Man kann es drehen und wenden, wie man will: Mit der Volkswagen-Aktie ist im laufenden Jahr kein Staat zu machen. Anleger, die Ende 2013 bei dem DAX-Wert eingestiegen sind, sitzen zurzeit auf einem Minus von 16 Prozent. Selbst inklusive der Dividendenzahlung ergibt sich noch immer ein Kursverlust von 14 Prozent. Zum Vergleich: BMW-Anleger liegen momentan mit fünf Prozent vorn, Daimler-Investoren haben einen Wertzuwachs von 1,5 Prozent. Größter Leidtragender dieser Entwicklung ist die Porsche SE, denn ihr gehören 50,7 Prozent der Stammaktien von Volkswagen – entsprechend 31,5 Prozent des gesamten Kapitals (Stämme und Vorzüge) der Wolfsburger. Beim aktuellen Kurs der VW-Stämme von 169,80 Euro steht das Paket für einen Gegenwert von fast 25,404 Mrd. Euro oder 82,95 Euro je Porsche-Aktie.
Und an diesem Punkt sollten die Bleistifte gespitzt werden, schließlich kosten die Vorzüge von Porsche gerade einmal 65,48 Euro. Das entspricht einem Abschlag von immerhin 21 Prozent. Nach Berechnungen von boersengefluester.de lag der durchschnittliche Discount in den vergangenen 52 Wochen bei 17,9 Prozent. Die Spannweite der Differenz erstreckt sich in diesem Zeitraum von 24 Prozent bis 14 Prozent. Mit anderen Worten: Zurzeit wird die Porsche-Aktie mit einem vergleichsweise hohen Discount auf den Wert des VW-Stammaktien-Pakets gehandelt. Das spricht dafür, dass sich hier kurzfristig eine Arbitragemöglichkeit ergeben könnte.
Doch warum wird die Porsche-Aktie überhaupt mit so einem üppigen Malus versehen? Gründe gibt es viele: Zunächst einmal verbriefen die Vorzüge kein Stimmrecht, mit dem Investoren Einfluss nehmen könnten in das verworrene Machtgefüge der Familienclans Porsche und Piëch. Zudem lasten etliche schwebende Gerichtsverfahren – vorwiegend mit einflussreichen und klagewütigen US-Investoren – auf der Aktie. Hintergrund sind noch immer die Ungereimtheiten im Zuge des geplatzten Übernahmeversuchs von VW durch Porsche unter der Ägide des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking. Zwar gab es in letzter Zeit eher positive richterliche Entscheidungen für die Gesellschaft aus Stuttgart. Prinzipiell sind die Verfahren aber eine Art tickende Zeitbombe. Kein Wunder, dass die Börsianer einen signifikanten Sicherheitsabschlag für Vergleichszahlungen einkalkulieren. Wann unter dieses Kapitel endlich ein Schlussstrich gezogen wird, ist ohnehin kaum zu sagen.
Nicht wirklich überzeugend kommt bislang die Umsetzung der angekündigten Investitionen in Beteiligungen an Unternehmen entlang der automobilen Wertschöpfungskette rüber. Nach offizieller Lesart reicht der Anlagefokus von „Basistechnologien zur Unterstützung des Entwicklungs- und Produktionsprozesses bis hin zu fahrzeug- und mobilitätsbezogenen Dienstleistungen“. Dafür hat Porsche eine Nettoliquidität von üppigen 2,543 Mrd. Euro auf der hohen Kante. Bislang schlummert das Geld allerdings überwiegend auf niedrig verzinslichen Termingeldkonten. Immerhin: Mitte September gab Porsche bekannt, sich für rund 55 Mio. Dollar – umgerechnet gut 43 Mio. Euro – an Inrix beteiligt zu haben. Die US-Company bezeichnet sich als führender Anbieter von Echtzeitverkehrsinformationen und befindet sich im Besitz von Risikokapitalgesellschaften wie Bain Capital Ventures, Venrock Associates oder August Capital. Weitere Anteile sind dem Management zuzurechnen. Inrix ist nicht börsennotiert. Grundsätzlich klingt das Investment interessant, gemessen an die Kapitalausstattung von Porsche ist Inrix jedoch ein eher kleiner Fisch. Und so warten die Börsianer gespannt auf den Big Deal. Immerhin wies Philipp von Hagen, Vorstand für das Beteiligungsmanagement bei Porsche darauf hin, dass die Porsche SE “weitere Beteiligungen rund um die Themen Konnektivität und Mobilität prüft“. Demnach scheinen Engagements bei klassischen Automobilzulieferern – seien ihre Produkte auch noch so high-techig – nicht auf der Agenda zu stehen.
Fazit boersengefluester.de: Kurstreiber Nummer Eins für Porsche bleibt naturgemäß die VW-Stammaktie – und hier hakt es momentan. Dabei zählt der Titel fundamental zu den günstigsten Branchenvertretern. Aber selbst wenn die VW-Aktie auch in den kommenden Monaten nicht recht in die Gänge kommen sollte. Das Rückschlagspotenzial sollte ebenfalls eng begrenzt sein. Und gemessen daran wirkt der Abschlag der Porsche-Aktie zurzeit übertrieben groß. Zudem besteht die Hoffnung, dass sich Porsche in den kommenden Monaten endlich auch als attraktive Beteiligungsgesellschaft in den Köpfen der Investoren positioniert. Noch gilt der Titel bei vielen Anlegern als reines Kursvehikel von VW. Und nicht wenige Börsianer vermuten wohl sogar noch, dass die Aktie in erster Linie durch den Verkauf von 911ern oder Cayennes angetrieben wird.