Bekanntlich trägt die BILD-Zeitung gern besonders dick auf. Und so wundert es auch nicht, dass die geplanten Änderungen im Glücksspielstaatsvertrag von der BILD sehr plakativ als der „größte Eingriff in die Privatsphäre des Bürgers“, bezeichnet werden. Von persönlichen Angaben bis hin zu den finanziellen Details der getätigten Einzahlungen – alles soll erfasst werden. Schließlich soll die Einhaltung der monatlichen Einsatzlimits, die Rede ist zurzeit von 1.000 Euro, strikt überwacht werden. Wie das immense Datenvolumen an einem normalen Bundesligaspieltag überhaupt bewältigt werden soll, steht allerdings in den Sternen. Und so bleibt abzuwarten, wie das Paket am Ende in der Praxis aussehen wird. Beschlossen scheint aber, dass der Casino-Komplex aus seinem de facto illegalen Status herausgehoben wird und Teil der ab 2021 geltenden Regulierung wird. Boersengefluester.de hat bei Pierre Hofer, dem Vorstand von pferdewetten.de, nachgefragt, wie er die aktuelle Entwicklung einschätzt. Immerhin sind die Düsseldorfer über die Domain sportwetten.de seit einiger Zeit ebenfalls wieder im Sportwettenbereich aktiv, wenn auch als Nischenplayer (siehe dazu unseren Bericht HIER von der Präsentation Hofers auf der MKK).
An der Börse wird das Engagement von Hofer rund um den Fußball freilich sehr intensiv beobachtet, schließlich investiert das Unternehmen ein Großteil der Gewinne aus dem Stammgeschäft in den Aufbau der Sportwette. Gute Nachricht für Investoren: Eine Neukalkulierung ist auf Basis der bislang durchgedrungenen Details zum Glücksspielstaatsvertrag laut Hofer nicht nötig. Letztlich sieht er sich weiterhin sogar in der Rolle eines Regulierungsgewinners. „Wenn es ein einheitlich regulierter Markt wird und alle Anbieter auch tatsächlich mit den gleichen Waffen kämpfen, sehe ich kein Problem“, sagt Hofer. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass ohnehin nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Interessant für pferdewetten.de ist freilich, dass sich künftig die Tür für Casinoangebote öffnet. Bislang musste das Unternehmen hier extrem vorsichtig sein, um nicht die Lizenz für das Brot-und Buttergeschäft mit Pferdewetten zu riskieren.
Nicht minder interessant ist, dass die Rheinländer demnächst offenbar von dem Joint-venture mit dem österreichischen Partner und Dienstleister Cashpoint (Gauselmann Gruppe) abrücken und ihre Angebote auf eine eigene Plattform aufsetzen. Summa summarum bleibt der Small Cap – Börsenwert rund 48 Mio. Euro – eine super interessante Alternative zu etablierten Anbietern wie bet-at-home.com. da passt es umso besser, dass Vorabzahlen für 2019 von pferdewetten.de mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 2,3 und 2,7 Mio. Euro sehr viel besser ausgefallen sind als zu vermuten war. Immerhin bewegte sich die offizielle Guidance “nur” in einer bandbreite von 1,0 bis 2,0 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,64 | 11,09 | 14,44 | 14,17 | 12,73 | 12,48 | 25,40 | |
EBITDA1,2 | 2,57 | 1,16 | 3,03 | 3,03 | -0,01 | -2,53 | -9,60 | |
EBITDA-Marge3 | 29,75 | 10,46 | 20,98 | 21,38 | -0,08 | -20,27 | -37,80 | |
EBIT1,4 | 2,25 | 0,80 | 2,44 | 2,54 | -0,59 | -3,55 | -7,30 | |
EBIT-Marge5 | 26,04 | 7,21 | 16,90 | 17,93 | -4,64 | -28,45 | -28,74 | |
Jahresüberschuss1 | 2,60 | -0,56 | 3,31 | 1,46 | -0,16 | -2,49 | -8,50 | |
Netto-Marge6 | 30,09 | -5,05 | 22,92 | 10,30 | -1,26 | -19,95 | -33,47 | |
Cashflow1,7 | 3,45 | 1,97 | 4,44 | 1,87 | 2,35 | -2,12 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | -0,12 | 0,73 | 0,34 | -0,04 | -0,32 | -1,75 | |
Dividende8 | 0,14 | 0,16 | 0,20 | 0,26 | 0,10 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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