Solche Töne haben Seltenheitswert in der aktuellen Berichtssaison. Aber bei dem Softwareunternehmen PSI läuft es nach den vielen Investitionen der Vergangenheit nun so gut wie lange nicht. „Das Management erwartet ein traditionell starkes Schlussquartal und ist daher sehr zuversichtlich, das operative Ergebnisziel von 15 Millionen Euro und alle strategischen Transformationsziele zu übertreffen“, heißt es im druckfrischen Neun-Monats-Abschluss der Berliner. Demnach muss PSI im Abschlussviertel noch ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von mindestens 5 Mio. Euro einfahren. Das wiederum würde etwa genau der Ausbeute aus dem vierten Quartal des Vorjahrs entsprechen. Angesichts der dynamischen Entwicklung in den vergangenen Monaten geht boersengefluester.de davon aus, dass PSI mit ein wenig Fortune eventuell sogar die Marke von 16 Mio. Euro touchieren könnte. Der gute Eindruck, den das in den Bereichen Energie- und Produktionsmanagement tätige Unternehmen auf den jüngsten Kapitalmarktkonferenzen hinterlassen hat, wird jedenfalls durch entsprechende Zahlen bestätigt.
Trotzdem kam der Aktienkurs von PSI – nach der Traumperformance von 2017 – im laufenden Jahr unter die Räder und musste einen Rückgang von 20 bis auf unter 15 Euro hinnehmen. Fundamental ist diese Entwicklung nur schwer zu erklären, auch wenn PSI – wie nahezu jeder Softwareanbieter durch die Umstellung auf Mietmodelle – momentan eine Transformationsphase durchläuft. Das ist aber ein temporärer Effekt: Angesichts der noch stärkeren Ausrichtung auf das Produktgeschäft soll die operative Marge des im Prime Standard gelisteten Unternehmens in den kommenden vier Jahren von zurzeit bis zu acht Prozent deutlich in den zweistelligen Bereich wachsen. Eine positive Überraschung verspricht dabei das reine Mengenwachstum. „Im Verlauf des vierten Quartals wird das Management die Voraussetzungen für das Folgejahr bewerten und eine Guidance definieren. Aufgrund des Auftragsbestandes, der starken Pipeline und der Unternehmensentwicklung ist klar, dass die Umsatzwachstumsziele angehoben werden“, betont das Management. Zur Einordnung: Momentan liegt die Konsensschätzung der Analysten für den 2019er-Umsatz bei rund 211 Mio. Euro.
Die Marktkapitalisierung von PSI beträgt zurzeit rund 248 Mio. Euro, was wiederum etwas mehr als dem 13fachen des von boersengefluester.de für das laufende Jahr erwarteten EBIT entspricht. Das halten wir für eine moderate Einschätzung. Die Bilanzqualität der Berliner ist mit einer Eigenkapitalquote von gut 42 Prozent und einer Netto-Liquidität im Grunde mehr als komfortabel. Freilich weist PSI auf der Passivseite Pensionsrückstellungen von knapp 50 Mio. Euro aus, die wir nach unserer Definition ebenfalls noch von der Netto-Liquidität abziehen. Immerhin: Die Pensionsverpflichtungen sind gegenwärtig rückläufig, 2016 waren sie noch mit mehr als 52 Mio. Euro dotiert. Stets einen Blick wert, ist die Aktionärsstruktur, da der Versorger innogy (früher waren die Stücke RWE zuzurechnen) mit 17,77 Prozent als prominenter Investor ist. Wichtig: Die Übernahme von innogy durch E.ON und den damit verbundenen weiteren Umstrukturierungen dürfte nach Auffassung von Branchenkennern mittelfristig eher positive Abstrahleffekte auf PSI haben. Zudem hält die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV, die auch bei Firmen wie WashTec, Gesco Holding, DocCheck, Kromi Logistik, Atoss Software oder R. Stahl beteiligt ist, 20,65 Prozent an PSI.
Unterm Strich sehen wir in der PSI-Aktie einen attraktive Small Cap, der auch für nicht ganz so risikobereite Anleger in Frage kommt. Zudem sollte die Gesellschaft zu kommenden Hauptversammlung abermals eine höhere Dividende auf die Tagesordnung setzen. Gegenwärtig passt eigentlich nur das wenig erhellende Chartbild nicht ins Gesamtgefüge.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 186,10 | 199,16 | 225,18 | 217,80 | 245,49 | 247,94 | 269,89 | |
EBITDA1,2 | 17,72 | 20,06 | 28,04 | 27,17 | 37,94 | 34,00 | 20,16 | |
EBITDA-Marge3 | 9,52 | 10,07 | 12,45 | 12,47 | 15,46 | 13,71 | 7,47 | |
EBIT1,4 | 13,37 | 15,45 | 17,21 | 14,95 | 24,96 | 20,19 | 5,56 | |
EBIT-Marge5 | 7,18 | 7,76 | 7,64 | 6,86 | 10,17 | 8,14 | 2,06 | |
Jahresüberschuss1 | 9,50 | 10,59 | 14,26 | 10,28 | 15,84 | 9,69 | 0,32 | |
Netto-Marge6 | 5,10 | 5,32 | 6,33 | 4,72 | 6,45 | 3,91 | 0,12 | |
Cashflow1,7 | 1,17 | 18,99 | 12,48 | 24,83 | 38,75 | 3,36 | 16,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,61 | 0,68 | 0,91 | 0,66 | 1,01 | 0,62 | 0,02 | |
Dividende8 | 0,23 | 0,25 | 0,05 | 0,30 | 0,05 | 0,40 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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