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secunet Security Networks: Börse extrem

Einfach brutal, wie die Börse derzeit mit schlechten Nachrichten umgeht. So knickt der Aktienkurs von secunet Security Networks um 28,5 Prozent auf knapp 131 Euro ein, nachdem der Anbieter von leistungsfähiger Verschlüsselungstechnologie für den Einsatz in kritischen Behörden oder auch Institutionen mit hoher Geheimhaltungsstufe wie der Bundeswehr seine EBIT-Ziele für 2023 und auch die Erwartungshaltung für 2024 gestutzt hat. Demnach rechnet secunet für das laufende Jahr jetzt mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 42 Mio. Euro – statt der zuvor angepeilten rund 50 Mio. Euro. Für das kommende Jahr avisiert der SDAX-Konzern aufgrund der höheren Investitionen in Personal und das Produktportfolio aus heutiger Sicht ebenfalls ein Ergebnis auf ähnlichem Niveau. Offizielle Prognosen für 2024 gab es bislang noch nicht, doch die Analysten hatten hier bislang ein EBIT im Bereich um knapp 60 Euro in ihren Kalkulationen.

Über den Daumen gepeilt wird secunet auf der Zeitachse 2023 bis 2024 also rund 26 Mio. Euro weniger verdienen, als vom Kapitalmarkt zuletzt vermutet. Als Quittung für diese Lücke verlieren die Essenern innerhalb weniger Minuten – bitte anschnallen! – 339 Mio. Euro an Börsenwert. Das entspricht etwa dem 13-Fachen des eigentlichen Ergebnisschadens. Viel deutlicher kann man es kaum zeigen, was für extreme Kräfte zurzeit aktiv sind. Nun ist boersengefluester.de auch klar, dass an der Börse immer nach oben und unten überzogen wird und die Bewertung der secunet-Aktie – trotz des bereits erfolgten massiven Absturzes von mehr als 75 Prozent seit dem Anfang November 2021 erreichten All-Time-High bei 608 Euro – noch immer kaum Raum für Enttäuschungen gab.

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Andererseits kommt die Entwicklung nicht gänzlich unerwartet. Immerhin investiert secunet zurzeit deutlich in die Zukunft des Unternehmens und macht insbesondere die Cloud fit für Hochsicherheits-Anwendungen. Das drückt zunächst auf die Margen. Darauf hatte der noch bis Ende Mai 2024 als CFO amtierende Thomas Pleines bei seiner Präsentation auf dem von Alster Research organisierten Round Table im September sehr deutlich hingewiesen (siehe dazu auch unseren Bericht HIER). On top kommt bei secunet momentan allerdings ein unvorteilhafter Produktmix mit einem höheren Anteil von Handelsware, die deutlich weniger Rendite abwirft als die eigentliche Verschlüsselungstechnologie. Andererseits hatte Finanzvorstand Thomas Pleines auf der Veranstaltung von Alster Research sogar auf den zu erwartenden Margen-Dämpfer für das dritte Quartal 2023 hingewiesen. Der ist mit einem Betriebsergebnis von gerade einmal 5,7 Mio. Euro so auch eingetreten – nach 9,0 Mio. Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode.

Wirklich spannend wird nun, in welchem Maß secunet die reduzierte Prognose für 2023 wird einhalten können. Konkret braucht es im Abschlussviertel 2023 jetzt ein EBIT von 32,3 Mio. Euro, was absoluter Rekord in der Firmenhistorie wäre. Nun entscheidet sich bei dem Unternehmen das Gesamtjahr regelmäßig erst im Abschlussviertel und das Markenzeichen von secunet waren über viele Jahre äußerst konservative Prognosen, doch diesmal muss die Gesellschaft sich wirklich strecken. Ein Indiz dafür, dass der Schlussspurt klappen könnte, ist die leicht zuversichtlicher formulierte Umsatzprognose für das Gesamtjahr von nun „mindestens“ 375 Mio. Euro – nach bislang „rund“ 375 Mio. Euro. Auch wenn die Gewinnwarnung für 2023 sowie der gedämpfte Ausblick für 2024 grundsätzlich enttäuschende Nachrichten sind: Die Kursreaktion an der Börse halten wir für weit überzogen, zumal die Entwicklung – wenn man sich näher mit dem Unternehmen beschäftigt – nicht aus heiterem Himmel kommt.

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[sws_grey_box box_size=”640″]Hinweis: Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Zwischen der secunet Security Networks AG (“secunet”)und boersengefluester.de besteht eine entgeltliche Vereinbarung zur Soft-Coverage der secunet-Aktie. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der secunet AG. Boersengefluester.de nimmt Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten vor.[/sws_grey_box]

Foto: Unsplashed+


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.