Über nur ganz wenige Aktien hat boersengefluester.de in den vergangenen Jahren häufiger berichtet, als über secunet Security Networks. Ist ja auch nicht unbedingt alltäglich, dass eine Gesellschaft seinen Umsatz innerhalb von zehn Jahren von 55 auf mittlerweile fast 286 Mio. Euro steigert – rein organisch wohlgemerkt. Aus Anlegersicht noch wichtiger ist dabei, dass der Börsenwert des Spezialisten für professionelle IT-Sicherheitslösungen in dieser Zeit von 75 Mio. Euro auf mittlerweile 1,72 Mrd. Euro in die Höhe geschnellt hat. Auch hier die Anmerkung, dass der Zugewinn ohne die Ausgabe zusätzlicher Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung erfolgt ist. Seit dem IPO im Jahr 1999 gibt es 6.500.000 Anteilschein von secunet. Ein Kunststück, dass wohl auch nur ganz wenige Unternehmen in diesem Zeitraum gelungen ist. Abgehakt ist aus unserer Sicht auch die wenig taktvolle Aufnahme der secunet-Aktie im September 2020 durch die Indexhüter der Deutschen Börse in den SDAX, nur um sie – trotz stabiler Performance – keine drei Monate später wieder rauszukicken.
Profitiert hat Secunet in den vergangenen Jahren insbesondere von zwei großen Sonderthemen: So haben die Bundesbehörden ihre Bestände an sicherer IT-Ausstattung im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/16 massiv aufgestockt. 2020 sorgte die Ausstattung mit sicheren mobilen Arbeitsplätzen für das Home-Office nochmals für eine Sonderkonjunktur. Dazwischen gab es noch einen weiteren Schub im eigentlich sehr viel kleineren Sektor mit Kunden aus der Privatwirtschaft durch die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte und der damit verbunden Aufrüstung der Telematikinfrastruktur in den Arztpraxen. Da solche Booster für ein Unternehmen nicht planbar, geschweige denn zur Normalität werden, kommt der Ausblick für 2021 von CEO Axel Deininger auf den ersten Blick nicht unbedingt prickelnd daher: So kalkuliert Deiniger für das laufende Jahr mit Erlösen von rund 260 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern ( EBIT) von etwa 38 Mio. Euro – nach 51,6 Mio. Euro für 2020. Zur Einordnung: Das jetzt für 2020 gemeldete Betriebsergebnis von 51,6 Mio. Euro liegt nochmals ein gutes Stück höher als die avisierten 48 Mio. Euro.
In erster Linie leidet secunet also unter dem Effekt der ungewöhnlich hohen Vergleichsbasis. Überhaupt keine Frage: Selbst wenn die Essener ihre Gewinnvorschau am Ende um 5 oder 10 Mio. Euro übertreffen sollten. Der damit korrespondierende Börsenwert von 1,72 Mrd. Euro ist schon ziemlich happig, auch wenn die Gesellschaft mit einer piekfeinen Bilanz ohne Bankverbindlichkeiten unterwegs ist. Letztlich haben wir bei der secunet-Aktie aber auch jetzt noch ein eher gutes Gefühl. Dafür ist die Marktposition des Unternehmens im öffentlichen Sektor einfach zu gut. Auf die lange Sicht bleibt der Titel damit für uns kaufenswert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 158,32 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | |
EBITDA1,2 | 25,28 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | |
EBITDA-Marge3 | 15,97 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | |
EBIT1,4 | 23,45 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | |
EBIT-Marge5 | 14,81 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | |
Jahresüberschuss1 | 15,87 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | |
Netto-Marge6 | 10,02 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | |
Cashflow1,7 | 20,35 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,45 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | |
Dividende8 | 1,20 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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