Zur Analystenkonferenz Ende März in Frankfurt hatte Rainer Baumgart so gute Zahlen wie nie zuvor im Gepäck. Kein Wunder, dass der Vorstandsvorsitzende von secunet Security Networks zuversichtlich nach vorn blickte: „secunet bleibt eine Erfolgsgeschichte, die sich auch fortschreiben wird.“ Typisch für den Anbieter von hochwertigen IT-Sicherheitssystemen ist aber auch, dass alles sehr geerdet abläuft. Die meisten anderen Manager börsennotierter Unternehmen hätten angesichts solcher Rekordergebnisse – secunet kam 2015 bei 91,1 Mio. Euro Umsatz auf einen Überschuss von 6,1 Mio. Euro – vermutlich ganz andere Töne angeschlagen. Die Essener weisen jedoch konsequent darauf hin, dass rund 5 Mio. Euro der Erlöse auf einen Sondereffekt zurückzuführen sind, da Behörden aus dem Bereich der inneren Sicherheit im Abschlussviertel massiv Systeme zur Erfassung von Personendaten geordert haben. „Das war ein Überraschungseffekt. Sehr schön – wird aber so nicht unbedingt jährlich wieder kommen“, betont Finanzvorstand Thomas Pleines. Vor diesem Hintergrund ist auch der aktuelle Ausblick für 2016 zu sehen: Demnach ist mit um eben diese Sonderkonjunktur bereinigten Erlösen auf Vorjahreshöhe sowie einer mit 2015 vergleichbaren EBIT-Marge zu rechnen. Boersengefluester.de kalkuliert momentan mit einem Umsatz von 87,5 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 8 Mio. Euro.
Bestätigt werden wir in dieser Einschätzung durch die nun vorgelegten Resultate für das erste Quartal 2016. So hat das Unternehmen Erlöse von 19,4 Mio. Euro (plus 12,4 Prozent) sowie ein EBIT von 0,2 Mio. Euro erzielt. Mit Blick auf die zu erwartende Gesamtjahresausbeute ist das Auftaktviertel zwar nicht entscheidend. Aber immerhin: Ein positives EBIT im ersten Quartal eines Jahres gab es zuletzt 2012. „Die positive Ergebnisentwicklung ist auf die Zunahme der Kapazitätsauslastung im Dienstleistungsbereich sowie auf gewachsene Produktumsätze zurückzuführen“, betont secunet. Den Gewinn nach Steuern veröffentlicht das Unternehmen im Zuge der gesetzlichen Vereinfachungen bei der Quartalsberichterstattung nicht mehr. Anleger bleiben aber trotzdem regelmäßig informiert. Zum Halbjahr wird es den gewohnten Kennzahlenumfang geben. Q3 steht dann wieder ein Zwischenbericht „light“ an.
Fortschritte macht secunet derweil im Geschäftsbereich „Business Sector“ – 2015 war das Geschäft mit Firmenkunden auf 13 Prozent der Konzernerlöse geschrumpft. Hier hat die Gesellschaft zuletzt verschiedene Maßnahmen angestoßen und fokussiert sich gegenwärtig auf Kunden aus dem Automobilsektor sowie Anbieter von kritischen Infrastrukturen wie Versorgerbetriebe. Aber auch im Maschinenbau ist secunet aktiv – etwa wenn es um eine sichere Anlagensteuerung per Fernwartung geht. Als mittlerweile „fast unübersichtlich“ bezeichnet Baumgart derweil das allgemeine Wettbewerbsumfeld. So sorgten zuletzt größere Übernahmen für Schlagzeilen in den Fachmedien. Der Münchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz hat den IT-Security-Spezialisten Sirrix aus Saarbrücken übernommen. Und die Bundesdruckerei ist mehrheitlich bei der genua GmbH aus Kirchheim bei München eingestiegen. Besonders kompetetiv ist das Umfeld zurzeit für Angebote im unteren Geheimhaltungsbereich „VS-NfD“ (Verschlusssache-Nur für den Dienstgebrauch). Betroffen ist secunet davon aber nur zum Teil, denn die Hauptaktivitäten der Essener richten sich auf behördliche Vorgänge, die den schärferen Stempel „Geheim“ oder „Verschlusssache-Vertraulich (VS) tragen. Nichts geändert hat sich derweil an den soliden Bilanzstrukturen: secunet ist frei von Bankverbindlichkeiten und weist per Ende März liquide Mittel von 27,4 Mio. Euro aus.
Zur Hauptversammlung am 12. Mai steht eine von 0,27 auf 0,34 Euro je Aktie erhöhte Dividende auf der Agenda. Damit bringt es der Small Cap auf eine Rendite von gut 1,3 Prozent. Annähernd 79 Prozent der Ausschüttungssumme wandert auf das Konto von Giesecke & Devrient, dem mit weitem Abstand größten Aktionär. Im Streubesitz befinden sich gerade einmal 10,38 Prozent der Anteile. Entsprechend überschaubar sind die Börsenhandelsumsätze. Für viele institutionelle Investoren kommt der Titel jedenfalls nicht in Frage. Das muss Privatanleger aber nicht zwangsläufig abschrecken. Im Gegenteil: Für boersengefluester.de ist die Aktie von secunet Security Networks ein prima Langfristinvestment.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |