Börsenarithmetik kann ganz einfach sein. Im Update-Call zu den Jahreszahlen von Pyramid nennt Vorstandssprecher Andreas Empl ein Multiple von 10 auf das für das laufende Jahr avisierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 5,6 bis 5,8 Mio. Euro als angemessenes Ziel für den eigenen Aktienkurs. „Wir haben ja wirklich was zu bieten“, sagt Empl mit Blick auf für Pyramid wichtige Themen wie KI, Automatisierung oder auch Digitalisierung. Nun: Teilt man den daraus abgeleiteten Börsenwert von in der Mitte 57 Mio. Euro durch die aktuelle Aktienzahl von knapp 22,15 Millionen Stück, ergibt sich ein Aktienkurs von annähernd 2,60 Euro – was ziemlich genau einem potenziellen Verdoppler gegenüber der aktuellen Notiz entspricht. Den Rückhalt der Analysten für diese Kursregionen hat Pyramid sogar, doch die Realität ist eben doch eine andere – zumindest momentan.
„Wir haben 2,5mal nicht geliefert“, weiß auch Empl. Zentrale Aufgabe für den Anbieter von Industrie-PCs, Spezialdisplays oder auch Orderterminals für Gastronomie bzw. Einzelhandel ist es also, verlorengegangenes Vertrauen bei den Investoren zurückzugewinnen und die eigenen Prognosen künftig verlässlich zu erfüllen bzw. besser noch zu übertreffen. Dass die Münchner hier zuletzt gepatzt haben, lässt sich zwar gut begründen mit unerwarteten Auftragsverschiebungen, dem schmerzhaften Verlust des Großkunden ButterflyMX (BMX) in den USA – was allein 10 bis 15 Mio. Euro gekostet hat – oder auch dem in der Elektronikbranche zurzeit typischen Problem der vollen Lager. Und natürlich spielt die allgemeine Zurückhaltung der Mittelstandskunden im Zuge der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit Pyramid alles andere als in die Karten.
Am Ende nimmt der Kapitalmarkt aber nicht sonderlich viel Rücksicht auf solche Themen, weil es eben auch immer Unternehmen gibt, die sich überraschend robust in schwierigem Terrain schlagen und die Erwartungen zum Teil deutlich übertreffen. Immerhin: Das Interesse der Börsianer an der Pyramid-Aktie ist grundsätzlich noch vorhanden, sonst wären die Videokonferenzen des Vorstands nicht so gut frequentiert. Mut machen auch die starken Auftragseingänge in den vergangenen Monaten, selbst wenn sich daraus nur schwer ein dauerhafter Trend ableiten lässt. Dafür ist die Orderlage im häufig projektgetriebenen Geschäft von Pyramid einfach zu sprunghaft. Der zurzeit hohe Anteil von margenstarken Lösungen mit Kunden aus dem Lebensmittelhandel sowie die innovative Produktpipeline sind jedoch wichtige Botschaften auch Richtung Kapitalmarkt.
Spannend wird auch die weitere Entwicklung des derzeit noch 50-Prozent-Joint-ventures der Tochter Faytech in den USA. Nach dem BMX-Rückzug wurde die US-Gesellschaft quasi über Nacht zum Restrukturierungsfall und hat diesbezüglich auch noch einige Aufgaben zu erledigen. Die aktuell enorm zuversichtliche Umsatzvorschau des US-Managements genießt Vorstandssprecher Andreas Empl daher noch mit gewisser Vorsicht, doch für Fantasie ist allemal gesorgt: „Wenn alles so kommt, wäre es sensationell“, sagt Empl. Ebenfalls etwas im Busch zu sein, scheint auch bezüglich der weiteren Zusammenarbeit mit der börsennotierten Beteiligung Securize IT-Solutions, wo Pyramid zurzeit rund 16 Prozent der Anteile hält.
Operativ passen die Server-Produkte von Securize perfekt zu den von Pyramid unter der Marke AKHET angebotenen Industrie-PCs. „Hier prüfen wir ganz intensiv mögliche Optionen“, sagt Andreas Empl – mehr will er zum jetzigen Zeitpunkt hierzu allerdings nicht verraten. Grundsätzlich plant Empl jedoch die Investor Relations-Aktivitäten im laufenden Jahr nochmals spürbar ausweiten und sich im Zuge dessen auch häufiger auf Konferenzen zeigen. „Wir müssen liefern, liefern, liefern“, lautet seine Kernbotschaft auf dem Investoren-Call. Boersengefluester.de ist gespannt: Mit ein wenig Fortune könnte die Pyramide-Aktie tatsächlich zu den Überraschungen für 2024 gehören.
Foto: Pyramid AG
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