Still ist es in den vergangenen Wochen um die Aktie von RTT Realtime Technology geworden. Mitte Dezember 2013 hatte der französische 3D-Konzern Dassault Systémes eine Übernahmeofferte für den Visualisierungsspezialisten über 40 Euro je Aktie vorgelegt. Zumindest auf Vorstandsebene schienen sich zwei Wunschpartner gefunden zu haben. Diesen Eindruck vermittelte jedenfalls die gemeinsame Telefonkonferenz zu dem Coup. Ende Dezember hatte der Vorstand von RTT daher auch den restlichen Anteilseignern empfohlen, das Angebot anzunehmen. Die Führungsriege bezeichnete den von Dassault gebotenen Preis als angemessen. Er bewertet die Münchner mit 179 Mio. Euro. Mitte Januar gaben die Franzosen dann bekannt, dass sie mittlerweile mehr als 84 Prozent an RTT halten. Dem Vernehmen nach strebt Dassault eine Komplettübernahme an. Ein Investor-Relations-Spektakel war angesichts dieser Konstellation also nicht zu erwarten. Schließlich hat die Gesellschaft kein gesteigertes Interesse an höheren Aktienkursen.
Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang die nun von RTT vorgelegte Umsatzzahl von 81 Mio. Euro für 2013. Gegenüber dem Vorjahreswert von 73,7 Mio. Euro entspricht das einem Plus von zehn Prozent. Viele Firmen wären damit sicher zufrieden, doch die Erwartungen an eine hippe Company wie RTT Realtime Technology waren komplett anders. So kalkulierten die Analysten für 2013 im Schnitt mit einem Erlössprung auf rund 91 Mio. Euro. Zur Einordnung: Zum Halbjahr 2013 kam RTT bereits auf einen Umsatz von 41,5 Mio. Euro. Und zuletzt war das zweite Halbjahr stets der stärkere Abschnitt. Bleiben zwei Interpretationsmöglichkeiten: Entweder waren die Wachstumserwartungen der Börsianer an RTT überzogen und der gebotene Preis von 40 Euro spiegelt tatsächlich ein realistisches Bild wider. Oder aber die Franzosen geben sich bereits Mühe, die Zahlen von RTT derzeit möglichst uncharmant aussehen zu lassen.
Fazit für Privatanleger: Nach unten ist die RTT-Aktie bei 40 Euro gut abgesichert. Das kurzfristige Upside-Potenzial scheint jedoch eng limitiert. Die Umsatzzahlen sehen wenig verheißungsvoll aus. Wer dennoch auf eine Squeeze-out-Prämie setzen will, kann investiert bleiben. Die Erwartungen sollten aber nicht übermäßig hochgeschraubt werden. Weiteres Makel: Angesichts des gesunkenen Streubesitzes ist die Liquidität des Small Caps nicht mehr allzu hoch.