Prognoseanhebungen außerhalb der üblichen Berichtstermine hat es bei secunet Security Networks in den vergangenen Jahren schon eine Reihe gegeben. Die jetzt erfolgte Aktualisierung der gerade einmal etwas mehr als vier Wochen alten Prognose für 2019 hat es jedoch in sich: Demnach stellt der Anbieter von professioneller IT-Sicherheitstechnologie – vorzugsweise für den Einsatz im behördlichen Sektor – nun Erlöse von rund 190 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Bereich um 30 Mio. Euro in Aussicht. Zum Vergleich: Die bisherige Vorschau sah eine geringe Erlössteigerung gegenüber dem 2018er-Wert von 163,3 Mio. Euro sowie ein EBIT leicht unter der Vorjahreshöhe von 26,9 Mio. Euro vor. Auslöser für die Neueinschätzung des Managements ist der rasante Umsatzanstieg von 49 Prozent auf 40,4 Mio. Euro im Auftaktquartal 2019. Per saldo läuft die neue Planung zwar auf eine etwas kräftigere als bislang vermutete Abschwächung der EBIT-Marge von zuletzt 16,5 Prozent hinaus. Angesichts der enormen Umsatzausweitung ist das aber wohl in die Kategorie Luxusproblem einzuordnen. Und wenn man bedenkt, dass secunet 2015 noch mit Erlösen von rund 91 Mio. Euro agierte, wird deutlich, was das Unternehmen momentan für einen Quantensprung vollzieht.
Keine Angaben machen die Essener dazu, ob der markante Erlösanstieg in erster Linie an zusätzlichen behördlichen Bestellungen liegt oder ob womöglich auch der Rollout des secunet-Konnektors für die Einbindung der elektronischen Gesundheitskarte in den Arztpraxen besser als gedacht anläuft. Nun: Spätestens zur Hauptversammlung (HV) am 15. Mai 2019 wird das Team um den scheidenden CEO Rainer Baumgart wohl ein paar Zusatzinfos liefern. Bemerkenswert ist der HV-Termin aber auch deshalb, weil secunet für 2018 eine signifikant höhere Ausschüttung von 2,04 Euro je Aktie – entsprechend einem Gesamtbetrag von knapp 13,20 Mio. Euro – auf die Agenda gesetzt hat. Das macht den Spezialwert zwar längst noch nicht zu einem Renditehit. Andererseits hat die im Prime Standard notierte Gesellschaft für die Jahre 2013 bis 2017 kumuliert überhaupt erst 15,24 Mio. Euro an Dividenden ausgekehrt. Davor gab es seit dem IPO im November 1999 regelmäßig Nullrunden in Sachen Dividende.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Die Marktkapitalisierung von secunet beträgt zurzeit 728 Mio. Euro, womit das Unternehmen eigentlich ein schöner SDAX- beziehungsweise TecDAX-Kandidat wäre. Da allerdings fast 79 Prozent der Stücke in den Händen von Giesecke & Devrient liegen, fehlt es an der erforderlichen Free-Float-Kapitalisierung, und auch der Börsenhandel ist nicht umsatzstark genug. Spezialwertefans müssen sich daran aber nicht stören. Schon eher ein Grund für ein relativ eng limitiertes Kurspotenzial ist die ambitionierte Bewertung der secunet-Aktie – trotz der jüngsten Prognoseanhebung. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von um die 30 müssen Investoren jedenfalls umgehen können. Dafür bekommen sie dann allerdings auch ein qualitativ sehr hochwertiges Unternehmen mit piekfeiner Bilanz ins Depot.