Normalerweise präsentieren wir auf boersengefluester.de unsere eigene Sicht der Dinge, was die Interpretation von Geschäftszahlen und Kursbewegungen im Spezialwertebereich angeht. Um möglichst viele Hintergrundinformationen über die aktuellen Entwicklungen zu erfahren, nehmen wir daher regelmäßig an Kapitalmarktkonferenzen teil – oder aber wir sprechen direkt mit den Vorständen und IR-Managern der jeweiligen Unternehmen. Aufgefallen bei der täglichen Recherche im Netz ist uns zuletzt ein Blogbeitrag von Arne Thull, dem Leiter Investor Relations bei der q.beyond AG. Die Aktie des Kölner IT-Dienstleisters sorgte zuletzt für Diskussionsstoff, weil der Kurs – trotz einer frischen Kaufen-Einschätzung der Analysten von Hauck & Aufhäuser – nochmals kräftig an Wert verloren hatte. Genau zu diesem Punkt nimmt Arne Thull im q.beyond Blog Stellung. Boersengefluester.de findet den Beitrag so lesenswert, dass wir uns entschlossen haben, ihn auf unserer Webseite – angereichert mit den bei uns üblichen Charts und Kennzahlenboxen – in voller Länge zu veröffentlichen.
Wie viele andere Technologiewerte steht unsere Aktie seit Monaten unter Druck. Eine neue Studie von Hauck & Aufhäuser führte am 28. September 2022 kurzfristig zu einem weiteren Rücksetzer – obwohl diese Analyse ein Kursziel von 1,60 Euro enthält und das Geschäftsmodell der q.beyond AG krisenfest ist.
„Kaufen. Kursziel: 1,60 Euro.“ Eigentlich hätte diese Botschaft aus der erstmalig veröffentlichten Studie des Small- und Midcap-Spezialisten Hauck & Aufhäuser zu q.beyond unserer Aktie neuen Auftrieb verleihen müssen. Zudem wird q.beyond nun von vier Analysten regelmäßig beobachtet und alle vier empfehlen unsere Aktie zum Kauf. Stattdessen sank der Kurs am 28. September bereits in den ersten Handelsminuten um gut 15 Prozent.
Was war geschehen? Nach Gesprächen mit vielen Marktteilnehmern hat sich vor allem ein Grund herauskristallisiert: Offenbar haben Investoren vor allem einer Zahl aus der Hauck-&-Aufhäuser-Studie ihre Beachtung geschenkt: Der Umsatzprognose des Analysten für das laufende Jahr. Nach seinen Überlegungen wird q.beyond in diesem Jahr einen Umsatz von 168 Mio. Euro erzielen; der Vorstand hatte zuletzt bei Vorlage des Halbjahresfinanzberichts ein Umsatzziel von 180 Millionen Euro genannt. In einem hochvolatilen und von hoher Unsicherheit geprägten Umfeld hat diese Diskrepanz kurzfristig Verkäufe ausgelöst. Daraufhin haben wir in zahlreichen Gesprächen Investoren auf die sich bietenden Chancen beim aktuellen Kursniveau hingewiesen. Am Ende des Handelstages 28. September lag der Kurs wieder bei 0,67 Euro.
Vor allem eine einfache Überschlagsrechnung überzeugte einige Gesprächspartner. Die Marktkapitalisierung von q.beyond liegt aktuell noch bei rund 80 Mio. Euro. Demgegenüber steht allein eine Nettoliquidität in Höhe von 44,2 Mio. Euro zum 30. Juni 2022. Zudem beläuft sich der Wert unseres Hamburger Standorts, der q.beyond selbst gehört, laut externen Experten bei mindestens 20 Mio. Euro. Berücksichtigt man noch den Wert unserer Tochtergesellschaften wie datac, scanplus und Snabble, wird klar, dass ein Käufer unserer Aktie derzeit das operative Cloud- und SAP-Geschäft mit seinen langjährigen Kundenbeziehungen und 1.100 qualifizierten Mitarbeitenden quasi umsonst erwirbt. Diese klare Unterbewertung könnte in den kommenden Tagen und Wochen dazu führen, dass sich weitere institutionelle und private Anleger für ein stärkeres Engagement bei q.beyond entscheiden.
Kursverluste von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn auch in der Peergroup
Eine solche Kaufentscheidung fällt im aktuellen Umfeld natürlich alles andere als leicht. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine stehen weltweit Technologiewerte an den Börsen unter enormem Druck. Aktien aus unserer Peergroup wie die von Cancom haben seit Jahresbeginn ebenfalls mehr als 50 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Der TecDAX gab um mehr als 30 Prozent nach, wobei Unternehmen wie der Indexriese Deutsche Telekom und der Rüstungsanbieter Hensoldt einen größeren Absturz verhinderten. In den kommenden Wochen deuten nur wenige Zeichen auf Besserung hin. Die beginnende Rezession, die anhaltend hohe Inflation und die Ungewissheit über den weiteren Verlauf des Ukrainekriegs führen dazu, dass die Bären vermutlich weiterhin das Geschehen an den Börsen bestimmen.
Was kann ein vergleichsweise kleiner Wert wie q.beyond in diesem Bärenmarkt tun? Zwei Themen stehen jetzt im Fokus: aktive Kommunikation und operative Fortschritte. Vorstand und IR setzen auch und gerade unter den aktuellen Rahmenbedingungen ihre intensive IR-Arbeit fort und erläutern im Gespräch mit bestehenden und potenziellen Investoren die Chancen unserer Aktie. Diese Argumentation basiert unter anderem auf den operativen Fortschritten unseres Unternehmens. Zuletzt hatte q.beyond den Umsatz in einem bereits sehr herausfordernden Umfeld im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent gesteigert; insbesondere das Cloud-Geschäft entwickelt sich gut.
q.beyonds Geschäftsmodell ist krisenfest
Noch ist unklar, wie sich die Konjunktur in Deutschland in den kommenden Quartalen entwickelt. Die Rezession und die Inflation könnten hartnäckiger sein als erwartet. Unser Unternehmen hat jedoch schon vor gut zwei Jahren bewiesen, dass sein Geschäftsmodell mit dem hohen Anteil wiederkehrender Umsätze und den langjährigen Kundenbeziehungen krisenfest ist. Diese Krisenfestigkeit trägt sicher ein Stück weit dazu bei, dass die Kursziele unserer Analysten bis zu einer Höhe von 2,80 Euro reichen könnten – eine Vervierfachung des Kurses wäre damit nicht ausgeschlossen.
Arne Thull verantwortet den Investor-Relations-Bereich der q.beyond AG. Der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Ökonom kam im April 2000 zum Unternehmen, das im September 2020 durch Umfirmierung aus der QSC AG hervorgegangen ist. Vorher war der Familienvater bei einer Venture-Capital-Gesellschaft beschäftigt und begleitete dort drei Börsengänge.
Einschätzung und Kennzahlen von boersengefluester.de
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 357,87 | 366,84 | 238,05 | 143,42 | 155,16 | 173,02 | 189,28 | |
EBITDA1,2 | 38,20 | 35,06 | 140,30 | -1,98 | 31,37 | 5,36 | 5,75 | |
EBITDA-Marge3 | 10,67 | 9,56 | 58,94 | -1,38 | 20,22 | 3,10 | 3,04 | |
EBIT1,4 | 7,11 | 8,48 | 87,94 | -18,83 | 15,18 | -32,27 | -10,94 | |
EBIT-Marge5 | 1,99 | 2,31 | 36,94 | -13,13 | 9,78 | -18,65 | -5,78 | |
Jahresüberschuss1 | 5,12 | 3,28 | 73,54 | -19,90 | 9,85 | -33,09 | -16,40 | |
Netto-Marge6 | 1,43 | 0,89 | 30,89 | -13,88 | 6,35 | -19,12 | -8,66 | |
Cashflow1,7 | 39,30 | 34,13 | -17,71 | -4,97 | -7,66 | -1,26 | 6,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,03 | 0,59 | -0,16 | 0,08 | -0,27 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,03 | 0,03 | 0,03 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Fotos: q.beyond, Clipdealer