Zur Sicherheit haben wir uns Oliver Reisinger, den CEO des Sicherheitsdienstleisters sdm, gleich zweimal auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz von GBC angesehen: Einmal bei seiner normalen Präsentation – und wenig später dann auch noch im Einzelgespräch. Dabei ist es nicht einmal zwei Monate her, dass wir Oliver Reisinger auf der Roadshow zum Börsengang getroffen haben. Kursmäßig ist seitdem nicht fürchterlich viel passiert, die Aktie notiert um vier Prozent unter dem Emissionskurs. Angesichts der labilen Gesamtmärkte ist das im Grunde sogar gar nicht so schlecht, aber natürlich auch nicht die Performance, die man sich als Investor erhofft. Dabei lief das Debüt von sdm am Kapitalmarkt schon deshalb nicht ganz rund, weil die Gesellschaft zum Ausgabepreis von 3,50 Euro längst nicht alle Aktien platzieren konnte. Für Vorstand Oliver Reisinger ist das aber kein Grund, um an den Wachstumsplänen Abstriche machen zu müssen: „Wir haben eine Kriegskasse von rund 2 Mio. Euro. Das ist für unser Unternehmen gewaltig.“
Demnach schaut sich sdm weiterhin nach potenziellen Übernahmekandidaten um, lässt sich hierbei aber die nötige Zeit. Immerhin handelt es sich in der Regel um inhabergeführte Firmen, an denen regelmäßig viel Herzblut hängt. Da dauern manche Prozesse etwas länger. Losgelöst davon bereitet sdm über ein Joint-Venture mit einem israelischen Unternehmen den Einstieg in den für die Münchner neuen Bereich Cybersecurity vor. Rein organisch nimmt sich Reisinger ein Wachstum von 15 bis 20 Prozent vor, womit sdm in Erlösregionen von annähernd 15 Mio. Euro vorstoßen würde. On top kämen dann noch die Effekte aus Zukäufen. Das mit weitem Abstand wichtigste Geschäft wird dabei der Werks- und Objektschutz im Großraum München bleiben – mit den bayerischen Behörden als solventem Auftraggeber. Das Münchner Oktoberfest – früher stets ein Highlight im Jahr – hat Reisinger dabei auch für 2022 erst gar nicht in seine Planungen aufgenommen.
Dafür schielt er auf neue Aufträge aus Bereichen wie Notruf/Serviceleitstellen oder der Bewachung von Bundeswehrliegenschaften. „Wachstumschancen möchten wir ganz aktiv angehen“, sagt Reisinger. Rein organisch geht das zurzeit vielfach nur über die Rekrutierung neuer Mitarbeiter – und da zählt die Gesellschaft schon jetzt etwa 300 Angestellte. Trotz technischer Hilfsmittel wie Videoüberwachung oder Drohnentechnik: Sicherheit ist und bleibt ein personalintensives Geschäft. Mit Blick auf die Aktie will Reisinger die Gesellschaft in spätestens fünf bis sechs Jahren als soliden Dividendenwert etablieren. Ausschüttungen soll es zwar bereits sehr viel früher geben, aber eben feiner dosiert, um ausreichend Kapital für die Umsetzung der Wachstumsstrategie zur Verfügung zu haben.
Ein Thema aus Investorensicht dürfte der relativ geringe Streubesitzanteil von knapp 16 Prozent bleiben – bei einem gesamten Börsenwert von nur knapp 12 Mio. Euro. Für viele institutionelle Anleger ist die Gesellschaft damit schlichtweg zu klein. Andererseits verspricht Reisinger bei seiner Präsentation auf der MKK: „Die Altaktionäre haben extrem harte Hände. Da wird nichts rauskommen.“ Die Analysten von GBC setzen das Kursziel für die Aktie mittlerweile bei 4,58 Euro an, was einem Potenzial von mehr als einem Drittel entspricht. Boersengefluester.de findet die Investmentstory ebenfalls überzeugend, wenngleich die üblichen Börsen-Buzzwörter wie Skalierung und Digitalisierung hier nur am Rande vorkommen. Dafür betont Vorstand Oliver Reisinger: „Es gibt keinen besseren Krisenschutz.“ Das ist doch auch mal was wert in den heutigen Zeiten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 10,30 | 12,75 | 8,93 | 10,38 | 12,99 | 16,77 | 45,64 | |
EBITDA1,2 | 1,10 | 1,18 | 0,41 | 0,88 | 0,91 | 1,21 | 4,30 | |
EBITDA-Marge3 | 10,68 | 9,25 | 4,59 | 8,48 | 7,01 | 7,22 | 9,42 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 1,14 | 0,40 | 0,87 | 0,58 | 0,88 | 2,70 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 8,94 | 4,48 | 8,38 | 4,47 | 5,25 | 5,92 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 1,20 | 0,30 | 0,69 | 0,18 | 0,46 | 1,30 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 9,41 | 3,36 | 6,65 | 1,39 | 2,74 | 2,85 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 1,24 | 0,31 | 0,70 | -0,19 | 1,04 | 0,31 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,33 | 0,08 | 0,19 | 0,05 | 0,12 | 0,19 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,08 | 0,08 | 0,09 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BHSK Audit |
Hinweis: ältere Zahlen vor 2018 nicht verfügbar
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