-Unternehmen Armed Angels sowie das Engagement bei der Online-Sprachschule Lingoda handelt. Interessant am Rande: Boersengefluester.de hatte erst kürzlich über die jüngste Finanzierungsrunde von Lingoda berichtet, allerdings im Zusammenhang mit der Beteiligungsgesellschaft Mountain Alliance, die ebenfalls bei Lingoda aktiv ist.
Doch zurück zu SGT German Private Equity: Sofern der Fundraisingprozess den erhofften Mittelzufluss erreicht, sollen für den neu aufgelegten SGT Capital II Fonds noch im laufenden Jahr mehrere Transaktionen im Volumen zwischen 200 und 800 Mio. Euro durchgeführt werden. Bis zum – wie es im Finanzsprech offiziell heißt – „First Close“ rechnet die im Segment Scale gelistete Gesellschaft mit Verlusten von monatlich 250.000 Euro. Entsprechend würde sich so im ersten Halbjahr 2021 ein Fehlbetrag von rund 1,5 Mio. Euro auftürmen. Sobald der Fonds aktiv ist, soll dagegen ein Überschuss von monatlich 750.000 Euro entstehen; für die zweiten sechs Monate 2021 wären das dann bis zu 4,5 Mio. Euro. Saldiert würde das auf einen Gewinn von etwa 3 Mio. Euro hinauslaufen.
Sofern SGT die Marke von 1 Mrd. Euro toppt, würden pi mal Daumen nochmals 1 Promille des zusätzlichen Kapitals als monatlicher Gewinn hängen bleiben. Beispiel: Wird für die Monate Oktober, November, Dezember ein Fondsvolumen von 1,5 Mrd. Dollar erreicht, würden – wenn wir es richtig sehen – jeweils 500.000 Dollar (umgerechnet rund 414.000 Euro) pro Monat hinzukommen. In diesem Fall würde sich also ein gesamter Überschuss von etwa 4,2 Mio. Euro – entsprechend 0,07 Euro pro Aktie – ergeben. Hinzu kämen noch potenzielle Gewinne aus Managementvergütungen für Private Equity-Einzelinvestments, was sich aber nur schwer beziffern lässt, genauso wie mögliche Erträge aus der weiteren Auflösung des VC-Portfolios. Per saldo prognostiziert die Gesellschaft für 2021 auf Konzernebene jedenfalls einen „deutlichen Gewinn nach Steuern“ und blick zuversichtlich nach vorn.
„Die Geschäftsführung sieht die SGT German Private Equity insgesamt in einer sehr aussichtsreichen Lage“, heißt es offiziell. Die Untergrenze für 2022 müsste demnach bei einem Ergebnis von 9 Mio. Euro (12 x 750.000 Euro) stehen. Bei 2 Mrd. Dollar Fondsvolumen wären es knapp 19 Mio. Euro – entsprechend gut 0,30 Euro pro Anteilschein. Gemessen am aktuellen Aktienkurs von 1,64 Euro wäre die SGT-Aktie also fürchterlich günstig. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt ein gehöriger Sicherheitsabschlag absolut angebracht. Wer ins Risiko gehen will, wagt sich bereits jetzt aus der Deckung und baut eine kleine Position auf. Vorsichtigere Anleger warten ab, bis mehr Klarheit über die operativen Fortschritte herrscht. Zu spät wird es dann mit einem Investment bestimmt auch noch nicht sein.
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