Der eigentlich interessante Termin findet erst am 24. März 2021 statt. Dann nämlich läuft die Analystenkonferenz von secunet Security Networks – vor wenigen Jahren war das noch eine Art Familientreffen, auf dem die Großwetterlage in allen Details diskutiert wurde. Mittlerweile ist der Anbieter von leistungsfähigen IT-Sicherheitslösungen auf eine Marktkapitalisierung von annähernd 2 Mrd. Euro gewachsen und zieht so fast zwangsläufig ein deutlich größeres Investoreninteresse auf sich. Da kann es nicht schaden, wenn der Geschäftsbericht 2020 mit dem kompletten Zahlenwerk quasi zur Vorbereitung bereits ein paar Tage vorher veröffentlicht wird. Nun: Zumindest die Eckdaten für Umsatz und EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) hatten die Essener bereits im Januar veröffentlicht, die Prognose für 2021 mit Erlösen von 260 Mio. Euro sowie einem EBIT um 38 Mio. Euro ist sogar noch länger bekannt. Insofern ist das Überraschungspotenzial zunächst einmal begrenzt.
Dividendenorientierte Anleger wird es freilich freuen, dass secunet die Ausschüttung zur Hauptversammlung am 12. Mai 2021 noch einmal um 98 Cent auf nun 2,54 Euro je Aktie erhöhen wird. Angesichts des rapide gekletterten Aktienkurses steht diese Dividende freilich nur für eine Rendite von knapp 0,9 Prozent. Interessant trotzdem ein wenig Zahlen-Jojo: Wer nämlich bereits vor fünf Jahren eingestiegen ist und den Titel seitdem im Depot behalten hat, kommt für 2020 auf eine Rendite von mehr als 10 Prozent – sowie ein Kursplus von erstaunlichen 1.115 Prozent. Auf Zehn-Jahres-Sicht türmt sich der Wertzuwachs gar auf 2.650 Prozent. Dabei will boersengefluester.de gar nicht zählen, wie häufig wir die secunet-Aktie zwar zum Kauf empfohlen haben (HIER), aber immer wieder auch auf die hohe Bewertung des Titels abgestellt haben. Die Lehre daraus: Am Ende kommt es eben nicht primär darauf an, ob das KGV jetzt bei 15, 20 oder vielleicht sogar noch höher liegt – sofern das Unternehmen immer wieder positiv zu überraschen vermag.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Keine Frage: secunet hatte Treiber wie etwa die massiv erhöhte Nachfrage nach geschützter IT-Ausstattung von Behördenseite im Zuge von Corona oder auch vor etwas längerer Zeit die Flüchtlingskrise, die so nicht vorhersehbar waren. Aber die Gesellschaft hat eben auch die geliefert und die entsprechenden Aufträge an Land gezogen. Lediglich im Geschäft mit privaten Unternehmen ist secunet – von der Auftragsflut bei der Ausstattung von Arztpraxen mit Gesundheitskonnektoren einmal abgesehen – noch nicht entscheidend vorangekommen. Hier hatte boersengefluester.de eine höhere Erwartungshaltung, zumal wichtige Trends dem Unternehmen auch hier in die Karten spielen. Adressiert sin etwa der Automobilsektor sowie Anbieter von kritischen Infrastrukturen wie Versorgerbetriebe. Aber auch im Maschinenbau ist secunet aktiv – etwa wenn es um eine sichere Anlagensteuerung per Fernwartung geht.
Zurzeit steht der Bereich für rund 17 Prozent der Konzernumsätze – bei einem EBIT von minus 2,1 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Public Sector erlöste secunet 2020 gut 237 Mio. Euro und schaffte dabei ein EBIT von 53,8 Mio. Euro. Zumindest besteht die Hoffnung, dass die Gesellschaft auch hier künftig deutlich mehr PS auf die Straße bekommt. So betont der Vorstand, dass im Industriebereich 2020 „wichtige vertriebliche Pfeiler“ gesetzt wurden, um mittelfristig ein stärkeres Wachstum zu erzielen. Hoffnungsträger ist dabei die Plattform secunet edge für eine sichere Anbindung von IT-Infrastrukturen an Cloud-Dienste.
Ansonsten bleibt es dabei: secunet verfügt über eine piekfeine Bilanz ohne Bankverbindlichkeiten, hat ein starkes Management sowie eine super Marktposition im behördlichen Sektor. Und wenn wir das Getuschel richtig deuten, herrscht trotz aller Erfolge der jüngsten Jahre eine regelrechte Aufbruchstimmung im Unternehmen. Für Langfristanleger bleibt der Titel damit eine Bereicherung fürs Depot, auch wenn das KGV mittlerweile weit jenseits der Marke von 50 angekommen ist. Zudem gehen wir davon aus, dass der leicht höhere Streubesitz nach der kürzlich erfolgten Umplatzierung von Großaktionär Giesecke + Devrient (HIER) den Titel zurück in den SDAX befördern wird. Kurzfristig ist boersengefluester.de derweil auf die Analystenkonferenz gespannt.
Foto: secunet Security Networks