Wenn boersengefluester.de am 21./22. August 2024 nach Hamburg zu den von Montega veranstalteten Hamburger Investorentagen (HIT) reist, gibt es Updates von vielen Unternehmen, über die wir kontinuierlich berichten. Besonders spannend sind auf solchen Veranstaltungen aber regelmäßig die Firmen, die noch nicht so im Rampenlicht der Spezialwerteszene stehen. Dazu gehört definitiv die ebenfalls in Hamburg ansässige Beteiligungsgesellschaft Private Assets SE & Co. KGaA, die auch auf dem HIT präsentieren wird. Was liegt da näher, als kurz vor dem HIT schon mal ein ausführliches Vorabgespräch mit Private Assets-CEO Sven Dübbers zu führen? Schließlich sind Informationen aus erster Hand noch immer noch am wertvollsten. Und boersengefluester.de ist sicher, dass dieses Interview noch mehr HIT-Teilnehmer auf Private Assets aufmerksam machen wird, als es das Unternehmen ohnehin verdient hat. Zudem ist es derzeit etwas Besonderes, wenn der Aktienkurs eines Spezialwerts in Sichtweite zum Rekordhoch notiert.
Herr Dübbers, kürzlich liefen die Meldungen „Private Assets erwirbt Die Jobmacher“ und „…Erwerb von Esvres Matriçage“ über die Ticker. Die meisten Anleger können vermutlich mit den Firmennamen kaum etwas anfangen. Fangen wir mit Private Assets an. Wie sieht das Geschäftsmodell genau aus?
Sven Dübbers: Die Private Assets SE & Co. KGaA ist eine Beteiligungsgesellschaft, die auf Unternehmensbeteiligungen in Sondersituationen spezialisiert ist. Wir beteiligen uns zum Beispiel an Konzernabspaltungen und mittelständischen Unternehmen, die gerne auch eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen können. Zudem erwerben wir Unternehmen mit offenen Nachfolgeregelungen. Private Assets verfügt über ein hochspezialisiertes Team, das die Gesellschaften in den Bereichen Product-Supply, Projektmanagement, Sales & Marketing, Recht und Finanzen operativ eng begleitet. Hierdurch können wir schnell und sehr effizient nachhaltige Veränderungen bei den Gesellschaften erreichen.
Was sind die wesentlichen Punkte, damit ein Unternehmen ins Portfolio von Private Assets passt? Welche Branchenschwerpunkte setzen Sie?
Sven Dübbers: Bevorzugt beteiligen wir uns an Unternehmen der produzierenden Industrie mit Sitz in Deutschland oder Westeuropa. Alternativ kaufen wir auch Unternehmen aus anderen Bereichen, insbesondere etwa Dienstleistung, wenn wir sehen, dass wir durch unser Know-how hier deutlichen Mehrwert liefern können. Die Umsatzgröße sollte dabei idealerweise zwischen 10 und 250 Mio. Euro liegen. Wir erwerben grundsätzlich Beteiligungen von mindestens 75 Prozent, um notwendige Maßnahmen effektiv und schnell bei den Gesellschaften umsetzen zu können.
Insofern ist die Übernahme von „Die Jobmacher“ ein typischer Deal für Private Assets?
Sven Dübbers: Wir sehen „Die Jobmacher“ als eine sehr attraktive Ergänzung unseres Portfolios, auch wenn die Gesellschaft nicht der produzierenden Industrie zuzurechnen ist, sehen wir erheblichen Mehrwert durch unser Know-how. Die Gesellschaft ist in einem attraktiven Markt tätig und bietet daneben auch für unsere Beteiligungen wertschaffende Prozesse an. Es gibt hier erhebliches Potenzial, das wir heben wollen.
Esvres Matriçage scheint als produzierende Gesellschaft hingegen schon mehr einem typischen Kandidaten zu entsprechen.
Sven Dübbers: Die Gesellschaft ist ein traditioneller Hersteller von Schmiedeteilen aus Kupfer und Messing und beliefert vor allem die Elektroindustrie im Bereich Übertragungsnetze und Installationstechnik. Bei Esvres Matriçage kommt noch hinzu, dass es sich um eine französische Gesellschaft handelt. Die Private Assets sieht sich als westeuropäischer Investor. Im vergangenen Jahr haben wir ein Büro in Paris eröffnet, so dass dieser Zukauf auch unserer Internationalisierungsstrategie entspricht.
Ganz konkret: Wie geht es nach einer solchen Akquisition weiter? Schicken Sie – nach dem Stil von Mutares oder auch Aurelius – nun ein Team von Beratern und Restrukturierern zu den Zukäufen?
Sven Dübbers: Im Grunde genommen ja! Bevor wir ein Unternehmen erwerben, findet eine umfassende Prüfung der Gesellschaft statt. Hierbei analysieren wir bereits, mit welchen Maßnahmen wir die Gesellschaft strukturell und hinsichtlich der Geschäftspotenziale ausrichten können. Nach dem Erwerb können wir dann dank unserer Task-Force sehr kurzfristig notwendige Maßnahmen einleiten und Geschäftspotenziale heben. Es geht hierbei nicht immer nur um Kosten, sondern auch um Strukturen, Abläufe oder die Kundenakquise.
Wie lange ist üblicherweise die Haltedauer bei Ihren Beteiligungen?
Sven Dübbers: Die aus unserer Sicht notwendigen Veränderungsprozesse im Unternehmen sind in der Regel innerhalb von 18 bis 24 Monaten eingeleitet beziehungsweise umgesetzt. Danach könnte ein Unternehmen verkauft werden, aber wir entscheiden hierüber im Einzelfall. Es gibt keinen Verkaufsdruck, gerne profitieren wir auch von den Ergebnissen unserer erfolgreichen Arbeit und halten die Gesellschaften zunächst weiter als Beteiligungen.
Trotz eines Börsenwerts von rund 40 Mio. Euro ist die Aktie von Private Assets nur im Berliner Freiverkehr gelistet. Wird das dauerhaft so bleiben oder gibt es Überlegungen, die Investmentstory weiterzuentwickeln?
Sven Dübbers: Die Private Assets weist eine sehr dynamische Unternehmensentwicklung auf. Natürlich prüfen wir regelmäßig, wie wir uns kapitalmarktseitig passend dazu aufstellen. Eine Notierung in einem höheren Segment wäre da natürlich irgendwann ein logischer Schritt. In einem ersten Schritt ist es vielleicht auch nur ein anderer oder zusätzlicher Börsenplatz. Noch allerdings ist dazu keine Entscheidung gefallen.
Wie sieht die finanzielle Situation von Private Assets derzeit aus: Haben Sie genügend Mittel, um das gewünschte Wachstumstempo umzusetzen?
Sven Dübbers: Die Frage ist dabei grundsätzlich, wie schnell wollen wir wachsen und zu welchen Preisen Gesellschaften einkaufen. Zudem, ob durch den Verkauf von Beteiligungen Gewinne realisiert werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2,07 | 1,03 | 0,21 | 0,00 | 33,43 | 115,94 | 161,94 | |
EBITDA1,2 | -0,32 | -0,18 | -0,21 | -0,14 | 7,10 | 13,25 | 14,86 | |
EBITDA-Marge3 | -15,46 | -17,48 | -100,00 | 0,00 | 21,24 | 11,43 | 9,18 | |
EBIT1,4 | -0,35 | -0,19 | -0,23 | -0,15 | 6,44 | 9,18 | 6,57 | |
EBIT-Marge5 | -16,91 | -18,45 | -109,52 | 0,00 | 19,26 | 7,92 | 4,06 | |
Jahresüberschuss1 | -0,38 | -0,11 | -0,23 | -0,15 | 6,82 | 7,01 | 3,89 | |
Netto-Marge6 | -18,36 | -10,68 | -109,52 | 0,00 | 20,40 | 6,05 | 2,40 | |
Cashflow1,7 | -0,41 | -0,01 | -0,22 | -0,14 | 10,87 | 0,34 | -4,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,08 | -0,03 | -0,05 | -0,03 | 1,48 | 1,27 | 0,73 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,09 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: LPA GGV |
Die endgültigen Geschäftszahlen 2023 haben Sie Anfang Juli veröffentlicht. Was konnten Sie berichten?
Sven Dübbers: Wir haben 2023 unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 14,9 Mio. Euro gesteigert, nachdem wir im Vorjahr 13,3 Mio. Euro erzielt haben. Der Umsatz verbesserte sich dabei um 40 Prozent auf 162 Mio. Euro, nach 116 Mio. Euro 2022. Ende 2023 hatten wir übrigens ein Portfolio aus neun Beteiligungen. Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden.
Wie sieht die Aktionärsstruktur zurzeit aus?
Sven Dübbers: Der Streubesitz liegt bei knapp 31 Prozent. Die anderen Aktien werden vom Führungsteam der Private Assets gehalten. Rund 45,6 Prozent der Aktien können mir zugerechnet werden, wodurch ich der größte Aktionär bin.
Zur Hauptversammlung (HV) im vergangenen Jahr gab es eine Dividende von 0,23 Euro je Aktie. Wie sieht die aktuelle Ausschüttungsstrategie aus? Die nächste HV findet am 28. August 2024 statt.
Sven Dübbers: Der Vorschlag für die Hauptversammlung ist, in diesem Jahr keine Dividende auszuschütten.
Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Punkte, die für ein Engagement in Ihrer Aktie sprechen?
Sven Dübbers: Wir sind ein sehr erfahrenes Managementteam, das auf eine langjährige erfolgreiche Expertise bei der Unternehmensentwicklung schauen kann. Die Private Assets ist am Kapitalmarkt noch relativ wenig bekannt und zählt aktuell zu den kleineren Gesellschaften. Das eröffnet Anlegern Chancen, am erwarteten profitablen Wachstum der Gesellschaft partizipieren zu können.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dübbers!
Sven Dübbers ist CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrats de Private Assets SE & Co. KG aA und betreut in dieser Funktion die Bereiche Unternehmenserwerb sowie die operative Betreuung der Beteiligungen. An der Technischen Universität Berlin absolvierte Dübbers ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesen. Bereits während des Studiums beschäftigte er sich mit Unternehmensrestrukturierungen sowie M&A, in dem er an zahlreichen Sanierungsgutachten für die Treuhandanstalt mitarbeitete – bevor zu Procter & Gamble wechselte. Nach dieser Erfahrung zog es ihn zurück in den deutschen Mittelstand. Hier beschäftigte er sich als Berater erneut mit Restrukturierungen. Bevor er selbst mehr und mehr als aktiver Investor tätig wurde, war Sven Dübbers im Bereich Operations bei einem börsennotierten Private Equity Investor (Aurelius) für Umbruchsituationen tätig.
Fotos: Clipdealer, Private Assets SE &Co. KGaA