Auf den ersten Blick ist die Aktie von Realtech so etwas wie ein „No-Brainer“. Immerhin liegt der Börsenwert des Software- und IT-Servicespezialisten für die Optimierung von Geschäftsprozessen mit knapp 5 Mio. Euro um mehr als 20 Prozent unter den für Ende 2023 ausgewiesenen Netto-Finanzmitteln. In einer derartigen Konstellation können Anleger normalerweise nicht viel verkehrt machen, selbst wenn es sich bei Realtech um einen Microcap – inklusive aller damit verbundenen Nachteile wie insbesondere dem engen Börsenhandel – handelt. Rein auf den möglichen Liquidationserlös zu schauen, ist bei einem Unternehmen mit aktivem Geschäftsmodell allerdings nicht gerade die ideale Investmentstrategie. Umso wichtiger der Blick auf die restlichen Zahlen: Erlöstechnisch agiert Realtech seit mittlerweile fünf Jahren in der Region um 10 Mio. Euro – für 2023 waren es knapp 10,57 Mio. Euro. Verglichen mit 2022 ist das ein Zuwachs von 4,5 Prozent und deckt sich weitgehend mit dem in Aussicht gestellten „moderaten“ Umsatzwachstum.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) drehte von minus 3,77 Mio. Euro auf etwas mehr als 0,31 Mio. Euro. Das sieht zunächst nach einem krassen Turnaround aus, allerdings war das 2022er-Betriebsergebnis von einer Goodwillabschreibung über mehr als 4 Mio. Euro bezogen auf fast 25 Jahre zurückliegende Unternehmenskäufe getrübt. Bereinigt um diese nicht cashwirksame Sonderbelastung ergibt sich für 2022 ein EBIT von rund 0,30 Mio. Euro, womit Realtech ergebnistechnisch eher auf der Stelle getreten ist. Das kann man vor dem Hintergrund des üppigen Bestands an Barmitteln, Festgeldern und Anleihen von 6,23 Mio. Euro sicherlich positiv sehen. Immerhin verbrennt die im General Standard der Börse Frankfurt gelistete Gesellschaft zurzeit kein Cash. Die geringe Ertragsdynamik ist andererseits wohl auch der Hauptgrund dafür, dass der Aktienkurs – abgesehen von gelegentlichen Ausschlägen – seit Monaten fest im Penny-Stock-Terrain verwurzelt ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 19,56 | 15,60 | 10,73 | 9,27 | 9,85 | 10,06 | 10,57 | |
EBITDA1,2 | 2,26 | -0,62 | -0,56 | -0,43 | 1,30 | 0,62 | 0,51 | |
EBITDA-Marge3 | 11,55 | -3,97 | -5,22 | -4,64 | 13,20 | 6,16 | 4,83 | |
EBIT1,4 | 1,86 | -0,83 | -1,06 | -0,84 | 0,95 | -3,77 | 0,31 | |
EBIT-Marge5 | 9,51 | -5,32 | -9,88 | -9,06 | 9,65 | -37,48 | 2,93 | |
Jahresüberschuss1 | 1,63 | -0,96 | -1,10 | -0,93 | 0,77 | -3,89 | 0,24 | |
Netto-Marge6 | 8,33 | -6,15 | -10,25 | -10,03 | 7,82 | -38,67 | 2,27 | |
Cashflow1,7 | -3,71 | 0,23 | -0,41 | -0,31 | 1,23 | 0,53 | 0,19 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,27 | -0,14 | -0,20 | -0,17 | 0,14 | -0,72 | 0,04 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Deutschland |
Insofern ist es positiv, dass der Vorstand im Rahmen der Vorabberichterstattung für 2023 explizit das Thema Wachstum adressiert und diesbezügliche Chancen „konsequent nutzen“ will. Zudem soll das EBIT auch für 2024 positiv sein. Daraus lässt sich unmittelbar allerdings noch keine knackige Investmentstory ableiten, wenngleich die SAP-Dienstleistungen der Tochter in Neuseeland mit Sicherheit ein attraktives Asset sind. Grundsätzlich bewegt sich das Unternehmen aus Leimen im Umfeld mit bekannten und großen Unternehmen wie SAP, Service Now oder auch Atlassian (Jira). Hinzu kommen am Kapitalmarkt bekannte Gesellschaften wie SNP Schneider-Neureither, Serviceware oder auch die All for One Group.
Die tatsächlich passende Peer-Group aus Börsensicht dürfte hingegen eher bei den kleinen IT-/Software-Häusern wie OTRS, CPU, mVISE, KPS oder Seven Principles anzusiedeln sein. Nicht gerade ein super attraktives Becken für Anleger. Dabei bietet das SAP-Umfeld mit der kräftig Fahrt aufnehmenden Umstellung auf S4/HANA grundsätzlich sehr auskömmliche Wachstumschancen. Wird also spannend, wie CEO Daniele Di Croce Realtech positionieren wird. Liquide Mittel sind vorhanden, wenngleich sich damit auch keine großen Sprüngen realisieren lassen. Boersengefluester.de nimmt die Aktie mit auf die Beobachtungsliste.
Foto: Shutterstock
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