Jetzt kann die Aktie von SGT German Private Equity endlich zeigen, was wirklich in ihr steckt. Nach gefühlt ewigen Verzögerungen hat der Private Equity-Asset Manager nun nämlich alle behördlichen Genehmigungen, um die Akquisition des IT-Sicherheitsunternehmens Utimaco für den aufgelegten Fonds SGT Capital Fund II auch formal in trockene Tücher zu bekommen. „Mit dem Closing ist die Transformation der ehemaligen German Startups Group abgeschlossen und geht aus der Vorbereitungsphase in den operativen Betrieb über“, sagt Geschäftsführer Christoph Gerlinger. Mit dem parallel dazu ebenfalls erfolgten ersten Zeichnungsschuss für den Private Equity-Fonds verwaltet die Tochter SGT Capital Pte. (SGTPTE) nun ein Volumen von mehr als 800 Mio. Dollar. Das wiederum steht zunächst einmal im Widersprich zu dem stets angekündigten Funding-Volumen von mindestens 1 Mrd. Dollar. Doch wie zu hören ist, bleibt das Management beim mittelfristigen Ziel, eines Kapitalstamms nördlich von 1,5 Mrd. Dollar.
Offiziell heißt es momentan dazu aber nur: „Die Geschäftsführung strebt an, die verwalteten Fondsvolumina im weiteren Geschäftsverlauf deutlich zu steigern.“ Mit Corona und dem Ukraine-Krieg hatten die Private Equity-Experten zuletzt jedoch gleich zwei Ereignisse im Rücken, die viele Transaktionen behindert haben. Nun: Zumindest die Corona-Fessel löst sich zusehends. Was die Implikationen durch Russland auf globale Fund-Raising-Aktivitäten angeht, muss man einfach schauen. Seriöse Vorhersagen lassen sich hier kaum treffen. Hinzu kommt, dass sich Bewertungsmultiples für viele Unternehmen seit Jahresbeginn – gerade im Techsektor – spürbar verringert haben.
Gleichwohl stufen die Analysten von AlsterResearch die Neuigkeiten um Utimaco als „Game Changer“ ein. „Unserer Ansicht nach ist die Nachricht der Startpunkt eines neuen Kapitels in der Geschäftstätigkeit von SGF und markiert die endgültige Abkehr vom alten Risikokapitalgeber zu einem Private Equity-Vermögensverwalter“, sagt Analyst Thomas Wissler. Die Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 3,40 Euro für die SGT-Aktie bekräftigt Alster Research. Beim aktuellen Aktienkurs von 1,29 Euro entspricht das einer nicht alltäglichen Chance von mehr als 160 Prozent. Wichtig aus Anlegersicht ist in diesem Zusammenhang zudem, dass die börsennotierte Muttergesellschaft SGT German Private Equity der Tochter SGTPTE vorab gewährte Darlehen von rund 7 Mio. Euro zur Vorfinanzierung der Aufwendungen im Zusammenhang mit den Closing vollständig zurückerhalten hat.
Noch offen ist freilich, wie hoch die künftigen Erlösströme für die im Freiverkehrssegment Scale gelistete SGT German Private Equity nun tatsächlich ausfallen. Möglicherweise gibt es aber auch dazu bald erste Indikationen, denn schon kurzfristig ist die Veröffentlichung der Zahlen für 2021 geplant – bestimmt garniert mit einem Ausblick für das laufende Jahr. Boersengefluester.de wird auch dazu ein Update geben. Immerhin kommt nun endlich Bewegung in die Investmentstory. Kurz zur Erinnerung: Die Hauptversammlung, auf der die Transformation des Geschäftsmodells der damaligen German Startups Group beschlossen wurde, fand bereits am 7. August 2020 statt. Damals hätte wohl niemand im Traum daran gedacht, dass sich der Prozess derart in die Länge zieht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
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