Das ist dann wohl in der Tat ein ziemlich gutes erstes Halbjahr für Pfeiffer Vacuum gewesen. Jedenfalls bezeichnet CEO Britta Giesen das um 12,6 Prozent auf 440,61 Mio. Euro gestiegene Umsatzvolumen im jüngsten Zwischenbericht als „beispiellos“. Tatsächlich hat das im Bereich Vakuumtechnik tätige Unternehmen auf das ohnehin schon starke erste Quartal 2022 im zweiten Jahresviertel nochmals einen draufgesetzt – eine Entwicklung, die so nicht unbedingt zu erwarten war. Zwar sind die Auftragsbücher schon eine ganze Weile randvoll, aber auch für Pfeiffer Vacuum ist es eine Herausforderung, daraus das volle Umsatzpotenzial zu schöpfen. „Es ist eine Situation, in der unser Beschaffungsteam kontinuierlich mit mehreren Lieferanten zusammenarbeitet, um Elektronik, Komponenten, Teile oder chemische Materialien zu sichern, um Produktionsunterbrechungen zu vermeiden und die Liefererwartungen unserer Kunden zu erfüllen“, betont der im hessischen Asslar ansässige Konzern. Losgelöst davon: Welche Dynamik Pfeiffer Vacuum in den vergangenen Jahren bekommen hat, zeigt schon allein die Tatsache, dass die Gesellschaft im gesamten Geschäftsjahr 2015 gerade einmal etwas mehr als 450 Mio. Euro Umsatz erzielte.
Gleichwohl reagieren die Investoren im aktuellen Börsenumfeld hochgradig sensibel und suchen nach jeder Schwachstelle in der operativen Entwicklung. Schließlich haben die Anleger auch bei Pfeiffer Vacuum – lange Zeit einer der Top-Aktien aus dem SDAX – die Befürchtung, dass die guten Zahlen immer schwerer zu toppen sein werden. Entsprechend ging es mit dem Aktienkurs – gemessen an dem im vergangenen November erreichten Rekordhoch von 226 Euro – im Tief um deutlich mehr als ein Drittel bergab. Damit sehen die wichtigsten Aktienkennzahlen wie KGV, Dividendenrendite und auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis nun wieder vorteilhafter aus als im langjährigen Durchschnitt. Auffällig bei den freilich immer noch sehr guten Ergebniszahlen aus dem Halbjahresbericht 2022 ist, dass die EBIT-Marge im zweiten Quartal mit 12,8 Prozent zwar auf dem Niveau des zweiten Quartals 2021 liegt. Verglichen mit der außergewöhnlich hohen EBIT-Marge von 14,5 Prozent aus dem ersten Quartal 2022, ist aber trotzdem ein Abflachen unverkennbar – das Wachstum hinterlässt also auch belastende Spuren.
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Für das Gesamtjahr 2022 bleibt Vorstand Britta Giesen bei ihrer Prognose, wonach mit einem Erlöswachstum von mindestens fünf Prozent zu rechnen sei. Mit anderen Worten: Im zweiten Halbjahr dürfte Pfeiffer Vacuum ein gutes Stück weniger Umsatz erzielen, als in den ersten sechs Monaten 2022. Das ist zwar nicht gänzlich ungewöhnlich. In den vergangenen fünf Jahren war das zweite Halbjahr immerhin zweimal (2021 und 2018) umsatzschwächer als die erste Jahreshälfte, aber zumindest doch eine Erwähnung wert. Und so dürfte die befürchtete Erlösdelle auch der Hauptgrund dafür sein, warum der Kapitalmarkt sich so sehr auf das Haar in der Suppe stürzt und den Aktienkurs von Pfeiffer Vacuum um rund sieben Prozent Richtung Süden schickt. Typisch Bärenmarkt eben. Mit Blick auf die zu erwartende EBIT-Rendite hält die Gesellschaft derweil an ihrer bisherigen Prognose von etwa 14 Prozent fest.
Bezogen auf die boersengefluester.de-Umsatzprognose von 825 Mio. Euro würde das auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von etwa 116 Mio. Euro hinauslaufen – nochmals deutlich mehr als 2021. Inklusive der Abschreibungen entspricht das einem EBITDA von vermutlich rund 146 Mio. Euro. Zum Vergleich: Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) kommt der SDAX-Konzern auf einen Unternehmenswert von 1.427 Mio. Euro und wird damit zu etwas weniger als dem Zehnfachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA an der Börse gehandelt. Für unseren Geschmack gewichtet der Kapitalmarkt damit die potenziellen Risiken deutlich höher, als die weiter vorhandenen Chancen. Immerhin verfügt Pfeiffer Vacuum über komfortable Bilanzrelationen, bietet eine schöne Dividendenrendite und bleibt renditestark.
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Foto: Pfeiffer Vacuum Technology AG
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