Seit Wochen hängt die Notiz von secunet Security Networks im Bereich um 200 Euro fest. Mit Blick auf die Spitzenkurse des vergangenen Jahres von mehr als 400 Euro ist das sicher enttäuschend, angesichts der zuvor ambitionierten Bewertung des Anbieters von leistungsstarken Sicherheitskomponenten zur Abwehr von Cyberangriffen – gepaart mit der eher gedrosselten Ergebnisprognose für 2022 – aber auch nicht ganz überraschend. Hinzu kommt, dass der zwischenzeitliche Push aus der Fantasie um mögliche größere Aufträge aus dem Sondervermögen zur Aufrüstung der Bundeswehr sich wohl als zu voreilig herausgestellt hat und die Veränderungen bei der Truppe in erster Linie schleppend verlaufen. Umso interessanter der jetzt vorgelegte Überblick für das abgelaufene Geschäftsjahr.
So steigerte secunet den Umsatz um etwas mehr als zwei Prozent auf den Rekordwert von rund 345 Mio. Euro. Damit haben die Essener die eigene Prognose mit Erlösen von circa 320 Mio. Euro überraschend deutlich getoppt und im Schlussquartal 2022 starke 132 Mio. Euro Umsatz erzielt. Etwas schlechter als gedacht entwickelte sich dagegen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit vermutlich rund 47 Mio. Euro. Hier hatte das SDAX-Unternehmen eine Größenordnung von etwa 50 Mio. Euro avisiert – nach knapp 64 Mio. Euro im Jahr zuvor. Auf Q4 2022 entfällt damit ein EBIT von 23,1 Mio. Euro. Als Ursachen für den Rückgang nennt der Vorstand insbesondere die auch durch den Erwerb des Cloudspezialisten SysEleven (Kaufpreis: knapp 50 Mio. Euro) gewachsenen Personalaufwendungen, gestiegene Kosten für von Dritten beschaffte Leistungen – also etwa Hardware – sowie höhere Abschreibungen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Insgesamt spricht CEO Axel Deininger jedoch von einer „guten Performance“ und betont: „Vor allem der erzielte Rekordumsatz und die damit verbundenen Zugewinne in den Kernmärkten zeigen die nachhaltige positive Entwicklung von secunet.“ Einen Ausblick für das laufende Jahr sowie den Dividendenvorschlag gibt es noch nicht, die werden spätestens mit der Vorlage des Geschäftsberichts am 24. März 2023 folgen. Die Analysten kalkulieren bislang mit weiter steigenden Erlösen und einer deutlichen Verbesserung des EBIT auf mehr als 60 Mio. Euro. Bleibt abzuwarten, ob das noch eine realistische Größenordnung ist, zumal die von den Finanzexperten unterstellte Vergleichsbasis für 2022 etwas nördlich von 50 Mio. Euro nun relativ klar unterschritten wurde.
Entlastung könnte insbesondere von einer möglichen Verbesserung der Lieferketten mit Elektronikbauteilen kommen, immerhin haben hier zuletzt doch einige Unternehmen erste Signale in diese Richtung gesendet. Ansonsten bewegt sich secunet weiter in einem Wachstumsmarkt, so dass Investoren sich um die Erlösseite auch künftig keine größeren Sorgen machen müssen, selbst wenn die Messlatte mit 345 Mio. Euro nun schon recht hoch liegt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren setzte secunet mit 163 Mio. Euro nicht einmal halb so viel um wie 2022 – dabei gab es in dieser Zeit keine Akquisitionen, die das Bild komplett verfälscht hätten. Beinahe alles organisches Wachstum also.
Bewertet wird das im Prime Standard gelistete Unternehmen an der Börse mit zurzeit 1.316 Mio. Euro. Das ist gemessen am aktuellen Ergebnisniveau grundsätzlich zwar immer noch alles andere als moderat, dafür bekommen Anleger aber auch ein qualitativ hochwertiges Unternehmen ins Depot, was auch in schwierigen Zeiten wächst. Per salo sieht boersengefluester.de damit gute Chancen, dass sich die Notiz wieder nachhaltig gen Norden orientiert. Und für Neueinsteiger könnte vielleicht sogar die Dividende ein Argument sein, selbst wenn wir davon ausgehen, dass die für 2021 – neben der Basisausschüttung von 3,37 Euro – gezahlte Sonderdividende von 2,01 Euro je Aktie es eher nicht wieder geben wird.
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