Wie krass: Allein seit Ende März ist der Aktienkurs von R. Stahl nun um rund 30 Prozent in die Höhe geschossen. Für einen im Normalfall nicht übermäßig beweglichen Titel wie den von R. Stahl, ist das mehr als beachtlich. Boersengefluester.de hatte zwar bereits im Oktober und im Dezember 2022 (HIER) auf die deutlich verbesserte operative Situation des Anbieters von explosionsgeschützten Elektronikkomponenten für den Einsatz in der Öl- und Gasindustrie oder auch dem Chemie-Sektor hingewiesen – eine derart rasante Performance hatten wir dem Spezialwert allerdings auch nicht zugetraut. Zeitlich passt der der Startschuss im Aktienchart mit einer Präsentation von R. Stahl auf dem Aktienforum von Solventis am Frankfurter Flughafen, aber auch die Analysten des Hauck Aufhäuser-Ablegers NuWays haben die R. Stahl-Aktie mit Kursziel von 23 Euro auf ihrer Liste. Finanzexperte Klaus Schlote von Solventis hielt 21,15 Euro zuletzt für ein faires Niveau.
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Nun: In beiden Fällen hätte die R. Stahl-Aktie ihr Pulver verschossen. Nächster wichtiger Termin ist die Vorlage des Geschäftsberichts 2022 inklusive Prognose für das laufende Jahr am 27. April 2023. Zumindest was den Blick in den Rückspiegel angeht, sind keine großen Überraschungen mehr zu erwarten, denn die Eckdaten für 2022 hatte R. Stahl bereits Mitte Februar kommuniziert. Dabei hat das Unternehmen mit Erlösen von 274,3 Mio. Euro die eigene Prognose am oberen Rand erfüllt, das um Sonderfaktoren bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 22,3 Mio. Euro lag sogar ein Stück oberhalb der zuvor avisierten Bandbreite von 18 bis 21 Mio. Euro. Unterm Strich drehte das Ergebnis von minus 4,9 Mio. Euro auf plus 1,9 Mio. Euro – auch das ein gutes Resultat auf dem Weg zurück zu nachhaltiger Ertragsstärke. „R. Stahl wird die sich bietenden Wachstumschancen wie beispielsweise bei verflüssigtem Erdgas (LNG) und der Wasserstofftechnologie nutzen, um nachhaltig und profitabel zu wachsen,“ sagt CEO Mathias Hallmann.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Neuester Coup ist eine Kooperation mit der in Baden-Württemberg ansässigen i.safe MOBILE GmbH, die sich als Marktführer für explosionsgeschützte Mobilgeräte und -lösungen bezeichnet. „Die Portfolios beider Firmen ergänzen sich aufgrund des hohen technologischen und innovativen Anspruchs der Produkte und Lösungen nahtlos“, sagt Carsten Brenner, Leiter Business Unit Automation bei R. Stahl. Konkrete Erwartungen an das gemeinsame Absatzpotenzial nennen die Gesellschaften allerdings nicht. Zudem gibt es offenbar auch keine kapitalmäßige Verflechtung. Immerhin: Die 2011 gegründete i.safe MOBILE ist sehr agil in diesen Dingen und hat sich erst kürzlich für einen siebenstelligen Betrag an dem auf industrielle Inspektionssysteme – etwa für die Lokalisierung von Lecks in Ventilen – spezialisierten Startup Senseven aus Wien beteiligt.
Doch zurück zu R. Stahl: Neben den Gründerfamilien sind bei dem Unternehmen aus Waldenburg die RAG-Stiftung (unter anderem Evonik Industries) sowie die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV um Norman Rentrop maßgeblich investiert. Gut möglich, dass etwa TGV oder die RAG-Stiftung ihre Engagements weiter aufgestockt haben. Zumindest die Wucht des jüngsten Kursanstiegs spricht für so ein Szenario. Für boersengefluester.de bleibt der Titel auch auf dem deutlich erhöhten Niveau eine gute Halten-Position. Immerhin hat der Smallcap vor vielen Jahren auch schon Kurse nördlich von 40 Euro gesehen und war zwischenzeitlich Ziel eines heißen Übernahmekampfes, den die Familie letztlich aber abblockte.
Foto: Unsplash+
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