Gerade einmal 24 Seiten umfasst die aktuelle Zwischenmitteilung von Porsche. Abzüglich Umschlagseiten und leerer Blätter bleiben 16 Seiten für die Abhandlung des aktuellen Geschäftsverlaufs. Sage und schreibe sechs Seiten davon entfallen auf die juristischen Streitigkeiten, mit denen sich das Unternehmen weiter herumschlagen muss. Hintergrund sind noch immer die Ungereimtheiten im Zuge des geplatzten Übernahmeversuchs von Volkswagen durch Porsche unter der Ägide des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking. Ob es sich bei den Klagen um Zeitbomben oder unbegründete Rechtsmanöver handelt, lässt sich kaum beurteilen. Auf jeden Fall sind die Gerichtsverfahren der Hauptgrund für den enormen Sicherheitsabschlag, mit dem die Börsianer die Porsche-Aktie fast schon serienmäßig ausstatten.
Dabei ließe sich der faire Wert der Porsche-Aktie so schön herleiten. Hinter dem klingenden Namen Porsche Automobil Holding SE verbergen sich nämlich in erster Linie zwei Dinge: mehr als die Hälfte aller VW-Stammaktien sowie eine Nettoliquidität von momentan 2.493 Mio. Euro. Durchgerechnet auf jede einzelne Porsche-Aktie entspricht das einem Wert von derzeit 91,65 Euro. Tatsächlich werden die Anteilscheine von Porsche derzeit zu nur 65,70 Euro gehandelt. Der Sicherheitsabschlag beträgt also gut 28 Prozent, beziehungsweise beinahe 8 Mrd. Euro. De facto wird es deutlich weniger sein, denn ein Teil des Discounts hängt mit dem fehlenden Stimmrecht und der besonderen Börsenkonstruktion von Porsche zusammen. Die Stammaktien sind schließlich gar nicht gelistet. Zudem würde eine Auflösung der Gesellschaft ebenfalls ehebliche Mittel verschlingen. Losgelöst davon halten wir den aktuellen Sicherheitsabschlag für zu groß.
Keine großartigen Neuigkeiten gibt es derweil hinsichtlich der geplanten Investitionen in Beteiligungen an Unternehmen entlang der automobilen Wertschöpfungskette. Anfang September hatte sich Porsche für umgerechnet 41 Mio. Euro mit etwa zehn Prozent bei dem US-Unternehmen INRIX – einem Spezialisten für Echtzeitverkehrsinformationen – eingekauft. Seitdem gab es keine neuen Abschlüsse. Verglichen mit dem Tempo der eigenen Sportwagen arbeitet die Deal-Abteilung also eher in Zeitlupe. Angesichts der prall gefüllten Kassen haben sich die Börsianer jedenfalls deutlich mehr Aktivitäten versprochen. Andererseits ist der relative Stillstand sicher auch ein Indiz für heiß gelaufene Preise bei den Themen Konnektivität und Mobilität. Diese Botschaft sollten Anleger mitnehmen, die sich bei entsprechenden High-Tech-Aktien engagieren vollen. An klassischen Automobilzulieferern scheint Porsche kein gesteigertes Interesse zu haben.
Die mittlerweile knapp 29 Prozent umfassende Porsche-AG-Beteiligung an dem SDAX-Konzern Bertrandt wird in den Konzernabschluss von VW einbezogen. Für boersengefluester.de bleibt die Porsche-Aktie eine clevere Alternative, um mit gebremstem Risiko bei Volkswagen an Bord zu sein. Gemessen an den historisch üblichen Kursabschlägen sind die Investoren bei Porsche derzeit besonders vorsichtig. Das kann eine gute Chance für Neuanleger sein. Die Fußfesseln in Form der Investoren-Klagen bleiben aber wohl noch eine ganze Weile angelegt. Selbst wenn das Unternehmen im Zwischenbericht betont: „Die Porsche SE hält sämtliche in den Verfahren erhobenen Vorwürfe für unbegründet.”