Irgendwas passt doch da nicht: Puma ist happy damit, dass Großaktionär Kering den wesentlichen Teil seiner Stücke an dem Sportartikelhersteller an die Investoren des französischen Edelmarken-Konzerns (Gucci, Saint Laurent, Brioni, Stella McCartney) weiterreicht. Schließlich würde sich operativ nicht viele ändern, die Puma-Aktie aber deutlich an Handelsliquidität gewinnen. Das Kering-Management ist zufrieden, kommt es doch seinem Ziel näher, sich auf das Kerngeschäft in den Bereichen Luxusmode, Lederwaren sowie Schmuck und Uhren zu konzentrieren. Und auch Kering-Großaktionär Artémis, hier hinter verbirgt sich die Investmentgesellschaft der Unternehmerfamilie Pinault, ist mit dem Deal einverstanden, wird er doch als neuer „langfristiger“ Anteilseigner von Puma präsentiert. In die Röhre schauen momentan freilich die Streubesitzaktionäre von Puma: Immerhin hat die Notiz des SDAX-Konzerns seit Bekanntgabe des Deals im Tief um fast 18 Prozent auf knapp 292 Euro an Wert verloren – wenngleich sie sich zuletzt wieder ein wenig erholte.
Welche Befürchtungen treiben die Börsianer also um? An den Geschäftszahlen kann es nicht liegen, die entwickelten sich zuletzt allesamt in die richtige Richtung und es gibt keine Anzeichen für einen Trendwechsel. Auch die Bewertung der Puma-Aktie ist vergleichsweise bodenständig, selbst wenn der Anteilschein von Adidas in den vergangenen Monaten durch die Kurskonsolidierung ein wenig an Attraktivität im Vergleich zur Puma-Aktie gewonnen hatte. Naheliegend ist auch, dass manch Investor, der auf eine knackige Abfindung bei der Spekulation auf einen kompletten Börsenrückzug bei Puma speikulaiert hat, nun enntäuscht ist. Am meisten treibt die Börsianer aber wohl die Befürchtung um, dass – sofern die Transaktion auf der Kering-Hauptversammlung am 26. April 2018 durchgewunken wird – demnächst ein potenzieller Aktienüberhang an Puma-Aktien entsteht. Schließlich wird nicht jeder Kering-Aktionär, der die Puma-Papiere in Form einer Sachdividende in sein Depot gebucht bekommt, bei der Stange bleiben und den Neuzugang womöglich schnell verkaufen – aus welchen Gründen auch immer.
54 Prozent der Kering-Aktien sind dabei institutionellen Investoren zuzurechnen, rund 4,7107 Prozent der Anteile sollen sich in den Händen von Privatanlegern befinden. Den Rest hält – wie bereits erwähnt – Artémis. Konkret: Derzeit befinden sich rund 15,08 Millionen Puma-Aktien im Umlauf, wovon Kering etwa 86 Prozent – also 12,97 Millionen Stück – zuzurechnen sind. 70 Prozent davon will der Luxusmarkenkonzern als Sachdividende auskehren – demnach würden also knapp 10,56 Millionen Aktien den Besitzer wechseln. Annähernd 4,32 Millionen Puma-Anteile bekäme Artémis eingebucht, die damit circa 28,6 Prozent an dem Unternehmen aus Herzogenaurach halten würden. Aktueller Gegenwert: 1,37 Mrd. Euro. Offen ist freilich, was die restlichen Investoren mit ihren Stücken machen.
Ein Beispiel: Ein Privatanleger, der heute für 10.000 Euro Kering-Aktien kaufen will, bekäme beim aktuellen Kurs von knapp 400 Euro rund 25 Stück dafür. Bezogen auf seinen prozentualen Anteil an der gesamten Anzahl an Kering-Aktien, müsste er dafür rund zwei Puma-Aktien eingebucht bekommen. Faustformel: Je zwölf Kering-Aktien, sollte es eine Puma-Aktie geben. Die Gefahr besteht also, dass eine Menge Anleger ihren Neuzugang „mangels Masse“ gleich wieder versilbern. Freilich muss das nicht so kommen, wie das Beispiel einer Reihe von Abspaltungen – zuletzt etwa Metro, Uniper, Innogy, Covestro oder Osram Licht – zeigt.
Für boersengefluester.de ist der aktuelle Absacker bei Puma also eher eine Einstiegschance. Allerdings nicht, weil die Aktie mit einem Streubesitz von künftig rund 55 Prozent perspektivisch zum MDAX-Kandidaten avanciert, sondern weil uns die Wachstumsdynamik der Gesellschaft überzeugt. Und Puma-Chef Bjørn Gulden bleibt eh ganz cool: „Wir begrüßen die Pläne von Kering, ihre Beteiligung an Puma auf diese Weise zu reduzieren. Damit können wir unsere Strategie weiter verfolgen, die bereits erste gute Ergebnisse gezeigt hat.“ Der Blick richtet sich also bereits auf den 12. Februar 2018. Dann legt das Unternehmen den Jahresbericht 2017 plus Ausblick vor.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 4.135,90 | 4.780,00 | 5.502,20 | 5.234,40 | 6.805,40 | 8.465,10 | 8.601,70 | |
EBITDA1,2 | 315,00 | 413,00 | 686,60 | 503,00 | 862,80 | 999,30 | 967,10 | |
EBITDA-Marge3 | 7,62 | 8,64 | 12,48 | 9,61 | 12,68 | 11,80 | 11,24 | |
EBIT1,4 | 244,60 | 333,00 | 440,20 | 209,20 | 557,10 | 640,60 | 621,60 | |
EBIT-Marge5 | 5,91 | 6,97 | 8,00 | 4,00 | 8,19 | 7,57 | 7,23 | |
Jahresüberschuss1 | 168,00 | 229,80 | 309,00 | 123,10 | 376,80 | 353,50 | 360,60 | |
Netto-Marge6 | 4,06 | 4,81 | 5,62 | 2,35 | 5,54 | 4,18 | 4,19 | |
Cashflow1,7 | 280,30 | 249,00 | 548,80 | 510,80 | 609,90 | 575,60 | 834,90 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,91 | 1,25 | 1,76 | 0,53 | 2,07 | 2,36 | 2,02 | |
Dividende8 | 1,25 | 0,35 | 0,00 | 0,16 | 0,72 | 0,82 | 0,82 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Foto: Puma SE