Die Schatten der Vergangenheit aus dem mit Vehemenz geblockten Übernahmeversuch von Weidmüller holen R. Stahl immer wieder ein. Unter dem Eindruck der als feindlich eingestuften Offerte gab der Vorstand des Herstellers von explosionsgeschützten Elektrobauteilen im Frühjahr 2014 eine – auch für damalige Verhältnisse ambitionierte – Mittelfristprognose bekannt. Demnach sollte bis Ende 2016 ein Umsatzplus auf 380 bis 390 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge zwischen elf und zwölf Prozent möglich sein. Zur Einordnung: 2013, kurz nach Veröffentlichung der Planzahlen, kam R. Stahl auf Erlöse von 304,4 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von 8,2 Prozent. Ziel des Ausblicks war es, potenziell abgabebereite Investoren davon zu überzeugen, dass R. Stahl unter dem Einfluss der Familienaktionäre sehr gut allein zurechtkommt. Um der Botschaft noch mehr Nachdruck zu verleihen, kaufte R. Stahl sogar für viel Geld eigene Aktien auf. Letztlich hatte R. Stahl Erfolg. Selbst die auf 50 Euro angehobene Weidmüller-Offerte scheiterte an einer zu geringen Annahmequote.
Mittlerweile befindet sich die Notiz von R. Stahl um gut ein Viertel unter dieser Marke und die Chancen schwinden zunehmend, dass der Kurs auf absehbare Zeit dieses Niveau wiedersieht. Grund: Angesichts der mauen Geschäfte mit den wichtigen Kunden aus der Ölindustrie räumte der R. Stahl-Vorstand nun ein, dass bis Ende 2016 wohl nur mit Wachstumsraten im unteren einstelligen Bereich zu rechnen sei. Zweistellige EBIT-Margen hält der Vorstandsvorsitzende Martin Schomaker freilich immer noch für möglich. Parallel bestätigte er den bisherigen Ausblick, wonach für 2015 mit Erlösen zwischen 320 und 330 Mio. Euro zu rechnen sei. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wird dabei vermutlich aber nur den unteren Bereich der Bandbreite von 16 bis 20 Mio. Euro erreichen. Das heißt: Für 2016 dürfte der Umsatz wohl im Bereich um 340 Mio. Euro liegen. Das Betriebsergebnis wäre bei einer operativen Marge von zehn Prozent dann bei 34 Mio. Euro anzusiedeln. Das sieht aus heutiger Sicht zwar noch immer reichlich ambitioniert aus. Aber selbst wenn Schomaker dieses Kunststück gelingen sollte, stehen dem noch immer eine knackige Marktkapitalisierung von 238 Mio. Euro sowie Nettoschulden (inklusive Pensionsrückstellungen) von 112 Mio. Euro entgegen. Aus Sicht von boersengefluester.de ist das eine zu hohe Bewertung.
Etwas günstiger sieht es dafür mittlerweile beim Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) aus. Grund: Insbesondere durch den Verkauf der 644.000 eigenen Aktien an die RAG-Stiftung kletterte das Eigenkapital zum Halbjahr auf gut 104 Mio. Euro – nach knapp 75 Mio. Euro zum Jahresende 2014. Der von boersengefluester.de ermittelte Buchwert je Aktie erreicht derzeit 15,23 Euro. Aber auch damit kommt R. Stahl noch immer auf ein KBV von 2,4. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung, dass ein Investment derzeit kein sonderlich gutes Chance-Risiko-Verhältnis besitzt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |