Überhaupt nicht schön, aber zumindest liegen die Fakten jetzt auf dem Tisch: So wird die Pyramid AG ihre geplanten Ziele für 2022 meilenweit verfehlen und statt eines EBIT zwischen 7,7 und 8,1 Mio. Euro auf Konzernebene, vermutlich nur ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 4,7 bis 7,4 Mio. Euro erzielen. Zudem ist endlich raus, wie groß der Verwässerungseffekt aus dem in neuen Pyramid-Aktien zu leistenden Teil des Kaufpreises für den Displayspezialisten Faytech sein wird: Demnach wird sich die Zahl der umlaufenden Pyramid-Aktien künftig um 19,35 Prozent auf 22.146.196 Stück erhöhen. Inklusive möglicher nachgelagerter Kaufpreiskomponenten könnte sich die Summe im kommenden Jahr sogar Richtung 24.500.000 erhöhen. Soweit die nackten Fakten, wie sie bereits seit dem Wochenende bekannt sind. Umso interessanter die aktuellen Ausführungen von Pyramid-Vorstand Andreas Empl sowie Faytech-Gründer Arne Weber auf dem virtuellen Investoren-Call zu den Hintergründen der Gewinnwarnung.
Demnach fehlen dem Anbieter von Info-Terminals sowie interaktiven Kiosksysteme für den Einzelhandel oder auch die Systemgastronomie wichtige Umsätze unter anderem deshalb, weil eine große internationale Fast-Food-Kette bzw. der von diesem Unternehmen beauftragte Systemintegrator – ein ebenfalls sehr bekannter Hersteller von Geldautomaten und ähnlichen Produkten – seine Abrufe für das laufende Jahr aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs kurzerhand auf Eis gelegt hat. Möglich, dass da noch was kommt an Abrufen in diesem Jahr – als vorsichtiger Investor plant man aber besser nicht damit. Den nächsten Wirkungstreffer setzte eine hierzulande ebenfalls populäre Discounterkette (es ist nicht Aldi), die ihre Aufträge dem Vernehmen nach aufs nächste Jahr geschoben hat. Last but not least war das Management aber einfach zu optimistisch, was das Umsetzungstempo in den USA angeht und hat die Erlösziele in den Vereinigten Staaten für 2022 von ehemals 5 Mio. Euro auf jetzt Null herabgesetzt. Summa summarum kommen so zwischen 15 und 20 Mio. Euro weniger Umsatz zustande als gedacht.
Mit Blick auf den Chartverlauf der Pyramid-Aktie kommt diese Warnung zwar nicht ganz unerwartet, und grundsätzlich trifft es derzeit ja auch nahezu alle produzierenden Unternehmen in irgendeiner Form. Was boersengefluester.de allerdings zu denken gibt, ist das ein nicht unerheblicher Teil der Misere bei der Tochter Pyramid Computer offenbar auf die eigene Kappe geht. So räumen Andreas Empl und Arne Weber ein, dass sich Pyramid zu sehr auf Großkunden – wie zum Beispiel besagte Fastfood-Kette – konzentriert hat und dadurch viele kleinere Projekte auf der Straße liegen geblieben sind. Dabei war es eigentlich erklärtes IPO-Ziel, genau diese Abhängigkeit von einzelnen Großprojekten sukzessive zu verringern. Entsprechend setzt das neue Pyramid-Vorstandsteam an genau dieser Stelle an. „Unser Augenmerk liegt auf der Integration von Pyramid, um diesen schlafenden Riesen zu wecken“, sagt Andreas Empl. Daran wird sich das Management messen lassen müssen.
Beim Neuerwerb Faytech entwickeln sich die Geschäfte derweil umso schwungvoller: So kalkuliert der Anbieter von Touchscreen-Monitoren und -Computern – größter Kunde mit mehr als 10 Mio. Euro Umsatz ist der Hersteller von Gegensprechanlegen ButterflyMX – für das laufende Jahr nun mit einem EBIT zwischen 2,7 und 4,0 Mio. Euro – nach bislang 1,7 Mio. Euro. Ein Erfolg, auf dem sich Faytech-Vorstand Arne Weber aber nicht ausruhen will: „Wir wollen das Niveau 2023 zumindest halten, beziehungsweise sogar eine Schippe drauflegen.“
Eine frische Wasserstandsmeldung hat Andreas Empl auf der Investorenkonferenz zudem für den vor der Revitalisierung stehenden Börsenmantel von Securize IT Solutions – einer Minderheitsbeteiligung aus alten mic-Zeiten – parat: Demnach laufen die Vorbereitungen für ein Reverse-IPO hier weiter auf Hochtouren, was aber nicht zwingend mit einem Exit von Pyramid verbunden sein muss. Denkbar wäre auch eine – wie Empl es nennt – „Geschäftserweiterung“. Boersengefluester.de ist gespannt, welche Richtung dieser Prozess nimmt. Deutlich wichtiger für die Kursrichtung der Pyramid-Aktie bleibt freilich die weitere Entwicklung bei Pyramid Computer. In der neuen Management-Konstellation stehen die Chancen jedoch gut, dass es hier künftig dynamischer vorangeht.
Immerhin sind die digitalen Kiosksysteme – trotz der allgemein schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen – ein attraktives Produkt. Im Aktienkurs spiegelt sich dieses Potenzial derzeit nur ansatzweise wider. Zudem sind Unsicherheitsfaktoren wie die bislang ungewisse Zahl an neuen Pyramid-Aktien aus dem Faytech-Deal jetzt raus aus dem Titel. Das ist positiv. Bleibt der Makel, dass es erst mit dem Report für 2022 einen Konzernabschluss bezogen auf ein ganzes Jahr geben wird. Aber auch was das anbelangt, sind die nun vorgelegten Pro-forma- Eckdaten auf Konzernbasis zumindest ein deutlicher Fortschritt. Gut möglich also, dass sich die Umsatz- und Gewinnwarnung am Ende sogar als Weckruf für die Pyramid-Aktie Richtung Norden entpuppt.
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