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PWO: Normalerweise müsste deutlich mehr drin sein

Bereits im Frühjahr hatte PWO uns angenehm überrascht – und zwar mit einem vorbildlich navigierbaren Geschäftsbericht 2021, der auch in Punkto Transparenz und Investor Relations-Teil keine Wünsche offen lässt. Hätten wir so gar nicht erwartet von dem früher stets etwas altbacken daherkommenden Automobilzulieferer Progress-Werk Oberkirch. Ganz offensichtlich hat das vor knapp zwei Jahren neu zusammengesetzte Vorstandsteam einiges an Veränderungen umgesetzt. Und so kommt auch der jetzt vorgelegte Halbjahresreport von PWO – zumindest für den Nebenwertesektor – überdurchschnittlich frisch daher. Auch wenn es am Ende natürlich auf die Inhalte und das Zahlenwerk ankommt: Für boersengefluester.de sowie die von uns ebenfalls betriebene Zweitseite geschaeftsberichte-download.de gibt es dafür schon mal einen dicken Pluspunkt.

Zufrieden sein können die Anleger aber auch mit der operativen Entwicklung des Anbieters von Gehäusen, Sitz- und auch Airbagkomponenten. Zum Halbjahr kletterten die Erlöse um knapp 21 Prozent auf 258,13 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kam dazu überproportional um 29 Prozent auf 17,04 Mio. Euro voran. „Unser, vom Verbrennermotor vollständig unabhängiges Geschäftsmodell, kombiniert mit einem globalen Vertriebsansatz und dem Fokus auf unseren Entwicklungskompetenzen, bleibt zentraler Erfolgsgarant“, sagt CEO Carlo Lazzarini. Für das Gesamtjahr hatte PWO zuletzt Umsätze von rund 480 Mio. Euro sowie ein EBIT (vor Währungseinflüssen) zwischen 19 und 22 Mio. Euro in Aussicht gestellt – nach 22,1 Mio. Euro im Vorjahr. Insgesamt hat die in Oberkirch ansässige Gesellschaft damit zum Halbjahr bereits ordentlich vorgelegt und müsste die Prognosen im Normalfall deutlich übertreffen.

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Aber auch der Vorstand von PWO fürchtet die Auswirkungen eines möglichen Lieferstopps für Gas auf die Wirtschaft und lässt sich daher nicht auf eine aktualisierte Vorschau ein. “Wenngleich wir für unsere Produktion nahezu kein Gas benötigen bzw. auf alternative Energieträger umstellen können, bewerten wir die Risiken aus einer zu geringen Gasversorgung Deutschlands bzw. Europas im zweiten Halbjahr 2022 als hoch und lassen unsere gegenwärtigen Prognosen unverändert”, sagt Lazzarini. Hinzu kommt, dass das Unternehmen im laufenden Jahr mit rund 30 Mio. Euro signifikant mehr investiert als 2021. Insgesamt kommt die Story an der Börse durchaus gut an. Verglichen mit den meisten anderen Autozulieferern hält sich die PWO-Aktie jedenfalls ziemlich wacker.

Kein Wunder, immerhin gehört der Titel mit zu den günstigsten Papieren aus dem Sektor, und mit einem Börsenwert von knapp 100 Mio. Euro werden wohl auch zunehmend institutionelle Investoren auf PWO aufmerksam. Nicht so gut gefällt boersengefluester.de allerdings die vergleichsweise hohe Netto-Verschuldung von gut 124 Mio. Euro (ohne Pensionsrückstellungen). Immerhin liegen die Bankverbindlichkeiten aber unterhalb des Eigenkapitals von zuletzt 145 Mio. Euro, womit eine Mindestanforderung vieler Investoren noch erfüllt ist. Und selbst wenn man die kompletten Finanzverbindlichkeiten – also auch die Pensionsrückstellungen – zum Börsenwert hinzu addiert, wird PWO derzeit nur mit einem Faktor von knapp 5,5 auf das für das laufende Jahr von uns erwartete EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bewertet.

Dagegen lässt sich wohl nichts sagen. Zudem gibt es den Titel mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert. Last but not least dürfte PWO wohl auch im kommenden Jahr eine ansprechende Dividende ausschütten. Unterm Strich sieht die Aktie schon jetzt recht gut aus. Sollten die Börsenampeln allgemein wieder auf eine freundlichere Grundrichtung umschwenken, müsste der Titel normalerweise kräftig durchstarten.

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Foto: Progress-Werk Oberkirch AG


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.