Eigentlich hatte SFC Energy mit den Ende Februar veröffentlichten Vorabzahlen 2023 sowie dem Ausblick für das laufende Jahr alle wesentlichen Fakten frühzeitig kommuniziert. Eine faustdicke Überraschung gibt es aber doch im jetzt vorgelegten Geschäftsbericht 2023 – und der steht ganz unten in der Gewinn- und Verlustrechnung: So weist der Anbieter von Stromerzeugern auf der Basis von Brennstoffzellentechnologien durch die Bildung von aktiven latenten Steuern auf die massiv vorhandenen steuerlichen Verlustvorträge für das vergangene Jahr per saldo einen Steuerertrag von 11,72 Mio. Euro aus, so dass die Gesellschaft auf einen in dieser Höhe völlig unerwarteten Überschuss von 21,06 Mio. Euro kommt. Entsprechend klettert das Ergebnis je Aktie von 0,07 auf 1,18 Euro. Damit korrespondierend stehen auf der Aktivseite der Bilanz nun aktive latente Steuern von 17,42 Mio. Euro, die etwas salopp formuliert zukünftige Forderungen gegenüber dem Finanzamt darstellen.
„Der Konzern kam, trotz verzeichneter Verluste in vergangenen Perioden, zu dem Schluss, dass die latenten Steueransprüche unter Verwendung des geschätzten zukünftigen zu versteuernden Ergebnisses erzielbar sind“ heißt es dazu im Lagebericht. Für die Aktionäre von SFC Energy sind an dieser Stelle zwei Dinge wichtig: Der hohe Überschuss für 2023 ist im Wesentlichen ein bilanzieller Effekt und sollte nicht als Maßstab für künftige Ergebnisse herangezogen werden. Gleichwohl ist der Bilanzansatz ein Beleg dafür, dass die lange Phase der Aufbauinvestments bei SFC nun in eine nachhaltige Periode der Profitabilität mündet – und das ist die gute Botschaft. Positiv sieht boersengefluester.de auch, dass die Schere zwischen den ausgewiesenen Ergebnissen EBITDA und EBIT sowie ihren um Sondereffekte bereinigten Pendants weiterhin relativ überschaubar ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,29 | 61,70 | 58,54 | 53,22 | 64,32 | 85,23 | 118,15 | |
EBITDA1,2 | 0,86 | 2,48 | 1,70 | -0,99 | -0,80 | 8,59 | 14,62 | |
EBITDA-Marge3 | 1,58 | 4,02 | 2,90 | -1,86 | -1,24 | 10,08 | 12,37 | |
EBIT1,4 | -0,89 | 1,33 | -1,29 | -4,50 | -5,11 | 3,60 | 9,16 | |
EBIT-Marge5 | -1,64 | 2,16 | -2,20 | -8,46 | -7,95 | 4,22 | 7,75 | |
Jahresüberschuss1 | -2,07 | 0,00 | -1,93 | -5,18 | -5,83 | 2,02 | 21,06 | |
Netto-Marge6 | -3,81 | 0,00 | -3,30 | -9,73 | -9,06 | 2,37 | 17,83 | |
Cashflow1,7 | 1,70 | 2,01 | -1,26 | -0,60 | 1,08 | -4,76 | 3,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,23 | 0,00 | -0,17 | -0,39 | -0,40 | 0,07 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Ob das im laufenden Jahr so bleibt, hängt stark davon ab, inwiefern die Gesellschaft ihr Wachstum durch Zukäufe forciert und es im Zuge dessen zu Sonderbelastungen kommt. Immerhin bleibt die regionale Erweiterung ein erklärtes Ziel, zumal der SDAX-Konzern mit seinen Engagements in Nordamerika und Asien – speziell Indien – momentan gute Erfahrungen macht. „Wir sehen vermehrt Möglichkeiten der Marktkonsolidierung und planen, diese aktiv zu nutzen“, sagt CEO Peter Podesser. Produktseitig kommen die wesentlichen Impulse dabei aus dem deutlich größeren Bereich Clean Energy (Wasserstoff- und Direktmethanol-Brennstoffzellen). Das ist insofern interessant, weil zuletzt das Segment Clean Power Management (Spannungswandler und Spulen) der größere Tempomacher für das Unternehmen aus Brunnthal bei München war.
Ansonsten bestätigt Podesser wenig überraschend die erst kürzlich vorgelegten Prognosen für 2024 (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Insbesondere die Bandbreiten für das zu erwartende bereinigte EBITDA (17,5 bis 22,4 Mio. Euro) sowie das prognostizierte adjustierte EBIT (9,8 bis 14,7 Mio. Euro) sind ziemlich weit gefasst und zeigen ein hohes Maß an Unsicherheit – trotz der grundsätzlich intakten Trends. „Auch wenn der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft weltweit mehr Zeit in Anspruch nehmen wird und finanzielle Unterstützung der Energiewende durch öffentliche Mittel zum Teil nicht so schnell oder nicht im ursprünglich angedachten Umfang realisierbar erscheint, bleibt der gesellschaftliche Konsens über die Notwendigkeit der Dekarbonisierung der Energieinfrastruktur eine langfristige Priorität“, betont Vorstand Peter Podesser.
Insgesamt bietet die Aktie von SFC Energy eine in dem Sektor seltene Kombination aus Wachstum, bilanzielle Stabilität und Profitabilität, was sich Aktienkurs weiterhin erst ansatzweise zeigt. Nun: An der Börse liegt das Momentum zurzeit sehr viel stärker in den Bereichen Defence, KI oder auch Finanzen. Das wird sich auch wieder relativieren – und dann steht Green Technology nach Einschätzung von boersengefluester.de mit in der ersten Reihe. Zudem gibt es auch noch die Mittelfristplanung, die bis 2028 Umsatzerlöse von 400 bis 500 Mio. Euro sowie einen Anstieg der bereinigten EBITDA-Marge von zuletzt 12,8 auf mehr als 15 Prozent vorsieht. Bewertungsspielraum nach oben ist also vorhanden. Ein starkes Zeichen im Chart wäre es, wenn sich die Notiz signifikant über die 200-Tage-Linie schieben könnte.
Foto: Clipdealer
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