Keine Branche ist auf dem heimischen Kurszettel so prominent vertreten wie der Immobiliensektor. Stattliche 39 Unternehmen gehören allein zum Coverage-Universum von boersengefluester.de – etwa die Hälfte davon ist dem Bereich Wohnimmobilien zuzurechnen. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung dieser Firmen beträgt annähernd 1,3 Mrd. Euro – wird aber ganz stark von den Index-Dickschiffen Deutsche Annington, Deutsche Wohnen, Gagfah, LEG Immobilien, Patrizia Immobilien und TAG Immobilien bestimmt. Unterhalb von MDAX und SDAX wiederum konzentriert sich das Interesse der Börsianer meist auf rasant wachsende – aber gleichzeitig auch hoch verschuldete – Gesellschaften wie Adler Real Estate oder Grand City Properties. Die meisten anderen Unternehmen haben es dagegen ziemlich schwer, wenn es um die nötige Aufmerksamkeit an der Börse geht.
Ein Musterbeispiel ist die RCM Beteiligungs AG mit Sitz in Sindelfingen. Die Hauptgeschäfte der Schwaben finden jedoch woanders statt. „Wir setzen vor allem auf Dresden”, sagt Vorstandschef Martin Schmitt. Insgesamt weist RCM derzeit 54 Objekte mit einer gesamten Wohnfläche von rund 100.000 Quadratmeter aus. Neben der Landeshauptstadt von Sachsen sind Leipzig und Erfurt prominent im Portfolio vertreten. Die durchschnittliche Kaltmiete beträgt derzeit knapp 4,90 Euro pro Quadratmeter – Ziel ist ein Wert um 5,30 Euro. Damit wird schon klar: RCM hat keine Luxusimmobilien im Bestand, meist geht es um einfache Wohnhäuser. Um nicht zu kleinteilig zu werden, setzt Firmenlenker Schmitt beim Erwerb künftig auf eher größere Anlagen. Transaktionen im Wochentakt – wie bei manch anderer Gesellschaft – sind allerdings nicht zu erwarten. „Wir denken nicht nur in Geschäftsjahren, für uns ist bei den Überlegungen zu größeren Verkaufstransaktionen neben dem Entwicklungsstand der jeweiligen Immobilie auch die Richtung des Immobilienmarktes entscheidend”, erklärt Schmitt.
Nicht unbedingt beliebt in der Small-Cap-Szene ist die verschachtelte Firmenstruktur von RCM. So hält die Gesellschaft knapp 60 Prozent an der ebenfalls gelisteten SM Wirtschaftsberatungs AG (WKN: A1RFMZ), die sich in erster Linie um die Projekte in Dresden und die Bewirtschaftung größerer Wohnanlagen in Sachsen kümmert. Daneben gibt es unter anderem die SM Beteiligungs AG, die SM Domestic Property AG oder die SM Capital AG. Geführt werden alle Unternehmen, wen wundert es, in Personalunion. Dabei spielen steuerliche Faktoren eine wesentliche Rolle. So verfügt die SM Wirtschaftsberatungs AG über Verlustvorträge von mehr als 18 Mio. Euro. Interessant ist in diesem Zusammenhang die geplante Aufstockung des SMW-Anteils auf 75,04 Prozent via Sacheinlage. Dadurch wird sich die Zahl der RCM-Aktien von 13.370.000 auf 14.700.000 Stück erhöhen. Das SMW-Paket hat aktuell einen Wert von rund 13,3 Mio. Euro – was etwa der Hälfte der Marktkapitalisierung der RCM-Gruppe entspricht. Bei SMW gehen aber quasi keine Aktien um. Die Anteilscheine von RCM wiederum werden reger gehandelt, der Streubesitz beträgt vermutlich 60 Prozent.
Die Neun-Monats-Zahlen der Sindelfinger lagen durchweg im Rahmen der Erwartungen. „Alle im Konzern tätigen Gesellschaften haben nach drei Quartalen Gewinne erwirtschaftet“, lässt Schmitt durchblicken. Das operative Betriebsergebnis erreichte 1,63 Mio. Euro, was einem Rückgang von knapp sieben Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert entspricht. Allerdings war die 2013er-Zahl durch den Verkauf einer Immobilie positiv beeinflusst. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Daten also ein Erfolg. Wichtig zu wissen: Aufgrund der HGB-Bilanzierung werden bei RCM Gewinnbeiträge immer erst beim Verkauf der Immobilien realisiert. Daher lassen sich die Zahlen von RCM nur schwer mit anderen Gesellschaften vergleichen, die ihre Gewinne regelmäßig durch Hochschreibungen aufpumpen. Die RCM-Aktie eignet sich für Anleger, die auf die wirtschaftliche Entwicklung in den Ballungsräumen Dresden, Leipzig und Erfurt setzen wollen. Die Bilanzrelationen sind solide. Und möglicherweise setzt RCM im kommenden Jahr bei der Dividende ein Ausrufezeichen. Die Analysten von Close Brothers Seydler kalkulieren mit einer Verdopplung auf 0,06 Euro pro Anteilschein. Damit käme das Papier auf eine Rendite von deutlich mehr als drei Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 19,14 | 17,60 | 21,12 | 16,83 | 3,55 | 8,95 | 2,40 | |
EBITDA1,2 | 6,45 | 4,44 | 6,20 | 5,38 | 3,88 | -1,38 | -0,24 | |
EBITDA-Marge3 | 33,70 | 25,23 | 29,36 | 31,97 | 109,30 | -15,42 | -10,00 | |
EBIT1,4 | 3,23 | 4,08 | 5,08 | 4,81 | 3,27 | -2,14 | -2,01 | |
EBIT-Marge5 | 16,88 | 23,18 | 24,05 | 28,58 | 92,11 | -23,91 | -83,75 | |
Jahresüberschuss1 | 1,58 | 2,55 | 3,61 | 3,06 | 2,47 | -2,76 | -2,34 | |
Netto-Marge6 | 8,25 | 14,49 | 17,09 | 18,18 | 69,58 | -30,84 | -97,50 | |
Cashflow1,7 | 1,80 | 11,41 | 14,02 | 10,88 | -1,74 | 0,51 | -0,57 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,07 | 0,12 | 0,19 | 0,17 | 0,16 | -0,69 | -0,18 | |
Dividende8 | 0,06 | 0,06 | 0,06 | 0,07 | 0,07 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BW Revision |