Eigentlich war es ein Deal mit Ansage. Bereits im Halbjahresbericht richtete sich Martin Billhardt, Vorstandschef von PNE Wind, an seine Aktionäre: „Mit Interesse beobachten wir, dass sich neue unabhängige Energieversorger am Markt kapitalisieren. So haben in den vergangenen Monaten Greencoats, NRG Yield, Abengoa Yield und andere mehr als 2,0 Mrd. britische Pfund erhalten und in Erneuerbare-Energien-Projekte investiert. Daher prüfen auch wir, für bald zur Realisierung anstehende Projekte, den Aufbau eines eigenständigen IPP/Yieldco-Geschäfts mit Onshore-Windparks insbesondere in Deutschland.“ Letztlich will PNE mehrere Windpark-Projekte in einer neuen Gesellschaft bündeln und die Anteile daran dann in gut zwei Jahren an Investoren verkaufen – so der Plan. Lange Laufzeiten sind die Anleger bei PNE im Prinzip gewöhnt, doch der Umfang, der für die Gründung so einer Yield Company nötigen Kapitalerhöhung, kommt an der Börse gar nicht gut an.
Immerhin wollen die Cuxhavener die Anzahl der Aktien von derzeit rund 56,3 Millionen Stück auf bis zu 79,1 Millionen Papiere erhöhen – die Verwässerung für Anleger, die nicht an der Maßnahme teilnehmen, ist also enorm. Bezugsberechtigt für die bis zu 22,8 Millionen jungen Aktien sind sowohl die bisherigen Aktionäre als auch die Inhaber der Wandelschuldverschreibung von 2010/14 (WKN: A1EMCW). Demnach erhalten Aktionäre für je acht alte Papiere das Recht, drei neue Anteile zum Preis von je 2,40 Euro zu zeichnen. Den Inhabern der Convertibles stehen jeweils 45,45 Bezugsrechte pro Bond zu. Darüber hinaus will PNE eine neue Wandelanleihe im Gesamtvolumen von 25,575 Mio. Euro begeben. Das Gesamtpaket hat ein Volumen von brutto rund 80 Mio. Euro.
Beispiel: Ein Anleger, der 2.000 Aktien im Gesamtwert rund 5.000 Euro im Depot hat, kann seinen Bestand auf 2.750 Stück erhöhen. Dafür müsste er (ohne Gebühren) rund 1.800 Euro berappen. Die Bezugsfrist beginnt am 15. September und läuft bis zum 29. September. Zwar findet ein Handel für die Bezugsrechte statt. Auf Basis der aktuellen Aktienkurse hätte dieses jedoch einen Wert von gerade einmal 0,04 Euro. Die Zeit bis zum Start der Maßnahme ist knapp bemessen. Viel hängt davon ab, wie sich die Notiz in den kommenden Tagen entwickeln wird. Der aktuelle Rutsch bis fast an den Ausgabepreis, lässt den Erfolg des Vorhabens zumindest anzweifeln. Immerhin: Bei 2,50 Euro befindet sich eine solide charttechnische Unterstützung.
Derweil wirbt Firmenlenker Billhardt um Unterstützung für die Finanzspritze: „Wir wollen die Wettbewerbsposition der PNE Wind-Gruppe verbessern, indem wir eine neue Gruppe von Investoren erreichen, die ausschließlich an operativen Portfolien und nicht an einzelnen Projekten interessiert sind.“ Für PNE steht einiges auf dem Spiel: Vermutlich winken tatsächlich interessante Geschäfte, die sich eine Firma von der Größenordnung PNE kaum entgehen lassen darf. Andererseits ist der Umfang des Kapitalbedarfs für das neue Geschäftsfeld enorm. Das zeigt der Kursrutsch von im Tief 15,5 Prozent. Wer die Aktie im Depot hat, sollte zwar engagiert bleiben. Zukäufe drängen sich kurzfristig eher nicht auf. Und ob man an der Kapitalerhöhung teilnehmen sollte, muss jeder für sich entscheiden. In den vergangenen Jahren hat PNE die langfristigen Prognosen meist eingelöst. Der Aktienkurs befindet sich – trotz immer wieder guter Ansätze – dennoch seit mehr als einem Jahr per saldo in einer Seitwärtsrange.