Endlich geht es auf die Zielgerade: Noch für Juni erwartet die SGT Capital Pte. Ltd. (SGTPTE) – also der Teil aus dem Konzernverbund von SGT German Private Equity, der künftig als Private Equity-Assetmanager für die Haupterträge sorgen soll – einen ersten Zeichnungsschluss für den SGT Capital II Fonds mit Kapitalzusagen von dann Untergrenze 1 Mrd. Dollar. Geplant ist, mit den Investorengeldern im laufenden Jahr Firmenzukäufe im Wert zwischen 200 und 800 Mio. Euro durchzuführen. Das geht aus dem frisch veröffentlichten Geschäftsbericht 2020 von SGT German Private Equity hervor. Zugegeben: Super heiß ist diese Information nun auch wieder nicht, denn der oben beschriebene Prozess sollte nach bisherigen Angaben ohnehin im zweiten Quartal abgeschlossen sein. Gleiches gilt für die Aussage, dass bei 1 Mrd. Dollar Fondsvolumen längst nicht Schluss ist und die Gesellschaft weiterhin Mittel von bis zu 3,5 Mrd. Euro einwerben will.
Wichtig ist das für SGT-Aktionäre insbesondere deshalb, weil das Unternehmen künftig Managementvergütungen erhält, die im Wesentlichen an das Fondsvolumen gekoppelt sind. Soll heißen: Je mehr Geld reinkommt, desto mehr Kapital steht am Ende auch für Dividenden oder weitere Aktienrückkäufe zur Verfügung. Als Daumenregel gilt, dass von jeder weiteren Erhöhung des Kapitals bei SGT, monatlich etwa 1 Promille als Gewinn hängen bleiben. Bei 1 Mrd. Euro zusätzlichem Fondsvolumen wären es also rund 12 Mio. Euro Ertrag für ein ganzes Jahr. Zur weiteren Einordnung: Bis zum First Close 2021 kalkuliert das Management derweil mit Verlusten von monatlich rund 250.000 Euro, anschließend sollen Gewinne von monatlich 750.000 Euro anfallen. Summa summarum, käme die SGTPTE für 2021 so auf eine Gewinnerwartung von rund 3 Mio. Euro – entsprechend 0,07 Euro je Aktie.
Einfluss aufs Konzernergebnis übt auch das zum Verkauf stehende Restportfolio der Vorgängergesellschaft German Startups Group (jetzt SGF) aus. Dem Vernehmen nach kalkuliert CFO Christoph Gerlinger hieraus mit einem Ergebnis in mindestens niedriger siebenstelliger Höhe. Exakte Vorhersagen lassen sich freilich kaum treffen. Rechnet man einfach mal mit 2 Mio. Euro, würde sich ein zusätzlicher Ergebniseffekt von 0,03 Euro je Aktie ergeben. Auf Holding-Ebene ist dagegen eine Belastung von etwa 1,2 Mio. Euro entsprechend (0,02 Euro je Aktie) zu erwarten, so dass für 2021 per saldo ein Ergebnis je Anteilschein von etwa 0,08 Euro denkbar erscheint. Für 2022 sollten es dann wiederum spürbar mehr sein, so dass die im Spezialsegment Scale notierte SGT-Aktie sogar unter KGV-Aspekten hoch interessant ist. Noch handelt es sich allerdings überwiegend um Zahlenspiele, der echte Erfolgsbeweis des neuen Geschäftsmodells steht noch aus.
Ansonsten finden sich Geschäftsbericht 2020 viele Hintergrundinfos zu den jüngsten Transaktionen aus dem Venture Capital-Portfolio und auch detaillierte Informationen zur neuen Gesellschaftskonstruktion. Zu kurz gekommen ist für unseren Geschmack freilich der Blick nach vorn, also eine genaue Beschreibung der künftigen Schritte als Asset Manager. Keine Frage: Noch gibt es wenig harte Fakten, über die man schon jetzt dezidiert berichten könnte. Zudem gehört die Private Equity-Branche ohnehin eher zu den Leisetretern. Bleibt zu hoffen, dass sich die Fessel in den kommenden Monaten löst und dann auch der Aktienkurs endlich in die richtige Richtung läuft. Letztlich ist es schließlich Sinn und Zweck der ganzen Neuaufstellung, auch dem Kapitalmarkt eine attraktive und verlässliche Investmentstory zu bieten. “Die SGTPTE birgt für den SGF-Konzern die Chance, eine nachhaltige, planbare und hohe Profitabilität zu erreichen. Darüber hinaus besteht die Chance, bei Erfolg ihres neuen Private Equity-Fonds, in drei bis vier Jahren Folgefonds aufzulegen”, sagt CFO Gerlinger.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
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