Eine Sache ist Pierre Hofer, Vorstand von pferdewetten.de, immer besonders wichtig: „Kein Wachstum auf Pump“. Folgerichtig finanziert Hofer das rund 10 Mio. Euro umfassende Investment für den über die zurückgekaufte Domain sportwetten.de erfolgten Einstieg in das Sportwettensegment schrittweise aus dem Cashflow des weiterhin robust laufenden Stammgeschäfts mit Pferdewetten. Gleichwohl schauen die Investoren natürlich sehr genau, wie die Düsseldorfer bei ihrem vor knapp drei Jahren gestarteten Sportwetten-Projekt vorankommen. Zielsetzung: Bis 2022 soll der Bereich schwarze Zahlen schreiben und das Konzern-EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) auf rund 8 Mio. Euro hieven – nach avisierten 1 bis 2 Mio. Euro für 2019. Bislang sieht alles danach aus, dass das Unternehmen gut in der Spur liegt. Recht entspannt ist Hofer auch, was das an sich sehr kontrovers diskutierte Thema Regulierung angeht. Genau wie die ungleich größere bet-at-home.com hat sich auch pferdewetten.de zum Jahresbeginn 2020 um eine der neu zu vergebenden Sportwetten-Lizenzen in Deutschland beworben.
Offiziell handelt es sich aus regulatorischer Sicht dabei freilich nur um eine Experimentierphase, die als Vorstufe des Ende Juni 2021 in Kraft tretenden Glücksspielvertrags anzusehen ist. Momentaner Knackpunkt für viele Marktteilnehmer ist, dass der Gesetzgeber auch eine Neuregelung für das von Verbraucherschützern und Politikern regelmäßig kritisierte Angebot an Casinospielen haben will. Die Ausgangslage: Casinoangebot sind grundsätzlich bereits jetzt illegal, allerdings wird der Betrieb nicht geahndet. Sollten Roulette, Poker & Co. komplett verschwinden, wäre das für die ganz überwiegende Anzahl der Anbieter jedoch ein finanzielles Desaster, denn ohne Casino wären viele kleinere Marktbegleiter kaum überlebensfähig. Genau hierin sieht pferdewetten.de-Vorstand Hofer seine Chance, hat er doch gar keine Casinoprodukte, und das Stammgeschäft mit Pferdewetten ist seit Jahren klar geregelt. „Wir sind wahrscheinlich das Sauberste, was es in der Glücksspielbranche gibt“, sagte Hofer Mitte Dezember 2019 bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,64 | 11,09 | 14,44 | 14,17 | 12,73 | 12,48 | 25,40 | |
EBITDA1,2 | 2,57 | 1,16 | 3,03 | 3,03 | -0,01 | -2,53 | -9,60 | |
EBITDA-Marge3 | 29,75 | 10,46 | 20,98 | 21,38 | -0,08 | -20,27 | -37,80 | |
EBIT1,4 | 2,25 | 0,80 | 2,44 | 2,54 | -0,59 | -3,55 | -7,30 | |
EBIT-Marge5 | 26,04 | 7,21 | 16,90 | 17,93 | -4,64 | -28,45 | -28,74 | |
Jahresüberschuss1 | 2,60 | -0,56 | 3,31 | 1,46 | -0,16 | -2,49 | -8,50 | |
Netto-Marge6 | 30,09 | -5,05 | 22,92 | 10,30 | -1,26 | -19,95 | -33,47 | |
Cashflow1,7 | 3,45 | 1,97 | 4,44 | 1,87 | 2,35 | -2,12 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | -0,12 | 0,73 | 0,34 | -0,04 | -0,32 | -1,75 | |
Dividende8 | 0,14 | 0,16 | 0,20 | 0,26 | 0,10 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
An der Börse stoßen die Sportwetten-Aktivitäten der Düsseldorfer auf zunehmend positive Resonanz, wie ein Blick auf den Chart zeigt. Die Gesellschaft kommt mit ihren Planungen besser vorankommt als gedacht und hat zudem kürzlich eine Dividendenerhöhung von 0,16 auf 0,20 Euro zur Hauptversammlung am 19. Mai 2020 avisiert. Dieser Schritt befördert den Small Cap zwar nicht in die Rendite-Charts, ist aber eben doch ein starkes Signal, zumal Hofer aus der MKK durchklingen ließ, dass in den Folgejahren weitere Anhebungen geplant seien. Der aktuelle Börsenwert beträgt etwas mehr als 48 Mio. Euro, was bereits mit Blick auf die für 2021 kommunizierten Gewinnziele (EBIT: 4 bis 5 Mio. Euro) relativ moderat aussieht. Bezogen auf 2022, ermäßigen sich die entsprechenden Bewertungsmultiples dann nochmals deutlich. Für das laufende Jahr liegt die EBIT-Messlatte bei 2 bis 3 Mio. Euro. Gut zu wissen ist dabei, dass Vorstand Pierre Hofer sehr verlässlich prognostiziert und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren niemals ihre Vorgaben gerissen hat. Für boersengefluester.de bleibt der Titel eine aussichtsreiche Spezialsituation.