Small Caps, deren Kurse auf All-Time-High notieren, gibt es mittlerweile jede Menge. In den erlauchten Kreis dieser Gruppe ist zuletzt auch der Anteilschein von pferdewetten.de vorgestoßen – und zwar mit Wucht. Immerhin schoss der Aktienkurs innerhalb weniger Tage von 9 auf 12 Euro. Operativ sind die Düsseldorfer bereits seit vielen Quartalen erfolgreich unterwegs. Mit einem Börsenwert von lange Zeit weniger als 50 Mio. Euro, wovon sich wiederum nur knapp 31 Prozent im Streubesitz befinden, hatten aber nur relativ wenige Spezialwertefans und Branchenexperten den Titel auf dem Radar. Das scheint sich nun allmählich zu ändern. Vor allen Dingen der noch für das laufende Jahr angekündigte Eintritt in den Markt für Sportwetten elektrisiert die Anleger. Dafür hat das Unternehmen die Ende November 2013 für die Dauer von 36 Monate an den damaligen Großaktionär Mybet Holding übertragene Domain www.sportwetten.de zurück an den Rhein geholt. Auszahlungen waren mit dem Deal nicht verbunden, im Prinzip wurden sie mit bestehenden Darlehensforderungen von 691.000 Euro an Mybet verrechnet. Der historische Hintergrund: Die heutige pferdewetten.de AG firmierte bis 2008 unter dem Namen sportwetten.de AG. Ein Jahr zuvor stieg die Mybet Holding – damals noch unter dem Namen FLUXX AG – bei pferdewetten.de bzw. damals sportwetten.de ein.
Es folgte eine ganz schwierige Zeit für das Akquisitionsziel. Im Zuge der Unklarheiten mit dem damaligen Glücksspielstaatsvertrag änderte sportwetten.de schließlich den Namen und fokussierte das Geschäft auf den weniger verfänglichen Bereich Pferdewetten. Die Restrukturierung unter dem Mitte Juli 2010 als Vorstand zu pferdewetten.de gekommenen Pierre Hofer – ein gebürtiger Österreicher – zeigte anschließend ungeahnte Erfolge, während umgekehrt die Mutter Mybet Holding – ursprünglich der Rettungsanker für pferdewetten.de – mit immer stärkeren Problemen zu kämpfen hatte. 2013 erfolgte schließlich das besagte Sale-and-lease-back-Geschäft mit den Domains sportwetten.de und sportwetten.com. Der an Mybet gezahlte Kaufpreis wurde bilanziell entsprechend als gewährtes Darlehen eingestuft. Mitte 2016 musste die Mybet Holding schließlich ihren Anteil an pferdewetten.de ganz veräußern, was für die Düsseldorfer wiederum einem Befreiungsschlag glich – auch weil die neuen Aktionäre aus verschiedensten Sektoren – von der Wettbranche bis zum Finanzinvestor – kamen und neue Spielräume eröffneten. Mit 5,33 Prozent hat sich zum Beispiel auch der bet-at-home.com Co-Gründer Jochen Dickinger engagiert.
Freilich liegt die Option mit dem Thema Sportwetten schon etwas länger auf dem Tisch. Nun geht CEO Pierre Hofer jedoch in die Offensive: „Wir haben mit dem Rückkauf der Domain www.sportwetten.de eine Perle und ein echtes Asset erstanden und uns lange überlegt, wie wir dessen Potential bestmöglich entfalten können. Wir sind überzeugt, dass wir als Wettprofis zusammen mit den richtigen Partnern auch in der Sportwette erfolgreich am Markt agieren können und neben dem Umsatz- und Ergebniswachstum der Pferdewette eine zweite Wachstumsrakete zünden können.“ In welchen Dimensionen sich die Investitionen für die Erweiterungen der geschäftlichen Aktivitäten bewegen werden, lässt sich gegenwärtig noch nicht valide abschätzen. Aus diesem Grund bleibt Hofer auch beiseiner bisherigen Prognose für 2017, die ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 1,8 bis 2,2 Mio. Euro vorsieht. Die kommenden Monate bleiben also interessant für die schon mehrfach von boersengefluester.de empfohlene Aktie der pferdewetten.de AG.
Bemerkenswert am Rande: Die Börsenhistorie von sportwetten.de geht auf die 1997 von Matthias Gärtner gegründete und 2000 an den Neuen Markt geführte e.multi Digitale Dienste AG zurück. Gärtner wiederum ist heute Finanzvorstand des Spezialpharmadienstleisters Medios und machte in dieser Funktion – gemeinsam mit Medios-CEO Manfred Schneider – kürzlich eine ziemliche gute Figur auf der Frühjahrskonferenz der DVFA.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,64 | 11,09 | 14,44 | 14,17 | 12,73 | 12,48 | 25,40 | |
EBITDA1,2 | 2,57 | 1,16 | 3,03 | 3,03 | -0,01 | -2,53 | -9,60 | |
EBITDA-Marge3 | 29,75 | 10,46 | 20,98 | 21,38 | -0,08 | -20,27 | -37,80 | |
EBIT1,4 | 2,25 | 0,80 | 2,44 | 2,54 | -0,59 | -3,55 | -7,30 | |
EBIT-Marge5 | 26,04 | 7,21 | 16,90 | 17,93 | -4,64 | -28,45 | -28,74 | |
Jahresüberschuss1 | 2,60 | -0,56 | 3,31 | 1,46 | -0,16 | -2,49 | -8,50 | |
Netto-Marge6 | 30,09 | -5,05 | 22,92 | 10,30 | -1,26 | -19,95 | -33,47 | |
Cashflow1,7 | 3,45 | 1,97 | 4,44 | 1,87 | 2,35 | -2,12 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | -0,12 | 0,73 | 0,34 | -0,04 | -0,32 | -1,75 | |
Dividende8 | 0,14 | 0,16 | 0,20 | 0,26 | 0,10 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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