Wie gut, dass die Deutsche Börse AG etliche Vorstandspräsentationen vom Eigenkapitalforum in einem passwortgeschützten Bereich nachträglich zur Ansicht gestellt hat. Schließlich kann sich niemand sämtliche Vorträge während der drei Konferenztage ansehen. Und so hat boersengefluester.de die Gelegenheit für noch ein paar „Bonus-Präsentationen“ genutzt. Unbedingt gelohnt hat sich dabei die knappe halbe Stunde mit q.beyond-Vorstand Jürgen Hermann. Für unseren Geschmack gelingt es Hermann nämlich richtig gut, die Investmentstory des IT-Serviceunternehmens in seinen Eckpunkten zu skizzieren und darüber hinaus noch ein paar Extra-Infos parat zu haben, die wir noch nicht auf dem Schirm hatten. So scheuen sich die Kölner etwa nicht, über ihre Beteiligung an der in Bonn ansässigen snabble GmbH im Bereich Digitalisierungslösungen für den stationären Einzelhandel – Stichwort Self-Checkout-Systeme – sogar gegen Platzhirsche wie GK Software anzutreten. Darüber hinaus fokussiert sich q.beyond auf die Branchen Energie, produzierendes Gewerbe und neuerdings auch Logistik.
„Wir wollen die Geschäftsmodelle unserer Kunden revolutionieren“, sagt Hermann. Omnipräsente Themen wie Internet of Things (IoT), SAP sowie Cloud geben dabei die Taktung an. Komplett zurückgezogen hat sich die Gesellschaft derweil aus dem Geschäft mit der Vermietung von Rechenzentrumskapazitäten – dem sogenannten Colocationbereich. Der mehrstufige Deal hat q.beyond in Summe rund 54 Mio. Euro eingespielt. Geld, dass die damit schuldenfreie Gesellschaft für die Forcierung des Wachstumskurses im Stammgeschäft einsetzen will. Akquisitionen sind folglich ein wesentlicher Treiber für die Aktie. Nachdem die bisherige Strategie „2020plus“ mit geplanten Erlösen von 180 Mio. Euro sowie einer EBITDA-Marge von mindestens 10 Prozent im kommenden Jahr ihr Haltbarkeitsdatum erreicht hat, will CEO Jürgen Hermann auf einem Capital Markets Day im April 2022 den Ausblick bis 2025 vorstellen: „So viel darf ich jetzt schon verraten: Wir werden das Wachstum fortsetzen. Insbesondere wird der Anteil an den softwarebasierten Plattformen zunehmen.“
Boersengefluester.de ist schon jetzt gespannt, wie hoch q.beyond die Messlatte legen wird. Bislang hat das Unternehmen jedenfalls geliefert. Grund für übermäßige Vorsicht beim Ausblick besteht also nicht unbedingt. Zudem funktioniert die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells, das haben die Zahlen der vergangenen Quartale zunehmend gezeigt. Und mit einer Netto-Liquidität zum Jahresende von vermutlich 65 bis 70 Mio. Euro ist die – vielen Börsianern vermutlich noch eher als QSC bekannte – Gesellschaft komfortabel aufgestellt. An der Börse kommt die Story ohnehin gut an, gemessen an den Kurszielen der Analysten bis hin zu 3,10 Euro besteht einiges an Luft nach oben. Immerhin notiert die im streng regulierten Prime Standard gelistete Aktie noch unterhalb von 2 Euro. Neben der bereits erwähnten Peer Group um GK Software ist q.beyond im SAP-Bereich mit Unternehmen wie der All For One Group oder auch KPS vergleichbar. Im Cloud-Sektor bieten sich Gesellschaften wie Cancom oder Datagroup als Maßstab an – allesamt Firmen mit einer prima Reputation am Kapitalmarkt. Gut gefällt boersengefluester.de darüber hinaus die hohen Planbarkeit des Geschäfts, um die 80 Prozent der Konzernerlöse sind von wiederkehrender Natur.
Einen Grund zum Hadern gibt es für q.beyond-Vorstand Jürgen Hermann aber dann doch: Die noch immer zögerliche Umstellungsgeschwindigkeit vieler SAP-Kunden auf das neue ERP-System SAP S/4HANA. Dabei ist für Hermann eigentlich jetzt – wo die Kapazitäten noch da sind – der perfekte Zeitpunkt, um die Migration anzugehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 357,87 | 366,84 | 238,05 | 143,42 | 155,16 | 173,02 | 189,28 | |
EBITDA1,2 | 38,20 | 35,06 | 140,30 | -1,98 | 31,37 | 5,36 | 5,75 | |
EBITDA-Marge3 | 10,67 | 9,56 | 58,94 | -1,38 | 20,22 | 3,10 | 3,04 | |
EBIT1,4 | 7,11 | 8,48 | 87,94 | -18,83 | 15,18 | -32,27 | -10,94 | |
EBIT-Marge5 | 1,99 | 2,31 | 36,94 | -13,13 | 9,78 | -18,65 | -5,78 | |
Jahresüberschuss1 | 5,12 | 3,28 | 73,54 | -19,90 | 9,85 | -33,09 | -16,40 | |
Netto-Marge6 | 1,43 | 0,89 | 30,89 | -13,88 | 6,35 | -19,12 | -8,66 | |
Cashflow1,7 | 39,30 | 34,13 | -17,71 | -4,97 | -7,66 | -1,26 | 6,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,03 | 0,59 | -0,16 | 0,08 | -0,27 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,03 | 0,03 | 0,03 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
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