Treppenförmig geht es seit vergangenem Herbst mit dem Aktienkurs von R. Stahl nach oben. Grob vereinfacht, läuft das Muster so: Erst ein deutlicher Anstieg, dann drei bis vier Monate Konsolidierung – und das Ganze dann wieder von vorn. So gesehen ist die Notiz des Anbieters von Spezial-Elektronikprodukten wie Leuchten oder Steuerungen für den Einsatz in widrigen Verhältnissen allmählich startklar für die nächste Kletterpartie. Die Zahlen des jetzt vorgelegten Halbjahresberichts 2023 zeigen jedenfalls, dass R. Stahl unverändert in Form ist – auch wenn das zweite Quartal insbesondere auf der Ertragsseite nicht an die Dynamik des super guten Auftaktviertels heranreicht. Aber mit dieser Entwicklung steht das Unternehmen nicht allein da. Konkret kommt R. Stahl nach sechs Monaten 2023 auf ein Umsatzplus von etwas mehr als 20 Prozent auf 154,73 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) drehte von minus 1,78 auf plus 9,57 Mio. Euro, wobei das zweite Quartal des laufenden Jahres „nur“ 3,48 Mio. Euro zu diesem Swing beisteuerte.
Ein wesentlicher Erlöstreiber bleiben die Kunden aus dem Öl- und Gassektor, wobei den Investoren besonders gut gefallen dürfte, dass R. Stahl die Nummer 1 bei Explosionsschutzlösungen für LNG-Tankschiffe ist und auch im Bereich Maschinensteuerungen für Flüssiggas-Entladesysteme stark positioniert ist. Wenig überraschend ist das Thema Verladearme für verflüssigtes Erdgas momentan ein boomendes Geschäft, das wissen Nebenwerte-Anleger unter anderem von der Gesco-Tochter SVT aus Schwelm. Die für R. Stahl zentrale Steuerungsgröße – das um Restrukturierungsaufwand oder auch außerplanmäßige Abschreibungen bereinigte EBITDA – kletterte zum Halbjahr von 7,0 auf 19,0 Mio. Euro, wobei sich die Bereinigungen mittlerweile in engen Grenzen halten. Für das Gesamtjahr bleibt CEO Mathias Hallmann grundsätzlich bei seiner Prognos wonach der Umsatz auf 305 bis 320 Mio. Euro steigen soll. Für das EBITDA vor Sondereinflüssen avisiert er eine Bandbreite zwischen 30 und 36 Mio. Euro. Angesichts der guten Vorgaben zum Halbjahr geht Mathias Hallmann mittlerweile jedoch davon aus, dass beide Zielgrößen eher am oberen Ende der kommunizierten Spannen herauskommen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Einzig beim Free Cashflow rechnet der Vorstand aufgrund der höheren Bevorratung von elektronischen Bauteilen jetzt mit einem negativen Wert im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Hier haben sich also die Vorzeichen gedreht, was allerdings keinen belastenden Einfluss auf den Aktienkurs haben sollte. Zum Halbjahr weist das Unternehmen einen Free Cashflow von minus 5,58 Mio. Euro aus – es sollten also keinen großen Veränderungen mehr anstehen. Bewertungstechnisch sieht boersengefluester.de weiterhin erklecklichen Spielraum nach oben für die Aktie. Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten von zurzeit gut 42 Mio. Euro kommt die Gesellschaft aus Waldenburg auf einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von 185 Mio. Euro – verglichen mit dem für 2023 avisierten EBITDA ist das eine außerordentlich günstige Relation.
Kein Wunder, dass die Analysten in ihren jüngsten Studien von einem fairen Wert eher im Bereich um 30 Euro je Aktie ausgehen. Und auch CEO Matthias Hallmann gibt sich zuversichtlich: „Das Unternehmen ist gut aufgestellt, um die sich bietenden Wachstumschancen auf unseren Märkten zu nutzen und die Ertragskraft nachhaltig zu verbessern.“ Einzig für dividendenorientierte Anleger hat der Titel derzeit nichts zu bieten. Aber auch dieser Aspekt sollte in Zukunft an Relevanz gewinnen. Zunächst einmal geht es aber um die nächste Kursstufe Richtung Norden.
Foto: Unsplash+
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