Die obligatorischen Schlussworte auf dem Investoren-Update zur aktuellen Geschäftsentwicklung bringt Pyramid-Vorstand Andreas Empl auf einen prägnanten Nenner: „Vertrieb, Vertrieb, Vertrieb. Das ist momentan das Wichtigste.“ Immerhin hat der Anbieter von Infoterminals, digitalen Kiosksystemen sowie Touchscreen-Monitoren und Spezial-PCs jede Menge neue Produkte im Köcher. Und die gilt es in möglichst großer Zahl zu verkaufen. So einfach ist das – zumindest in der Theorie. Zeitgleich sorgen sich viele Aktionäre aber auch um die finanzielle Stabilität des langjährigen Geschäftspartners Diebold Nixdorf. Für den US-Konzern mit deutschem Ableger liefert Pyramid insbesondere Terminals für den Einsatz in Schnellrestaurants. Ein Geschäft mit hohem Volumen, aber eben auch enormen Schwankungen. Kein Wunder, dass die Anleger die aktuelle Meldungslage um Diebold Nixdorf sehr sensibel verfolgen. Der insbesondere für seine Geldautomaten bekannte US-Konzern brachte es 2022 zwar auf Umsätze von 3,46 Mrd. Dollar, türmte dabei jedoch einen Fehlbetrag von mehr als 585 Mio. Dollar auf. Das Konzern-Eigenkapital hat sich entsprechend nochmals krasser ins Negative gebohrt.
An der Börse war Diebold Nixdorf zwischenzeitlich nur noch knapp 56 Mio. Dollar wert – ein deutliches Signal. Immerhin: Die Pyramid-Geschäfte mit Diebold Nixdorf laufen weiter – „ohne Zahlungsschwierigkeiten“, wie Andreas Empl betont. Losgelöst davon gilt es die 100-Prozent-Tochter Pyramid Computer nach dem mit vielen Schwierigkeiten behafteten Geschäftsjahr 2022 zurück auf Kurs zu bekommen. Die erwartete EBIT-Marge soll mit einer Bandbreite zwischen 8,5 und 9,5 Prozent jedenfalls wieder an frühere Niveaus heranreichen. Das wiederum korrespondiert mit erwarteten Erlösen von 53 bis 55 Mio. Euro für die Pyramid Computer GmbH. Derweil sieht es für die im Vorjahr übernommene Tochter Faytech genau umgekehrt aus. Hier liegt die Herausforderung darin, die Sonderkonjunktur von 2022 möglichst gut zu kompensieren – trotzdem wird es für den Touch-Screen-Spezialisten
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Faytech 2023 auf einen Ergebnisrückgang hinauslaufen. Auf Konzernebene bleibt es unterm Strich dabei, wonach bei Erlösen von rund 108,5 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 6,5 Mio. Euro zu rechnen ist. Zuversicht spendet da der flotte Jahresauftakt mit einem EBIT von 2,1 Mio. Euro im ersten Quartal 2023. Mit dem Faktor vier multiplizieren sollten optimistische Investoren das Q1-EBIT allerdings nicht, denn ein Teil des operativen Ergebnisses hätte eigentlich bereits auf das Konto von 2022 gehen sollen. Insofern wurden Verschiebungen nur nachgeholt. Trotzdem: Wenn alles glatt läuft, kann sich Andreas Empl für das zweite Halbjahr 2023 sogar Aktivitäten in Sachen Zukäufe vorstellen.
Der Fokus liegt dabei – wie könnte es anders sein – im Vertriebsbereich. „Wir haben sehr viele Targets auf dem Tisch“, sagt Andreas Empl. Überwunden scheint zum Glück die heftige Phase der Lieferkettenproblematik. „Die Preise für Vorprodukte fallen und wir haben keine Probleme mit der Verfügbarkeit“, betont Empl auf der virtuellen Investorenveranstaltung am 12. April 2023. Per saldo sieht der aktuelle Börsenwert von knapp 40 Mio. Euro für Pyramid reichlich niedrig aus. Hinzu kommt, dass die Münchner mit Listing im Spezialsegment Scale einen Anteil von zurzeit rund 24 Prozent an der mittlerweile hauptsächlich im Serversektor tätigen Securize IT Solutions halten.
Durch die bei Securize noch anstehende Sachkapitalerhöhung im Zuge der vollständigen Einbringung der RNT Rausch GmbH dürfte dieser Anteil zwar Richtung 16 Prozent fallen. Doch schon jetzt deutet Empl an, dass es auf eine Wiederaufstockung hinauslaufen könnte. Perspektivisch könnte sogar eine komplette Eingliederung von Securize in den Pyramid-Verbund eine Option sein. Doch das ist erst einmal Zukunftsmusik, denn vorerst haben beide Gesellschaften ihre Hausaufgaben zu erledigen. Die Kursziele von AlsterResearch (4,30 Euro) und SMC Research (4,80 Euro) signalisieren zwar massives Potenzial für die Pyramid-Aktie. Momentan schert sich die Markt aber nicht sonderlich viel darum, wo die Experten die faire Bewertung einordnen. Das Team um Andreas Empl muss 2023 liefern und bestehende Baustellen – etwa in den USA – in den Griff bekommen. Sollte sich dann auch noch die Thematik Diebold Nixdorf entspannen, wäre die aus der aus der früheren mic AG hervorgegangene Gesellschaft aber in der Tat reif für eine Neubewertung.
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