Mit einem Kursverlust seit Jahresbeginn von rund elf Prozent gehört die Salzgitter-Aktie mittlerweile zu den Kellerkindern des MDAX. Deutlich schlechter waren 2015 nur Papiere wie Leoni, Hugo Boss, ElringKlinger oder Wacker Chemie. Dabei sah es für den Hersteller von Flachstahlprodukten in den ersten sechs Monaten noch so gut aus. In der Spitze lag die Notiz um fast 55 Prozent vorn und kratzte beinahe an den 36 Euro. Schnell verpufft sind sogar die positiven Kursausschläge aus den vom Salzgitter-Vorstand Heinz Jörg Fuhrmann geäußerten Gedankenspielen hinsichtlich einer möglichen Fusion mit Aurubis. An der Kupferhütte hält Salzgitter 25 Prozent der Aktien. Dementsprechend „not amused” dürfte Fuhrmann über die jüngste Kursklatsche für die Aurubis-Aktie nach Vorlage des Geschäftsberichts für 2014/15 mit dem enttäuschenden Ausblick gewesen sein. Zeitweise ging es mit dem Papier um mehr als 20 Prozent bergab. Dabei wird Salzgitter nach der Aurubis-HV im Februar 2016 einen um 35 Prozent wertvolleren Dividenden-Scheck von brutto 15,2 Mio. Euro erhalten.
Losgelöst davon: Für kühle Rechner ist die Salzgitter-Aktie auf jeden Fall einen Blick wert. Das Aurubis-Paket hat einen Börsenwert von knapp 543 Mio. Euro. Das sind etwa 43 Prozent der gesamten Salzgitter-Marktkapitalisierung von zurzeit 1,256 Mrd. Euro. Isoliert betrachtet bringt Salzgitter damit gerade einmal 713 Mio. Euro auf die Waagschale. Und das bei einem Unternehmen mit rund 9 Mrd. Euro Umsatz. On top kämen allerdings Nettofinanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) von 2,34 Mrd. Euro. Ohne Berücksichtigung der Pensionsverpflichtungen steht sogar eine positive Nettofinanzposition von 267 Mio. Euro in der Bilanz. Kaum abschätzbar ist allerdings die Entwicklung der Erträge. In den vergangenen zehn Jahren schwankten die Ergebnisse je Aktie zwischen minus 9,10 Euro und plus 26,50 Euro. Für 2016 rechnen die Experten der Berenberg Bank mit einem Ergebnis je Anteilschein von 1,60 Euro – nach 0,59 Euro für 2015. Demnach käme das Papier auf ein 2016er-KGV von relativ moderaten 13. Krasser ist allerdings der Abschlag zum Buchwert von derzeit mehr als 55 Prozent. Der von boersengefluester.de berechnete Zehn-Jahres-Mittelwert für das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) beträgt dagegen 0,86.
Keine Frage: Die Eigenkapitalrentabilität von Salzgitter ist eher lausig. Doch ein Discount von 55 Prozent scheint uns dann doch etwas zu hoch. Risikobereite Investoren mit einem Anlagehorizont von zwölf Monaten könnten bei der Salzgitter-Aktie also einen guten Schnitt machen. Ob der Tiefpunkt bereits erreicht ist, lässt sich freilich kaum sagen. Das aktuelle Niveau entspricht etwa den Kursen vom Sommer 2005. Charttechnik hilft hier nur bedingt weiter. Optimisten orientieren sich dagegen am Kursziel der Berenberg Bank: Immerhin 40 Euro rufen die Analysten als fairen Wert auf. HSBC ist mit gut 30 Euro dabei. Aber auch das entspräche noch einem Potenzial von 44 Prozent.