Für ein Unternehmen mit dem Zusatz „Ceramics“ im Firmenamen hat ROY Ceramics erstaunlich wenig mit Fliesen, Spülbecken oder Toilettenschüsseln zu tun. Genau genommen sogar fast gar nichts mehr, denn die Gesellschaft mit chinesischen Wurzeln hat sich zuletzt mehr und mehr auf das Immobiliengeschäft in den USA fokussiert. Mit beachtlichem Erfolg übrigens. Insgesamt hat boersengefluester.de den Eindruck, dass ROY Ceramics signifikante Fortschritte macht, wenn es darum geht, den – nach den vielen Pleiten in der Vergangenheit nur zu verständlichen – Makel der „China-Aktie“ abzulegen. Von der kürzlich in Frankfurt stattgefundenen Hauptversammlung (HV) hören wir jedenfalls nur positive Stimmen. Und mit dem jetzt erfolgten Kauf der knapp 70 Kilometer südöstlich von Frankfurt angesiedelten Klingenberg Dekoramik hat ROY Ceramics sogar ein kleines Ausrufezeichen gesetzt.
Dabei ist der Deal durchaus erklärungsbedürftig, denn der Kaufpreis für das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 12,5 Mio. Euro betrug gerade einmal 1 Euro. Fürchterlich viele Informationen gibt es nicht: Die im Bundesanzeiger hinterlegten Abschlüsse des bis dato zum italienischen Ricchetti-Konzerns gehörenden Unternehmens sind schon ein paar Jahre alt. Der Regionalpresse ist jedoch zu entnehmen, dass sich Klingenberg Dekoramik in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet und seit geraumer Zeit auf Investorensuche ist. Zudem soll der Maschinenpark des Unternehmens vernachlässigt worden sein. Genau dieser Umstand könnte für ROY Ceramics interessant sein, denn die Gesellschaft verfügt aus ihrer früheren Zeit noch über Anlagen, die 2017 in Peking abgebaut und nach Deutschland geschifft wurden. Dem Vernehmen müssten die Maschinen zwar überholt werden, aber grundsätzlich entsprechen sie europäischen Standards, zumal sie ursprünglich in Deutschland gekauft wurden.
Doppelt interessant für ROY: Momentan wird dieser Maschinenpark eingelagert und verursacht monatlich hohe Mietkosten. Ohne die Details zu kennen, klingt es zumindest so, als ob ROY diese Anlagen in Klingenberg sinnvoll neu aufstellen könnte. Darüber hinaus sieht der Deal vor, dass ROY Liquidität in Höhe von rund 1,7 Mio. Euro für die Schuldentilgung und als Working Capital zur Verfügung stellt. Die Bilanz gibt das locker her. Und unabhängig davon werden die meisten Investoren wohl nichts dagegen haben, wenn AG-Gelder definitiv in Deutschland platziert werden. Immerhin haftete den deutschen China-Aktien stets der Malus an, dass heimische Aktionäre keinerlei Zugriff auf das Bilanzvermögen hatten – was sich leider auch so bestätigte. Demgegenüber gibt sich ROY Ceramics mit AG-Sitz im hessischen Hungen große Mühe, genau diesen Vorbehalt zu beseitigen und stärkt die Eigenkapitalbasis deutschen Holding. So wurde auf der jüngsten HV etwa die Ausgabe von Berichtigungsaktien im Verhältnis 1:2 beschlossen, wodurch das Grundkapital der Gesellschaft von 18.109.000 auf 54.327.000 Euro steigt. Dementsprechend werden Anlegern demnächst für jede Aktie zwei weitere ins Depot gebucht. Auf der anderen Seite wird sich der Aktienkurs dann rechnerisch dritteln.
Dieser optische Effekt ist möglicherweise jedoch insofern kontaproduktiv, weil sich die ROY-Aktie gerade erst aufgemacht hat, das ungeliebte Penny Stock-Terrain zu verlassen. Sichtbares Zeichen der geänderten geschäftlichen Ausrichtung ist zudem die geplante Umfirmierung in „ROY Asset Holding“. Keine Frage: Trotz des Listings im Prime Standard ist ROY eine hochriskante Aktie – schon allein wegen des Börsenwerts von nicht einmal 17 Mio. Euro, wovon wiederum nur knapp 21 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen sind. Interessant ist die Mischstory aus Immobilieninvestor plus (demnächst wohl wieder) Keramikanbieter trotzdem: Selbst wenn aus ROY mit Sicherheit keine Villeroy & Boch und auch keine Agrob – dem anderen börsennotierten deutschen Immobilienunternehmen mit Fliesenhistorie – wird. Interessant ist die Story trotzdem.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |