Das gibt es auch selten, aber beim Börsengang von Serviceware Ende April passte irgendwie alles: Knackige Wachstumsstory, solide Geschäftszahlen und ein mit dem Unternehmen verwurzeltes Management. Umso überraschender ist es, dass die Notiz des Anbieters von Softwarelösungen für die Verbesserung der Servicequalität von Unternehmen (Enterprise Service Management) – nach einer guten Anfangsphase – zuletzt wieder auf den Emissionskurs von 24 Euro zurückgefallen ist. Allerdings, und das ist ein nicht ganz unerheblicher Punkt: Auf diesem Niveau beträgt die Marktkapitalisierung bereits 252 Mio. Euro. Für ein Unternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr gut 44 Mio. Euro umgesetzt hat und dabei auf einen Überschuss von 4,6 Mio. Euro kam, ist das eine Menge Holz. Andererseits hat CEO Dirk K. Martin vor der Notizaufnahme im Prime Standard einen strammen Wachstumskurs versprochen. Umso gespannter war boersengefluester.de auf die jetzt vorgelegten Zahlen zum Halbjahr des Geschäftsjahrs 2017/18, das am 30. November endet.
Demnach kam Serviceware auf ein Umsatzplus von 15,5 Prozent auf 27,02 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel dabei von 2,70 auf 2,22 Mio. Euro zurück. Das hört sich zunächst einmal nicht besonders sexy an, allerdings ist das Betriebsergebnis im ersten Halbjahr allein durch 875.000 Euro an Aufwendungen für den Börsengang belastet. Bereinigt um diesen Posten wäre das EBIT um 14,7 Prozent auf knapp 3,10 Mio. Euro vorangekommen. Erwähnenswert ist außerdem, dass die Personalaufwendungen um annähernd 22 Prozent auf 9,48 Mio. Euro gestiegen sind und entsprechend am Ergebnis nagen. Das wiederum sollten Anleger nicht negativ interpretieren. „Der Personalaufbau erfolgte besonders mit Hinblick auf die dynamische Entwicklung im Bereich Service/SaaS“, heißt es dazu im Zwischenbericht. Offenbar zahlen sich die Investitionen auch aus, denn die „Software as a Service-Umsätze“ zogen um 33,5 Prozent auf 7,40 Mio. Euro an und ragten damit bereits knapp an die klassischen Lizenzumsätze heran, die sich zum Halbjahr auf 10,36 Mio. Euro türmten (+ 11,26 Prozent). „Wir sind mit den Zahlen des 1. Halbjahres 2017/2018 sehr zufrieden und haben besonders im zweiten Quartal die Wachstumsdynamik noch einmal deutlich gesteigert und unseren Gewinn überproportional erhöht“, sagt denn auch CFO Harald Popp.
Schade findet boersengefluester.de, dass sich der Finanzvorstand noch nicht zu einer Bandbreitenprognose zu Umsatz und EBIT für das Gesamtjahr 2017/18 entschieden hat und lediglich eine „Fortführung des profitablen Wachstums“ in Aussicht stellt. Demnach bleiben wir bei unserer Vorschau, wonach die aus dem hessischen Bad Camberg kommende Gesellschaft auf Erlöse von knapp 55 Mio. Euro sowie ein Betriebsergebnis von 7,3 Mio. Euro zusteuert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) siedeln wir bei 7,6 Mio. Euro an. Im kommenden Jahr sollte das EBITDA dann die Marke von 11 Mio. Euro touchieren. Unter Berücksichtigung der Netto-Liquidität von zuletzt 58,5 Mio. Euro steht dem ein Unternehmenswert (Enterprise Value) von knapp 197 Mio. Euro gegenüber. Mit anderen Worten: Der Börsenneuling wird mit dem knapp 17,5fachen des für 2019 zu erwartenden EBITDA gehandelt. Ob das nun viel oder wenig ist, darüber lässt sich trefflich streiten. So wird der milliardenschwere US-Konzern ServiceNow mit einem Faktor von fast 33 bei der Relation von Enterprise Value zu dem EBITDA für 2019 gehandelt. USU Software, in Teilen ebenfalls mit Serviceware vergleichbar (siehe dazu den jüngsten Beitrag von boersengefluester.de zu USU HIER), kommt auf ein entsprechendes Multiple von knapp 15. Und so ist es ein wenig auch eine Glaubensfrage: Wer sich an einem wachstumsstarken heimischen Softwareunternehmen mit solider Bilanz und internationalem Anspruch beteiligen will, sollte mit Serviceware auf die lange Sicht gut fahren. Die Halbjahreszahlen zeigen jedenfalls in die richtige Richtung. Unser Tipp: Einfach mal ein paar Stücke ins Depot legen und dort liegen lassen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 44,35 | 55,18 | 66,57 | 72,44 | 81,28 | 83,18 | 91,53 | |
EBITDA1,2 | 5,87 | 3,39 | -1,18 | 1,79 | 2,19 | -1,63 | 0,17 | |
EBITDA-Marge3 | 13,24 | 6,14 | -1,77 | 2,47 | 2,69 | -1,96 | 0,19 | |
EBIT1,4 | 5,63 | 2,72 | -2,31 | -1,61 | -1,27 | -5,85 | -3,98 | |
EBIT-Marge5 | 12,69 | 4,93 | -3,47 | -2,22 | -1,56 | -7,03 | -4,35 | |
Jahresüberschuss1 | 4,65 | -1,09 | -1,15 | -1,57 | -2,00 | -3,96 | -3,94 | |
Netto-Marge6 | 10,48 | -1,98 | -1,73 | -2,17 | -2,46 | -4,76 | -4,31 | |
Cashflow1,7 | 5,82 | -2,49 | -7,23 | -0,65 | 6,01 | 0,78 | 1,27 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,44 | -0,10 | -0,11 | -0,15 | -0,20 | -0,37 | -0,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
Hinweis: Geschäftszahlen für Serviceware liegen erst ab dem Geschäftsjahr 2014/15 (30. November) vor
Zum Vergleich: Chart und fundamentale Kennzahlen von USU Software:
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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