An manche Treffen mit Vorständen erinnert man sich auch nach einer gefühlten Ewigkeit noch. In diese Kategorie gehört ein Hintergrundgespräch von Ende 2006 mit Ralf Meister, dem Mitgründer und damaligen Vorstand von F24, weit nach Dienstschluss in einem Altbau mitten im Herzen von München. Damals war die auf Krisenmanagement und Alarmierung in Notfallsituationen spezialisierte Gesellschaft relativ frisch an die Börse gegangen und mit einer Kapitalisierung von nur etwa 5 Mio. Euro selbst für den Freiverkehr der Regionalbörse München ein Winzling. Aber Ralf Meister wirkte schon damals ziemlich tough auf uns und hat in der Folgezeit Beachtliches erreicht. Gut zehn Jahre später wurde F24 nämlich zu einer Bewertung von rund 63 Mio. Euro von einem Finanzinvestor übernommen. Eine rasante Entwicklung von einem ehemals auf Telefonketten spezialisierten Alarmdienst hin zu einem global tätigen Cloud-Anbieter für Krisenkommunikation bei Störfällen.
Soweit ist Oliver Reisinger, der CEO des zurzeit an den Düsseldorfer Freiverkehr (Primärmarkt) strebenden Securitydienstes sdm SE mit Sitz in München noch lange nicht. Doch ein wenig ein déjà vu hatte boersengefluester.de schon, als wir Oliver Reisinger jetzt bei seiner IPO-Roadshow im Frankfurter Westend getroffen haben. Der ehemalige Investmentbanker hat sdm 2019 mehrheitlich übernommen und die Gesellschaft komplett neu strukturiert. Brot-und-Butter-Geschäft ist der Werk- und Objektschutz im Großraum München, der bekannteste Job ist aber wohl – trotz mittlerweile zweijähriger Zwangspause – der Sicherheitsdienst auf dem Münchner Oktoberfest. Insgesamt rund 300 Mitarbeiter beschäftigt sdm und erzielte damit im Vorjahr rund 10 Mio. Euro Umsatz.
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Hinweis: ältere Zahlen vor 2018 nicht verfügbar
Damit ist sehr schnell klar, dass es sich um ein extrem personalintensives Geschäft handelt – ganz im Gegensatz zum Tech-Ansatz von F24. Entsprechend limitiert sind auch die klassischen Skalierungspotenziale, selbst wenn Oliver Reisinger stärker in den Bereich der Videoüberwachung von Privathäusern im Münchner Süden expandieren will (siehe dazu etwa auch die Interviews bei den geschätzten Kollegen von Plusvisionen oder 4investors). Sprunghaftes Wachstum wird sdm nur durch den Zukauf von Wettbewerbern erreichen. Dafür stehen die Chancen in der zersplitterten und mitunter von Corona arg getroffenen Branche aber ausnehmend gut. Größter unmittelbarer Marktbegleiter in München ist der Bewachungsdienst Ehrl. Darüber hinaus sieht Reisinger im weiteren Ausbau des Geschäfts mit Firmenkunden sowie etwa der Bewachung von Bundeswehreinrichtungen erhebliches Potenzial. Denn was das Security-Thema angeht, hat Deutschland noch sehr viel Potenzial. „Wir stehen hier erst am Anfang“, sagt Reisinger. Egal, ob es sich um den Schutz von Behörden, Krankenhäusern, Einzelhändlern, Hotels oder auch Privatpersonen handelt.
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Gleichwohl wird sich die operative Marge nur nach und nach auf ein höheres Niveau steigern lassen. Immerhin: Grundsätzlich handelt es sich um ein profitables Geschäft; seit der Gründung im Jahr 1999 hat das Unternehmen stets Gewinne gemacht. Das ist als Depotabsicherung schließlich auch nicht zu verachten. Auf Basis der Emissionsspanne von 3,30 bis 3,60 Euro je Aktie kommt sdm auf einen Börsenwert von knapp 13 Mio. Euro. „Ja. Gemessen an anderen börsennotierten Unternehmen sind wir micro. Aber das was wir machen, können wir richtig gut“, sagt Reisinger. Und spätestens bei dieser Aussage musste boersengefluester.de erneut an das abendliche Gespräch mit dem F24-Vorstand vor vielen Jahren denken. Entsprechend werden wir auch die Entwicklung bei sdm eng (Sicherheitsdienste München) verfolgen. Die Analysten von GBC Research sehen die Aktie bei knapp 4,10 Euro als fair bewertet (Download der Studie HIER) an.
Abschließend noch die wichtigsten Details zur Emission: Insgesamt werden bis zu 690.000 Aktien angeboten , davon stammen 600.000 aus einer Kapitalerhöhung. Der Rest ist eine Umplatzierung von Oliver Reisinger. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 25. Oktober. Vermutlich am 3. November soll dann der Börsenhandel in Düsseldorf starten. Fazit: Durchaus eine spannende Story mit eingängigem Geschäftsmodell. Zudem hat der Vorstand die Teilnahme an zwei Kapitalmarktkonferenzen – darunter die die von GBC organisierte MKK – pro Jahr in Aussicht gestellt und will auch sonst unterjährig berichten. Eine kleine Position kann man hier also durchaus mal wagen. Das Geld ist ja in hoffentlich sicheren Händen.
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Foto: Flex Point Security auf Unsplash
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