Auf einen einfachen Nenner gebracht, ließe sich natürlich sagen: Wenn wir die Aktie von secunet Security Networks selbst bei Kursen um 600 Euro gut fanden, dann muss das umso mehr auf dem derzeit arg gedrückten Niveau von 317 Euro gelten. Immerhin hat sich an der herausragenden Marktposition des Spezialisten für hochwertige IT-Sicherheitsequipment – insbesondere für den hoheitlichen Einsatz in Behörden, der Bundeswehr oder zur Grenzsicherung – nichts geändert. Dass die Notiz des SDAX-Konzerns überhaupt erst so stark unter Druck gekommen ist, liegt freilich an der nur wenige Tage nach Veröffentlichung des grandiosen Q3-Berichts im November nachgeschobenen Prognose, wonach für 2022 mit rückläufigen Zahlen zu rechnen sei.
Konkret stellt CEO Axel Deininger für das laufende Jahr Erlöse von rund 320 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 50 Mio. Euro in Aussicht. Zum Vergleich: Laut den jetzt veröffentlichten Eckdaten für 2021 kommt secunet für 2021 auf einen Umsatz von 337,6 Mio. Euro sowie ein EBIT von 63,9 Mio. Euro. Insbesondere auf der Ergebnisseite haben die Essener damit noch einen Tick besser abgeschnitten, als zu vermuten war. „Wir blicken auf das mit Abstand erfolgreichste Jahr der secunet Unternehmensgeschichte“, sagt Deininger und bekräftig noch einmal den bisherigen Ausblick für das laufende Jahr.
Wer also darauf gesetzt hat, dass die stets super konservativ kalkulierende Gesellschaft ihre Vorschau womöglich schon jetzt – und sei es nur in Nuancen – zuversichtlicher formuliert, mag also enttäuscht sein. Aber ganz ehrlich: Von einer derart raschen Änderung in der wirtschaftlichen Einschätzung war wohl ohnehin nicht auszugehen. Und eine Sonderkonjunktur, wie sie Corona bei der Beschaffung sicherer mobiler Heimarbeitsplätze in wichtigen Bundesbehörden ausgelöst hat, ist nunmal kein Dauerzustand. Dafür betont Vorstand Deiniger, dass der langfristige Aufwärtstrend voll intakt ist: „Unseren Fokus setzen wir wieder zunehmend auf die Planung, Konzeption und Integration großer Infrastrukturprojekte im Rahmen der Digitalisierung, mit dem wir unser solides und nachhaltiges Wachstum fortsetzen.“
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Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre wurde die secunet-Aktie etwa mit dem 25fachen des EBIT gehandelt, bezogen auf die vergangenen fünf Jahre liegt das Multiple gar bei 29,5. Gemessen daran wäre die secunet-Aktie auch nach dem scharfen Kursrutsch derzeit noch immer zu hoch bewertet. Doch boersengefluester.de ist zuversichtlich, dass sich die jetzige Vorschau wieder einmal als zu vorsichtig herausstellt. Angenommen, secunet käme am Ende auf ein Betriebsergebnis von 60 Mio. Euro, würde die Aktie momentan zum 35fachen des EBIT für 2022 gehandelt. Soll heißen: Es braucht schon eine deutlichere Gewinndynamik, um zumindest das bisherige Bewertungsniveau zu verteidigen. Bei all der Betrachtung um einzelne Jahre oder gar Quartale bleibt es jedoch dabei, dass secunet zu den besten Unternehmen überhaupt auf dem heimischen Kurszettel gehört. Auf die mittlere Sicht sollte es sich damit lohnen, die jetzige Schwächephase auszusitzen oder gar den Bestand aufzustocken. Der klassische “Fallen Angel”-Ansatz also.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Foto: kaboompics