Geschockt zeigen sich Bürger, Politiker und Unternehmen über die Bedrohung durch Spionageprogramme wie „Prism“ und „Tempora“. Im Firmensektor stehen Cloudbasierte Speicherlösungen nach den jüngsten Veröffentlichungen aber offenbar nicht zur Debatte. Völlig losgelöst von der aktuellen Diskussion zieht etwa die TecDAX-Aktie QSC ihre Bahnen nach oben und nähert sich zügig der 3-Euro-Marke. Das Zwischentop von Ende 2010 rückt damit in greifbare Nähe. Relative-Stärke-Anhänger haben ihre Freude an dem Titel und setzen darauf, dass sich die Notiz mittelfristig womöglich sogar den Mitte 2007 erreichten Kursregionen von rund 5 Euro annähert.
Offenbar realisieren immer mehr Investoren, dass sich die Kölner in einer kompletten Umbruchphase befinden. War QSC lange Zeit in erster Linie eine Netzgesellschaft aus dem Telekommunikationssektor, soll nun der Swing zu einem Serviceanbieter – von der Telefonie, über Cloud-Dienstleistungen, bis zum IT-Consulting – für mittelständische Unternehmen gelingen. Ein notwendiger Schritt, denn gerade die Umsätze im klassischen Telekombereich standen bei QSC immer mehr unter Druck. Da andererseits die neuen Geschäftsfelder noch nicht wie erhofft durchstarten, wird QSC im laufenden Jahr per saldo wohl einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen.
Dennoch: Die Investoren trauen den Kölnern offensichtlich zu, ihre „Vision 2016“ umzusetzen. Demnach sollen die Umsätze von zuletzt gut 480 Mio. Euro auf 800 Mio. Euro bis hin zu 1 Mrd. Euro zulegen. Vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sollen dann von jedem Euro Umsatz 25 Cent in den Kassen von QSC hängen bleiben. Bislang beträgt die EBITDA-Marge nur gut 16 Prozent. „Cloud-Dienste ‚Made and hosted in Germany’ werden sich in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Umsatztreiber der QSC-Gruppe entwickeln“, betont der Vorstand.
An der Börse ist QSC zurzeit rund 366 Mio. Euro wert. Gemessen an den Umsatzzielen ist das noch vergleichsweise wenig. Das 2014er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 13 lässt ebenfalls Raum nach oben, zumal die Analysten für 2015 von einem signifikanten Ergebnissprung ausgehen. So beträgt die Konsensschätzung für das Ergebnis je Aktie 2015 immerhin 0,28 Euro. Bezogen auf die Prognosen für 2015 kommt QSC damit auf ein KGV von weniger als elf. Außerdem bekennt sich QSC mittlerweile zu einer aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik. Nachdem die Dividendenzahlung für 2011 mit 0,08 Euro pro Anteilschein aufgenommen wurde, gab es für 2012 bereits einen Cent mehr. Für 2013 rechnet boersengefluster.de mit einer Dividende von 0,10 Euro pro Aktie. Das würde einer – nicht nur für TecDAX-Verhältnisse – ansehnlichen Rendite von 3,4 Prozent entsprechen. Unterm Strich bietet der Titel also noch weiteres Kurspotenzial, auch wenn die geschäftlichen Erfolge kurzfristig bestimmt nicht in den Himmel wachsen. Am 12 August steht der Halbjahresbericht an. Die gegenwärtige Diskussion um Datenspionage scheint dem Kurs jedenfalls sogar gut zu bekommen.
Foto: QSC AG