Immerhin 31 Aktien aus dem Bereich Gewerbeimmobilien umfasst die Datenbank von boersengefluester.de. Die gemessen an der Marktkapitalisierung beiden größten Vertreter Aroundtown Property und TLG Immobilien schließen sich gerade zusammen und hätten einen addierten Börsenwert von mehr als 12 Mrd. Euro. Darunter wird – zumindest gemessen in der Arithmetik der Börsianer – alles schon sehr viel kleiner. Vielfach liegt die Marktkapitalisierung bei deutlich weniger als 100 Mio. Euro. Shooting-Star des Sektors ist die seit erst vor knapp einem Jahr im Münchner Freiverkehrssegment m:access gestartete PREOS Real Estate AG. Hatte das in erster Linie auf Büroimmobilien spezialisierte Unternehmen zum Handelsstart im Dezember 2018 einen Börsenwert von knapp 162 Mio. Euro, liegt die aktuelle Kapitalisierung bereits bei 652 Mio. Euro. Zwar hat sich auch die Notiz der Leipziger – insbesondere seit diesem Herbst – sehr ordentlich entwickelt. Der wesentliche Teil des Zugewinns liegt jedoch an der massiv erhöhten Zahl an umlaufenden Aktien.
Auslöser: Die ursprünglich als reiner Asset Manager von Gewerbeimmobilien gestartete publity AG hat zuletzt ihr eigenes – in der publity Investor GmbH gebündeltes – Immobilienportfolio in die PREOS Real Estate eingebracht und dafür 47.500.000 neue PREOS-Aktien zu einer Bewertung von jeweils 8 Euro bekommen. Bei der Einordnung solcher Sacheinlagen hegen die Investoren in der Regel ein gesundes Maß an Misstrauen, doch bei PREOS blieb die Börse erstaunlich gelassen. Vermutlich auch, weil die Geschäfte der publity AG wieder wie geschnitten Brot laufen und CEO Thomas Olek vor Optimismus nur so strotzt. Zudem hält die publity AG mit der Durchführung der Transaktion mittlerweile 92,77 Prozent an PREOS. In gewisser Weise handelt es sich also um ein einigermaßen geschlossenes System, von dem Anleger freilich profitieren können.
Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de in der 41. Etage des Frankfurter Operntums macht Frederik Mehlitz, der Vorstandsvorsitzende von PREOS, jedenfalls sehr deutlich, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Bereich Gewerbeimmobilien weiterhin gute Geschäfte versprechen. Um das Potenzial noch besser auszuschöpfen, begibt die Gesellschaft derzeit eine Wandelanleihe im Volumen von bis zu 300 Mio. Euro. Verglichen mit den sonst üblichen Größenordnungen in der Small- und Midcap-Szene ist das eine stattliche Hausnummer, auch wenn PREOS (selbst bei Vollplatzierung) netto „nur“ gut 192 Mio. Euro an frischen Mitteln zufließen würden. Hintergrund: Für knapp 113 Mio. Euro hat Mehrheitsaktionär publity zwar Wandelanleihen gezeichnet, als Bezahlung jedoch Rückzahlungsansprüche für die von ihr an die publity Investor GmbH gewährten Darlehen vereinbart. Konkret sieht der Deal so aus, dass je Wandelanleihe im Nennwert von 1.000 Euro Darlehensforderungen im Wert von 1.048,43 Euro eingebracht wurden.
Losgelöst von dieser Besonderheit ist der bis Dezember 2024 laufende Bond mit einem Kupon von hohen 7,5 Prozent ausgestattet. Soll heißen: Je 1.000 Euro Investment gibt es 75 Euro Zinsen pro Jahr. Und wer in fünf Jahren die Aktie einfach auslaufen lässt, bekommt dann für je 1.000 Euro im Dezember 2024 1.050 Euro zurückbezahlt. Daneben hat jeder Investor die Möglichkeit, in der direkten Zeit nach den Hauptversammlungen der Jahre 2021 bis 2024 seinen Bond in 101 PREOS-Aktien – entsprechend einem Wandlungspreis von 9,90 Euro – zu tauschen. Bei einem aktuellen Kurs von 8,75 Euro und mit Blick auf die operativen Perspektiven scheint das ein attraktives Wahlrecht zu sein. Immerhin setzen die Analysten von First Berlin und SRC Research in ihren frisch erschienenen Studie die Kursziele für die PREOS-Aktie schon jetzt bei 10,50 bzw. 10,40 Euro an.
Wer bereits PREOS-Aktien im Depot hat, besitzt entsprechende Bezugsrechte, um für je 238 PREOS-Aktien einen Wandler zu nominal 1.000 Euro zu zeichnen. Ansonsten kann natürlich auch jeder andere Investor den Bond zeichnen – am einfachsten geht das über DirectPlace der Börse Frankfurt. Dafür einfach „Frankfurt“ als Handelsplatz in der Ordermaske Ihres Brokers eingeben. Die Zeichungsfrist läuft voraussichtlich noch bis zum 4. Dezember 2019. Für wen ist der Titel geeignet? Der Zinssatz macht es schon deutlich: In Frage kommt die Wandelanleihe nur für risikobereite Anleger. Sollten die Immobilienmärkte jedoch weiterhin intakt bleiben – wonach es gegenwärtig aussieht –, dürfte die Geschäftskombination publity/PREOS weiterhin für rege Kauf- und Verkaufstätigkeiten stehen.
So gesehen bewegt sich PREOS irgendwo in der Mitte zwischen Bestandshalter und aktivem Investor, was direkte Vergleiche mit anderen börsennotierten Unternehmen erschwert. Ein gewisses Risiko ist auch, dass PREOS aufgrund der kurzen Historie noch kein – gemessen an der aktuellen Entwicklung – belastbares Zahlenmaterial vorzuweisen hat. Jedenfalls werden die Ergebnisse für das Gesamtjahr 2019 bereits sehr viel anders aussehen, als die im Oktober vorgelegten Halbjahreszahlen. Wer sich ganz genau mit dem Unternehmen beschäftigen möchte, sollte unbedingt auch den Wertpapierprospekt (Download: HIER) ansehen – selbst wenn das komplette Dokumente 436 Seiten umfasst. Und was die Aktie angeht: Zwar sind die Handelsumsätze teilweise ganz ordentlich, für eine wirkliche Publikumsgesellschaft ist der Streubesitz aber natürlich deutlich zu klein. Eine gewisse Heilung dürfte in den kommenden Jahren zwar durch die zu erwartenden Wandlungen aus dem Bond kommen. Für eine wirklich runde Equity Story muss es hierzu jedoch noch eine große Lösung geben. Dazu gehört dann wohl auch ein Upgrade in den Prime Standard.