In Zeiten von Delistings oder gar kompletten Börsenrückzügen (Squeeze-outs) hat diese Nachricht fast schon Seltenheitswert: Die Planoptik AG strebt für das kommende Jahr ein Upgrade des Börsensegments vom Freiverkehr (Basic Board) in den General Standard an. Neben der allgemein höheren Transparenz und einer verbesserten Publizitätspflicht, ist für Investoren wohl einer der wichtigsten Vorteile, dass der Hersteller von Spezialwafern aus Glas und Quartz für den Fall eines Delistings oder einer Übernahme dies nicht einfach durch die kalte Küche umsetzen kann, sondern zumindest ein Abfindungsangebot an die Aktionäre unterbreiten muss. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, selbst wenn das Thema Delisting derzeit scheinbar alles andere als akut ist. Dafür könnte eine Übernahme durch einen Finanzinvestor oder einen Waferspezialisten perspektivisch durchaus eine Option sein.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich spätestens ab dem Sommer 2025 auch institutionelle Investoren mit der Planoptik-Aktie beschäftigen dürften, denen ein Engagement bislang allein aufgrund des Freiverkehrs-Listings verwehrt war. Und letztlich ist es schlichtweg auch ein gutes Signal Richtung Kapitalmarkt, dass sich bei Planoptik etwas tut. „Während wir bislang vorwiegend Wafer für unsere Kunden entwickeln und produzieren, verwandeln wir uns gerade zu einem Anbieter ganzer Bauteile und Komponenten, die bereits voll funktionsfähig in die Serienprodukte unserer Kunden eingesetzt werden können“, betont Vorstand Michael Schilling zuletzt im Vorwort des Geschäftsberichts 2023.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,34 | 8,30 | 8,91 | 8,43 | 9,47 | 11,47 | 13,25 | |
EBITDA1,2 | 1,03 | 1,12 | 1,50 | 0,42 | 1,76 | 2,76 | 3,08 | |
EBITDA-Marge3 | 14,03 | 13,49 | 16,84 | 4,98 | 18,59 | 24,06 | 23,25 | |
EBIT1,4 | 0,34 | 0,45 | 0,84 | -0,24 | 1,11 | 2,05 | 2,32 | |
EBIT-Marge5 | 4,63 | 5,42 | 9,43 | -2,85 | 11,72 | 17,87 | 17,51 | |
Jahresüberschuss1 | 0,18 | 0,25 | 0,52 | -0,22 | 0,69 | 1,37 | 1,67 | |
Netto-Marge6 | 2,45 | 3,01 | 5,84 | -2,61 | 7,29 | 11,94 | 12,60 | |
Cashflow1,7 | 0,50 | 0,83 | 0,37 | 0,92 | 1,29 | 0,51 | 2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,06 | 0,12 | -0,05 | 0,16 | 0,32 | 0,37 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: JPLH Treuhand |
Spannend wird der für Ende August 2024 angesetzte Halbjahresbericht, denn dann wird klar, wie sehr das Unternehmen – nach den super starken Zahlen für 2023 – zurückgefallen ist. „Das Geschäftsjahr 2024 wird für uns ein Übergangsjahr sein, in dem Lageranpassungen unserer Kunden zu deutlich niedrigeren Umsätzen und Ergebnissen führen dürften“, sagt Schilling. Im beweglichen Halbleitermarkt kann eine derartige Prognose alles mögliche heißen, im Extremfall sogar rote Zahlen inkludieren. Dem Vernehmen nach ist dieses Szenario jedoch eher unwahrscheinlich. Zudem scheint sich der Kapitalmarkt mittlerweile mit der – für sich genommen wenig erbaulichen – Prognose für 2024 arrangiert zu haben. Jedenfalls baut der Aktienkurs von Planoptik zurzeit wieder Stärke auf. Immerhin kündigt die Gesellschaft für 2025 bereits wieder „deutlich steigende Umsätze und Gewinne“ an.
Angesichts der zurzeit volatilen Ertragsentwicklung ist die Aktie bewertungstechnisch zwar schwer zu greifen. Doch der aktuelle Börsenwert von knapp 18,5 Mio. Euro beträgt weniger als das 7,5-fache des durchschnittlichen EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der vergangenen drei Jahre. Unter Berücksichtigung der für 2023 ausgewiesenen Netto-Liquidität von gut 2 Mio. Euro reduziert sich das Multiple sogar auf rund 6,4. Dagegen lässt sich wohl nichts sagen. Und auch wenn man einmal davon ausgeht, dass das in Elsoff – circa 50 Kilometer westlich von Gießen – ansässige Unternehmen im kommenden Jahr ungefähr zurück auf das 2013er-Umsatzniveau von mehr als 13 Mio. Euro kommen sollte, wird klar, dass einiges an Kurspotenzial besteht.
Eingesetzt werden die Produkte von Planoptik in diversen Branchen – von Automotive bis Unterhaltungselektronik (Smartphones). Insgesamt ist der Microcap derzeit auf jeden Fall hoch interessant. Das angekündigte Uplisting in den General Standard könnte jedoch genau der Punkt sein, um das Interesse an der Aktie nochmals auf ein anderes Niveau zu hieven. Geeignet ist der Titel gleichwohl nur für risikobereite Anleger.
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adresse vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters BGFL WEEKLY.