An Aussagen wie „Umsatz und Ergebnis liegen erwartungsgemäß unter Vorjahresniveau“ oder auch „Die Prognose für das Gesamtjahr 2022 wird bestätigt“, muss man sich bei secunet Security Networks erst noch gewöhnen. Immerhin hatte der Anbieter von leistungsstarken Sicherheitskomponenten zur Abwehr von Cyberangriffen zuvor über viele Jahre seine Prognosen immer wieder heraufgesetzt und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 2015 und 2021 von 8,57 auf 63,88 Mio. Euro gesteigert. Rein organisch wohlgemerkt – die eher kleine Akquisition des Messengerdienstes stashcat im zweiten Quartal 2021 einmal außen vor gelassen. Entsprechend steil nach oben ging es auch mit dem Aktienkurs des SDAX-Unternehmens: Anfang November 2021 kostete der Titel in der Spitze 608 Euro – entsprechend einem Börsenwert von 3,95 Mrd. Euro.
Seitdem hat der Titel jedoch massiv an Terrain verloren und bewegt sich derzeit im Bereich um 200 Euro. Operativ läuft es bei secunet dabei momentan im Grunde eher normal, sofern man das in den aktuellen Zeiten mit den vielen Herausforderungen – etwa auf der Beschaffungsseite – überhaupt sagen. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren bei der Ausstattung sicherheitsrelevanter Behörden und Institutionen mit speziellem IT-Equipment immer wieder Sonderkonjunkturen, die für die ungewöhnliche Rekordjagd bei den Zahlen gesorgt haben. Und eben solch ein Extratreiber fehlt 2022.
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Demnach liegen die Umsatzerlöse nach neun Monaten 2022 mit 213,0 Mio. Euro um 14,6 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel aufgrund eines ungünstigeren Produktmixes sowie höheren Personalaufwendungen um fast 51 Prozent auf 23,9 Mio. Euro zurück. „Insgesamt entspricht der Geschäftsverlauf unseren Erwartungen“, sagt CEO Axel Deininger und erwartet gleichsam ein gewohnt starkes viertes Quartal. „Dies hängt mit den Beschaffungsprozessen der öffentlichen Bedarfsträger zusammen, die den Hauptteil unserer Kundschaft ausmachen“, so Deiniger. Der gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert nur leicht rückläufige Auftragsbestand von weiterhin sehr hohen 168,6 Mio. Euro ist jedenfalls ein starke Ausgangslage.
Für das Gesamtjahr bleibt es demnach bei der Prognose, wonach bei Erlösen von rund 320 Mio. Euro mit einem EBIT von etwa 50 Mio. Euro zu rechnen ist. Verglichen mit dem Vorjahreswert von knapp 64 Mio. Euro ist das zwar ein deutlicher Rückgang. Andererseits liegt das avisierte Betriebsergebnis noch immer auf Hochplateau über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von knapp 40 Mio. Euro. Entsprechend ist der Aktienkurs viel krasser zurückgekommen, als der Gewinn geschmolzen ist. Allerdings ist bei KGVs von in der Spitze 70 bis 80 eben auch so gut wie kein Raum für Enttäuschungen – und seien sie noch so gut begründet. Nun: Auf dem jetzigen Niveau wird die secunet-Aktie auf schuldenfreier Basis zwar immer noch mit dem fast 22fachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) gehandelt, was nicht gerade wenig ist.
Andererseits haben die Essener weiterhin eine ganz starke Position im Markt und diese zuletzt über den für knapp 50 Mio. Euro aus der Kasse erworbenen Cloudspezialisten SysEleven sogar nochmals gestärkt. Zusammen mit der Dividendenausschüttung von fast 354 Mio. Euro Ende Mai 2022 ist diese erste größere Akquisition übrigens auch der Hauptgrund, warum das früher so üppige Cashpolster per Ende September auf 3,3 Mio. Euro geschrumpft ist. Per saldo liefert der Neun-Monats-Bericht jetzt keinen zwingenden Grund für eine Neueinschätzung der secunet-Aktie. Boersengefluester.de bleibt jedoch dabei: Für langfristig ausgerichtete Investoren ist das aktuelle Kursniveau sehr attraktiv.
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[sws_grey_box box_size=”640″]Hinweis: Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Zwischen der secunet Security Networks AG und boersengefluester.de besteht eine entgeltliche Vereinbarung zur Soft-Coverage der secunet-Aktie. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der secunet Security Networks AG. Boersengefluester.de nimmt Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten vor.[/sws_grey_box]
Foto: Adi Goldstein auf Unsplash
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