Wenn der normalerweise für eher konservative Prognosen bekannte Vorstand von secunet Security Networks von einem „herausragenden Schlussquartal“ spricht, dann muss es in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 richtig gut gelaufen sein für den Anbieter von leistungsfähiger Verschlüsselungstechnologie für den Einsatz in kritischen Behörden, Infrastruktureinrichtungen oder auch Institutionen mit hoher Geheimhaltungsstufe wie der Bundeswehr. Und tatsächlich hat es secunet mit seinen Eckdaten für das vergangene Jahr geschafft, ein durchaus schwieriges Jahr einigermaßen versöhnlich abzuschließen – zumindest operativ. Mit Blick auf den Aktienkurs sieht das freilich ganz anders aus: Auf Zwölf-Monats-Sicht steht ein saftiges Minus von 40 Prozent zu Buche. Von dem im November 2021 erreichten All-Time-High bei 608 Euro ist die Notiz gar um knapp 80 Prozent zurückgekommen. Eine heftige Bilanz für eine Qualitäts-Aktie.
Dabei erzielten die Essener mit rund 393 Mio. Euro für 2023 einen absoluten Rekordumsatz und toppten die bisherige Erlösprognose von 375 Mio. Euro am Ende doch sehr deutlich. Bezogen auf das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) gilt es stärker zu differenzieren: Mit rund 43 Mio. Euro blieb der frühere SDAX-Konzern aufgrund der hohen Investitionen in neue Cloudtechnologien sowie eines ungünstigeren Produktmixes zwar hinter den Betriebsergebnissen der Jahre 2022, 2021 und auch 2020 zurück. Nachdem secunet nach neun Monaten 2023 jedoch erst auf ein EBIT von 9,7 Mio. Euro kam, hatte boersengefluester.de echte Zweifel, ob nicht sogar die Ende Oktober von zuvor 50 Mio. auf dann 42 Mio. Euro gekappte EBIT-Prognose möglicherweise zu hoch angesetzt sei. Entsprechend positiv wertet auch CEO Axel Deininger die jetzt vorgelegten Daten: „Das Geschäftsjahr 2023 war angesichts schwieriger konjunktureller Bedingungen, die von geopolitischen Krisen und Haushaltskürzungen geprägt waren, ein weiterer Beleg für unsere Stärke und das Engagement unseres Teams.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Das komplette Zahlenwerk wird das Unternehmen am 22. März 2024 vorlegen – und dann wohl auch die Prognose für das laufende Jahr nochmals konkretisieren. Zuletzt ging Axel Deininger davon aus, dass secunet für 2024 auf ähnliche Erträge wie 2023 zusteuern dürfte. Das hört sich für ein grundsätzlich wachstumsstarkes Unternehmen nicht übermäßig prickelnd an, doch vor dem Hintergrund der laufenden Investitionen in das Cloud-Ökosystem ist das zumindest gut begründet und sollte Investoren nicht abschrecken. „Dieses System wird sämtliche Sicherheitsniveaus bis hin zur hohen Geheimhaltungsstufe GEHEIM abdecken und maßgeblich zum weiteren Unternehmenserfolg beitragen“, sagt CEO Axel Deininger. Kurstechnisch scheint sich nun endlich die schon lange überfällige Bodenbildung mit Blickrichtung nach oben abzuzeichnen. Die jüngsten Zahlen sind jedenfalls ein starkes Signal für eine nachhaltige Trendumkehr. Die Kursziele der Analysten liegen mehrheitlich weit über der aktuellen Notiz. Lediglich Hauck Aufhäuser setzte den fairen Wert der Aktie im Dezember bei nur noch 100 Euro an.
Foto: Unsplash+
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