Einen Freudensprung machte die Powerland-Aktie auf die Ankündigung, dass am 26. März 2014 die Hauptversammlung über den Jahresabschluss 2012 beschließen soll. Um bis zu 16 Prozent schnellte der Kurs des chinesischen Taschenherstellers in die Höhe, um dann wieder schnell zurückzufallen. Das Image bleibt ramponiert. Wie boersengefluester.de berichtete, hatte der renommierte Wirtschaftsprüfer BDO das Testat für den Jahresabschluss 2012 aufgrund gravierender Prüfungshemmnisse verweigert. Daraufhin hatte Powerland Ernst & Young beauftragt, mithilfe einer forensischen Prüfung die Unstimmigkeiten aufzuklären.
Der Vorstand von Powerland fühlt sich nun durch das Ergebnis der Prüfung von Ernst & Young in der Richtigkeit seiner Darstellung bestätigt. Er kommt zu der Einschätzung, dass die Bedenken von BDO in weiten Teilen nicht gerechtfertigt sind. Eine erneute Prüfung durch BDO lehnen die chinesischen Manager aber ab. Sie wollen keine weitere Zeit und kein weiteres Geld mit der Aufarbeitung der Vergangenheit verlieren. Zudem fehlt ihnen das Vertrauen, dass BDO am Ende ein uneingeschränktes Testat erteilen wird. Stattdessen soll die Hauptversammlung Ende März den 2012er-Abschluss genehmigen. Da die Familie des Vorstandsvorsitzenden Shunyuan Guo die Mehrheit an Powerland besitzt, ist das für das Management ein risikoloses Unterfangen.
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Für die Aktionäre ist das Verfahren unbefriedigend. Wie sollen sie erkennen, ob der Abschluss richtig ist? Den vollständigen Ernst & Young-Bericht veröffentlicht Powerland nicht. Finanzvorstand Yachen Jiang begründet das mit Geheimhaltungsvereinbarungen gegenüber Ernst & Young. „Auf der Hauptversammlung werden wir die wichtigsten Ergebnisse präsentieren. Dann können sich die Aktionäre ein eigenes Bild machen“, sagt Jiang. Ob da auch Vertreter von Ernst & Young zugegen sind, die die Richtigkeit der Ausführungen des Vorstands bestätigen, ließ Jiang noch offen. Auch in punkto Versagung des Testates gab sich Powerland zunächst zugeknöpft. Im Jahresabschluss 2012 fehlt dieser, obwohl die Aktionäre doch BDO beauftragt haben, die Powerland-Zahlen zu prüfen. Da hatten die Anteilseigner eigentlich das Recht, den Versagungsvermerk im Wortlaut der Autoren zu lesen. Bei Isaria (JK Wohnbau), dessen Abschlüsse 2010 ebenfalls kein Testat erhielten und erst von der Hauptversammlung beschlossen wurden, konnten die Aktionäre auf fünf Seiten wenigstens lesen, warum die Wirtschaftsprüfer ihr Placet verweigerten.
Jiang will eine Transparenzoffensive starten und die Kommunikationsprozesse verbessern. Das anfängliche Mauern war dafür nicht zielführend. Mittlerweile ist der Versagungsvermerk von BDO auf der Homepage von Powerland abrufbar. In punkto Investor Relations müssen die Chinesen dennoch viel lernen. Erst einmal ist das Vertrauen zerstört. Die Hauptversammlung muss zeigen, wieviel Öffentlichkeit das Management zulässt und mit welchen Mitteln die Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werden soll. Noch sollten Investoren die Powerland-Aktie meiden. Vertrauen ist ein Geschenk. Mit einer Hauptversammlungsmehrheit ist es nicht zu erlangen.
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Foto: Powerland AG
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