So viel vorweg: Auch wenn die SBF AG bis 2016 als Corona Equity Partner firmierte – mit Krankheitserregern aus China hat die Gesellschaft nichts am Hut. Vielmehr statten die Leipziger seit vielen Jahren Schienenfahrzeuge mit Beleuchtungselementen aus. Das freilich lief nicht immer reibungslos. Das Unternehmen rutschte in eine tiefe Krise und musste umfassend saniert werden. Nach dem Absturz von 2015 lag die im Münchner Freiverkehrssegment m:access gelistete Aktie für rund drei Jahre am Boden. Und selbst als sich der Turnaround bereits abzeichnete, gab sich Vorstand Rudolf Witt auf Kapitalmarktkonferenzen wie der MKK stets sehr zurückhaltend. Umso bemerkenswerter, wie offensiv Witt kürzlich auf dem Hamburger Investorentag auftrat: „Die Schiene bietet ein fantastisches Umfeld. Es gibt keine Branche, in die derzeit so viel investiert wird.“ Und auch der steile Kursanstieg – allein in den vergangenen sechs Monaten hat die Notiz einen glatten Verdoppler hingelegt – macht Witte nicht Bange. „In der Vergangenheit war die Aktie permanent unterbewertet. Das ändert sich gerade“, sagt Witt, der die Gesellschaft zeitweise sogar als Alleinvorstand führen musste.
Exakte Zahlen für das abgelaufene Jahr liegen noch nicht vor, gemäß ersten Wasserstandsmeldungen soll der Gewinn nach Steuern jedoch um annähernd 100 Prozent zugelegt haben. Demnach wäre der 2019er-Überschuss zwischen 2,70 und 2,80 Mio. Euro anzusiedeln. Zur Einordnung: Die Marktkapitalisierung von SBF beträgt zurzeit knapp 49 Mio. Euro. Soll heißen: Das Unternehmen muss in die aktuelle Bewertung erst noch hineinwachsen. Doch die Chancen dafür stehen gut. Für das laufende Jahr peilt Witt Erlöse jenseits von 20 Mio. Euro an, wovon der Löwenanteil bereits in den Büchern steht. Die EBITDA-Marge – also die Relation von Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zum Umsatz – dürfte etwas nördlich von 20 Prozent anzusiedeln sein. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass SBF trotz des aktuellen Wachstumstempos noch längst nicht an der Kapazitätsgrenze arbeitet. Erst ab einem Umsatzniveau von annähernd 30 Mio. Euro wären Investments von 2,0 bis 2,5 Mio. Euro nötig. „Wir haben eine hochmoderne Fertigung in Leipzig. Es gibt nichts, was älter als von 2014 ist“, sagt Witt auf dem Hamburger Investorentag.
Klingt summa summarum nach einer runden Story. Ein nicht ganz unwesentlicher Haken ist allerdings, dass die Notiz bereits jetzt das auch das frisch heraufgesetzte Kursziel von 6,50 Euro der Analysten von Montega unmittelbar vor Augen hat. Das schränkt zumindest das kurzfristige Potenzial deutlich ein. Wer einen längeren Investmenthorizont besitzt, kann aber weiter zugreifen. Ab 2022 will Witt sogar ausschüttungsfähig sein. Die Elber GmbH, eine familiär geführte Beteiligungsgesellschaft, als Großaktionär mit etwas mehr als 63 Prozent der Anteile wird das freuen. Wobei: Noch viel wichtiger ist natürlich die zuletzt so starke Kursentwicklung der Aktie. Und das leidige Kapitel Corona ist zum Glück auch längst ad acta gelegt. Wer sich für den Small Cap interessiert, sollte freilich nur mit Limits agieren. Die Handelsumsätze in dem Titel sind sehr überschaubar.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 19,53 | 14,70 | 16,87 | 21,40 | 31,18 | 34,84 | 33,96 | |
EBITDA1,2 | 2,37 | 2,21 | 4,09 | 3,31 | 3,81 | 2,32 | -0,99 | |
EBITDA-Marge3 | 12,14 | 15,03 | 24,24 | 15,47 | 12,22 | 6,66 | -2,92 | |
EBIT1,4 | 1,67 | 1,58 | 3,42 | 2,46 | 2,93 | 0,06 | -3,00 | |
EBIT-Marge5 | 8,55 | 10,75 | 20,27 | 11,50 | 9,40 | 0,17 | -8,83 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | 1,39 | 3,01 | 2,09 | 4,73 | -0,65 | -3,36 | |
Netto-Marge6 | 6,96 | 9,46 | 17,84 | 9,77 | 15,17 | -1,87 | -9,89 | |
Cashflow1,7 | 1,93 | 1,55 | 2,87 | 0,02 | 0,09 | -5,07 | 0,69 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,17 | 0,18 | 0,38 | 0,27 | 0,54 | -0,07 | -0,35 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Schneider & Partner |
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