Normalerweise hätte die in Frankfurt ansässige SGT German Private Equity längst in ihrer neuen Rolle als Asset-Manager aufgehen sollen. Immerhin hatte das Team um Christoph Gerlinger die Weichen dafür schon vor rund 1,5 Jahren gestellt. Plan war es, möglichst schnell mindestens 1 Mrd. Dollar bei Investoren einzusammeln, mit dem Geld ein Portfolio aus attraktiven Mittelstandsfirmen aufzubauen und am Ende über regelmäßig Performance-Fees für die Verwaltung des Fondsvermögen zu verdienen. Grundsätzlich eine gute Investmentstory, für die es auch etliche Vorbilder an der Börse gibt. Zu diesem Zweck hatte sich die German Startups Group – so hieß das Unternehmen damals noch – mit den Investmentprofis von SGT Capital Pte zusammengetan und in SGT German Private Equity umfirmiert. Das damit verbundene Vertragswerk war vermutlich ähnlich komplex wie das beim Wechsel von Lionel Messi von Barcelona zu Paris Saint Germain.
Bleibt man bei dem Fußballerbeispiel, war die zentrale Erfolgsgröße das Einwerben der avisierten Fondsgelder. Dafür bekam SGT Capital – quasi als eine Art Ablösesumme – 50 Millionen neu geschaffene Aktien von SGT German Private Equity und wurde so mit Abstand größter Anteilseigner. Als Sicherheit ließ sich das im Börsensegment Scale gelistete Unternehmen eine gestaffelte Klausel ins Vertragswerk einbauen, wonach SGT Capital bis zur Hälfte der neuen Aktien zurückgeben muss, sofern die Fondsprofis ihre Pläne nicht im vereinbarten Umfang bzw. mit Zeitverzug umgesetzt bekommen. So gesehen war das Managementteam von SGT Capital also maximal motiviert. Was damals noch keiner ahnen konnte, war allerdings der massive und vor allen Dingen in seiner Dauer nicht für möglich gehaltene Einfluss von Corona auf den kompletten Prozess des Fundraisings sowie der damit verbundenen behördlichen Genehmigungsprozesse.
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Um es kurz zu machen: SGT Capital geriet in Verzug und hätte nun den nach Staffelung fälligen Teil seiner damals erhaltenen neuen Aktien an die Frankfurter zurückgeben müssen. Da mit Corona jedoch besondere Umstände, die nicht im Einflussbereich von SGT Capital liegen, zu der Planverfehlung führten, hat SGT German Private Equity Mitte Januar einen Deal mit den Fondsinitiatoren geschlossen. So wurde zum einen der Stichtag für die Geltendmachung des Aktienrückgabeanspruchs auf maximal Ende August 2022 nach hinten geschoben. Darüber hinaus bekommt SGT German Private Equity 6,5 Mio. Euro als Kompensation für die eigentlich längst hätten fließen sollenden Performance-Fees.
Diese Summe fließt allerdings nicht in bar, sondern in Form von 2.176.500 SGT German Private Equity-Aktien – jeweils bewertet mit dem Ausgabekurs der damaligen Kapitalerhöhung von 2,97 Euro – aus dem Bestand des neuen Großaktionärs. Eine Vereinbarung, mit der beide Seiten ihr Gesicht waren. Wie boersengefluester.de hört, werden genau diese knapp 2,2 Millionen SGT-Aktien nun zurücküberwiesen. Technisch handelt es sich um eigene Aktien, für die es diverse Verwendungen gibt: Vom Einzug, über den Verkauf an Investoren bis hin zum Einsatz als Akquisitionswährung. Theoretisch können sie aber natürlich auch – neben den bereits 542.700 im Bestand befindlichen eigenen Aktien – im Depot liegen bleiben.
Zur Einordnung: Würde SGT German Private Equity sämtliche der nun 2.719.200 eigenen Aktien einziehen, würde sich die Zahl der Anteilscheine um knapp 4,5 Prozent verringern. Das ist durchaus eine kursrelevante Größenordnung. Losgelöst davon braucht es aber mehr, um den immer noch wenig überzeugenden Chartverlauf der SGT-Aktie in Schwung zu versetzen. Am wirkungsvollsten ist naturgemäß eine nachhaltig überzeugende operative Performance. Davon ist SGT German Private Equity nach den vielen Verschiebungen und Ankündigungen allerdings noch ein Stück entfernt. Eher das Sahnehäubchen sind derweil zurzeit diskutierte Themen wie Dividenden oder neuerliche Aktienrückkäufe. Die Analysten von AlsterResearch haben zuletzt ein Kursziel von 3,40 Euro für die Aktie berechnet.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |