Einen großzügigen Interpretationsspielraum hat der Vorstand von Progress-Werk Oberkirch (PWO) bei der Kommentierung der vorläufigen Zahlen für 2013 gewählt. Bei einem Umsatzplus um 5,4 Prozent auf 377,4 Mio. Euro kletterte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um fünf Prozent auf 22,3 Mio. Euro. „Unsere Prognosen haben wir damit im Wesentlichen erreicht“, so die offizielle Formulierung von PWO. Tatsächlich hatte der Automobilzulieferer zuletzt allerdings Erlöse von rund 390 Mio. Euro sowie ein EBIT von etwa 23 Mio. Euro erreicht. Dem Vernehmen nach haben der Gesellschaft aus Oberkirch in der Nähe von Offenburg die Wechselkursentwicklungen von US-Dollar und Kanada-Dollar zu schaffen gemacht. Immerhin: Das Nettoergebnis lag mit 13,1 Mio. Euro – entsprechend 4,20 Euro je Aktie – am oberen Rand der Analystenschätzungen.
Für das laufende Jahr rechnet PWO bei Erlösen von 400 Mio. Euro mit einem operativen Ergebnis im Bereich um 25 Mio. Euro. Gemessen an den Erwartungen der Börsianer sieht das nicht sonderlich sportlich aus. Hier gilt es abzuwarten, ob der PWO-Vorstand zum Jahresbeginn nicht bewusst tiefstapelt. Mit einem größeren Hebel ist dann ab 2015 zu rechnen. Das Unternehmen hatte zuletzt von zahlreichen Neuaufträgen berichtet „Wegen der langen Vorlaufzeit in der Automobilindustrie werden die neuen Aufträge überwiegend in den Geschäftsjahren ab 2015 an- bzw. hochlaufen. Sie haben eine Serienlaufzeit von fünf bis acht Jahren“, so das Unternehmen.
Die Aktie tastet sich zurzeit an die Marke von 50 Euro heran. Zur Einordnung: Vor zwölf Monaten kostete der Anteilschein des Herstellers von Gehäusen, Airbag-Komponenten und Sitzverstellsystemen noch 34 Euro. Vor fünf Jahren wechselten PWO-Aktien für 16 Euro den Besitzer. Wer nun einsteigen will, tut dies auf Rekordhöhen. Da will ein Investment wohl überlegt sein. Positiv: Wirklich teuer ist der Titel immer noch nicht. Das KGV bewegt sich auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de für 2015 lediglich im Bereich um zehn. Für 2012 hatte PWO die Dividende von 1,40 auf 1,60 Euro je Aktie angehoben. Sollte PWO auch für 2013 bei 1,60 Euro bleiben, käme der Titel auf eine Rendite von 3,2 Prozent. Die Hauptversammlung findet am 21. Mai 2014 statt.
Kapitalisiert ist die Gesellschaft mittlerweile mit knapp 155 Mio. Euro – bei einem Streubesitz von 53,45 Prozent. Rein fundamental ist also noch alles im Lot bei PWO. Boersengefluester.de traut dem Titel noch weitere Kurszuwächse zu, wenngleich der steile Anstieg in den vergangenen Quartalen die Luft nach oben einengt. Die Analysten von Close Brothers Seydler sind ein wenig forscher. Sie haben ihr Kursziel für PWO von 47 auf 55 Euro heraufgeschraubt und bezeichnen die Aktie als “Top automotive stock pick” für das laufende Jahr.
Foto: PWO AG