Nach einem insgesamt wilden Ritt durch das vergangene Jahr (HIER) hat Pierer Mobility 2020 noch ein Stück besser abgeschlossen als zu vermuten war. Die rasante Kurserholung seit dem Corona-Crash war also gerechtfertigt und nicht nur eine Hoffnungsrally. So kam der mit den Marken KTM, Husqvarna und GasGas tätige Motorradhersteller auf einen – verglichen mit 2019 – ganz leicht höheren Umsatz von 1.530,3 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 107,2 Mio. Euro. Bezogen auf 2019 fiel das Betriebsergebnis damit zwar um knapp 19 Prozent zurück. In Aussicht gestellt hatte Pierer Mobility zuletzt aber „nur“ ein EBIT von rund 100 Mio. Euro, so dass die jetzt vorgelegten Zahlen ein Erfolg sind. Hinzu kommt, dass die Österreicher einen stattlichen Betrag in neue Produkte wie etwa den Bereich Elektro-Zweiräder, die Betriebsausstattung und die Integration der zugekauften spanischen Motorradmarke GasGas investiert haben. Ansonsten wäre Pierer Mobility ein signifikant höheres Ergebnis gelungen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.533,00 | 1.559,57 | 1.520,14 | 1.530,38 | 2.041,73 | 2.437,20 | 2.661,21 | |
EBITDA1,2 | 218,94 | 252,49 | 240,79 | 233,53 | 332,20 | 381,10 | 323,53 | |
EBITDA-Marge3 | 14,28 | 16,19 | 15,84 | 15,26 | 16,27 | 15,64 | 12,16 | |
EBIT1,4 | 132,54 | 161,17 | 131,71 | 107,24 | 193,49 | 235,25 | 160,02 | |
EBIT-Marge5 | 8,65 | 10,33 | 8,66 | 7,01 | 9,48 | 9,65 | 6,01 | |
Jahresüberschuss1 | 83,90 | 114,19 | 95,71 | 69,46 | 142,87 | 170,62 | 76,41 | |
Netto-Marge6 | 5,47 | 7,32 | 6,30 | 4,54 | 7,00 | 7,00 | 2,87 | |
Cashflow1,7 | 161,28 | 85,46 | 257,38 | 312,82 | 367,36 | 280,34 | -110,85 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,98 | 2,99 | 2,42 | 1,56 | 3,34 | 5,03 | 2,37 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,50 | 1,00 | 2,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Am wichtigsten sind aber wohl die kräftigen Marktanteilsgewinne. Die Bikes der Unternehmensgruppe kommen bei den Kunden also an und bilden ein stattliches Gegengewicht zu den etablierten japanischen Motorrradherstellern oder den Zweirädern aus dem Hause BMW. Für das laufende Jahr stellt Pierer Mobility abermals Wachstum in Aussicht und will das Segment E-Bikes weiter stärken. Bis 2025 plant das Unternehmen hier jährliche Umsätze von rund 500 Mio. Euro zu erzielen. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Jahr steuerten die E-Bikes 112,5 Mio. Euro zu den Konzernerlösen bei.
Klingt alles nach einer runden Investmentstory für die auch im Frankfurter General Standard gelistete Aktie von Pierer Mobility. Einzig der Börsenwert von mittlerweile mehr als 1,5 Mrd. Euro macht boersengefluester.de allmählich doch ein wenig Sorgen, weil hier schon sehr viel an positiver Entwicklung eingepreist ist – E-Mobility-Fantasie hin oder her. Mittlerweile wird die Gesellschaft mit fast dem Vierfachen des Buchwerts gehandelt, was durchaus üppig ist. Die Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzverbindlichkeiten) zu dem für 2021von uns erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) beträgt knapp sieben. Auf Basis der des 2020er-EBITDA ergibt sich ein Faktor von 7,6.
Zum Vergleich: Yamaha kommt hier auf ein 2021er-Multiple von sechs. Harley Davidson hingegen wir mit dem 14fachen des EBITDA gehandelt. Unterm Strich bleibt der Anteilschein von Pierer Mobility ein gute Halten-Position. Was eine mögliche Dividendenzahlung angeht, bleiben wir aber noch vorsichtig, zumal auch Pierer mit Hilfe von staatlicher Unterstützung – etwa beim Kurzarbeitergeld – durch die schwierige Zeit gekommen ist.
Foto: KTM