In der FinTech-Szene sind „Robo Advisors“ – also digitale Vermögensverwalter – eine ganz heiße Nummer. Bekannt sind hierzulande insbesondere Unternehmen wie cashboard aus Berlin, Ginmon aus Frankfurt, fintego aus Aschheim bei München, die zur Quirin Bank gehörende quirion, Scalable Capital aus München oder Vaamo aus Frankfurt. Aber auch populäre Discountbroker wie die comdirect bank haben entsprechende Produkte im Angebot. Stets geht es um automatisierte Auswahlprozesse für die optimale Bestückung des eigenen Depots – in der Regel via ETFs, aber auch alle anderen Assetklassen wie zum Beispiel Tagesgelder spielen eine Rolle. Nun will boersengefluester.de gar kein „Robo Advisor“ sein, doch mit unserem schon vor geraumer Zeit entwickelten Tool „Permanent Aktien Screening“ schlagen wir im Prinzip die gleiche Marschrichtung ein. In die Übersichtstabelle schaffen es nämlich nicht zwangsläufig nur Unternehmen, die wir persönlich gerade interessant finden oder bei denen positive Nachrichten zu erwarten sind. Zwar kann es mitunter eine Deckungsgleichheit geben. Letztlich ist es aber so, dass die Aktien aus unserem Permanent-Screening vor allen Dinge eine Sache auszeichnet: Sie haben alle neun Hürden gemeistert, die wir jeden Tag aufs Neue an alle von uns regelmäßig betrachteten Papiere anlegen.
Konkret sind das neun Kriterien, die es zu erfüllen gilt:
1. Der Börsenwert des Streubesitzes muss mindestens 10 Mio. Euro betragen
Mit Hilfe dieses Kriteriums wollen wir besonders marktenge Micro Caps von vornherein aussortieren. Andererseits ist die Hürde so gewählt, dass auch Nebenwerte sie meistern können. Wichtig: Betrachtet wird hier nur der Börsenwert der Aktien, die sich im Streubesitz (Freefloat) befinden.
2. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2017 darf nicht höher als 20 sein
Zunächst einmal ist damit sichergestellt, dass überhaupt nur Firmen in Frage kommen, die auf Gewinne erzielen. Das maximal zulässige KGV von 20 (auf Basis unserer eigenen Schätzungen für 2017) sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich ambitioniert aus, aber wir wollen mit diesem Screening vor allen Dingen Alleskönner – und nicht primär KGV-Wunder– ausfindig machen.
3. Die Eigenkapitalquote soll bei mindestens 25 Prozent betragen
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Firmen aus DataSelect liegt bei rund 45 Prozent. In diesem Screening werden also Gesellschaften ausgeschlossen, bei den das Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme im jüngsten Geschäftsjahr weit unterdurchschnittlich war.
4. Die EBIT-Marge muss mehr als 6 Prozent erreichen
Von den knapp 570 Firmen aus DataSelect, erzielten im jüngsten Geschäftsjahr knapp 80 Prozent operative Gewinne – also einen positiven Ertrag vor Abzug von Zinsen und Steuern. Klammert man – da sich die Zahlen kaum vergleichen lassen – Beteiligungsgesellschaften und Immobilienfirmen aus, ergibt sich für die verbliebene Grundgesamtheit eine durchschnittliche Umsatzrendite von knapp neun Prozent. Wir setzen eine etwas niedrigere Hürde von mindestens 6,0 Prozent an – dieses Kriterium erfüllen rund 290 Unternehmen.
5. Die Eigenkapitalrendite soll bei mindestens 10 Prozent liegen
Hier geht es um die Verzinsung des eingesetzten Aktionärskapitals – verstanden als das Verhältnis von Jahresüberschuss zu Eigenkapital. Der Mittelwert aller in der Gewinnzone arbeitenden Gesellschaften aus dem Aktienuniversum DataSelect beträgt rund 12 Prozent. Auch hier legen wir die Messlatte etwas niedriger an. Gefragt sind schließlich Allroundtalente.
6. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) darf höchstens 5,0 betragen
Zwischen der Substanzkennzahl KBV und der Profitabilität der einzelnen Unternehmen besteht ein enges Zusammenspiel. Wichtig: Anleger, die auf der Suche nach günstigen „Buchwert-Aktien“ sind, sollten ihr Raster nicht eindimensional auf „kleiner 1“ stellen. Vielmehr gilt es Papiere auszumachen, bei denen eine hohe Eigenkapitalrendite mit einem vergleichsweise niedrigen KBV einhergeht. Wir haben die Obergrenze für das KBV bei 5,0 gezogen. das sieht zunächst einmal sehr großzügig aus, aber viele “gute” Aktien haben nunmal hohe KBVs.
7. Positive Kursentwicklung in den vergangenen sechs Monaten
Was nutzen die besten fundamentalen Bewertungskennzahlen, wenn die Aktie nicht läuft oder sogar an Wert verliert? Das Permanent-Screening von boersengefluester.de bestehen nur Titel, die Ihren Investoren in den vergangenen sechs Monaten keine Verluste beschert haben.
8. Positive Kursentwicklung in den vergangenen drei Monaten
Auch auf eher kurzfristiger Sicht sollte der Kurstrend nach oben zeigen.
9. Positive Kursentwicklung im vergangenen Monat
Um in die Endauswahl zu kommen, müssen die Aktien zudem auf Vier-Wochen-Sicht eine positive Performance vorweisen.
Am Ende kommt eine bunte Mischung an Aktien heraus, die es sich offenbar lohnt, genauer anzuschauen. Mit konkreten Einschätzungen (Kaufen, Halten, Verkaufen) halten wir uns hier bewusst zurück, schließlich soll der Algorithmus die Zusammensetzung der Liste bestimmen – und nicht unsere naturgemäß auch von persönlichen Präferenzen geprägte Meinung zu den einzelnen Aktien. Immerhin: Momentan erfüllen 27 Werte aus unserer 532 Titel umfassenden Grundgesamtheit sämtliche Kriterien. Das ist eine vergleichsweise große Zahl und zeigt zumindest, dass etliche Papiere die Schaukelbörse der vergangenen Monate unterm Strich mit einer positiven Kursentwicklung gemeistert haben und gleichzeitig geerdet bewertet sind. Dabei sind momentan sämtliche Größenklassen in der Finalliste vertreten: Egal, ob aus DAX, MDAX, SDAX, TecDAX oder dem Small Cap-Segment. Auffällig ist allerdings die große Zahl an Immobiliengesellschaften. Aber auch losgelöst davon sind jede Menge Titel dabei, die wir regelmäßig redaktionell auf boersengefluester.de besprechen – und das beruhigt uns schon ein wenig. Irgendwie wäre es doch komisch, wenn der „Computer“ zu komplett anderen Ergebnissen kommen würde.